"Nature & Politics" Thomas Struths Fotografien im Museum Folkwang

Foto vom Flyer und Besucherinforamtion zur Ausstellung

Der Eröffnungsabend war äußerst gut besucht. Das wundert nicht, denn Thomas Struth gehört mittlerweile zur ersten Riege der Fotokünstler seiner Generation. Es ist seit 2010 seine erste große Ausstellung.

1954 in Geldern geboren, studierte er zunächst Malerei bei Gerhard Richter, dann Fotografie bei Bernd und Hilla Becher. Damit gehört er wie Andreas Gursky, Thomas Ruff und Candida Höfer als ehemalige Becher-Schüler der sogenannten Düsseldorfer Schule an.

Großformatige Fotografien

Nun ist er mit 34 großformatigen Fotografien im Museum Folkwang zu sehen. Diese Fotografien brauchen Raum. Die 1.400 qm große Ausstellungshalle bietet genügend Fläche, damit der Besucher die Fotografien auf sich wirken lassen kann. Die Ausstellungsarchitektur ist nicht geradlinig, es gibt diagonale Wegführungen, quergestellte Wände und daher verschiedene Sichtachsen. So hat der Besucher oft mehrere Fotos im Blick, muss sich entscheiden, welches er zuerst betrachten möchte. Es gibt keinen vorgeschriebenen Weg, man kann hin und her wechseln, ganz seiner Neugierde folgen. Das ist spannend, aber zuweilen auch etwas anstrengend, denn gerade unter den hochkomplexen Apparaturen sind die Augen unter Dauerbelastung.

Künstliche Erlebniswelten - hochtechnologisierte Forschungsstätte

Als Auftakt läuft man zuerst auf das riesige Foto "Aquarium" (Atlanta 2013 / 207,5 x 357 cm). Ein gefälliger Einstig, denn was nun folgt, sind schwer zu durchschauende, hochtechnisierte Apparaturen, Produktionsanlagen, Einblicke in Labore, Raumfahrt und in künstliche Welten und Kulissen von Erlebnis- und Vergnügungsparks, aufgelassene Bauten in Krisengebieten, Industrieanlagen wie Bohrinseln, Hochöfen, Pumpen, alles hochkomplexe Strukturen, die im Normalfall nicht öffentlich zugänglich sind. So auch ein OP-Tisch in der Berliner Charité, darauf ein Körper, ein Mensch, gefesselt an Schläuchen einer hochtechnisierten Medizin. Schwer auszuhalten dieses Foto, denkt man doch gleich daran, ob diese hochtechnisierte Medizin Segen für mögliche Heilung oder, da offensichtlich quälend, eher ein Fluch ist.

Inhaltlich haben die Fotografien eins gemeinsam: die sichtbar gemachte, hochkomplexe Technik. Und die enorme Energie und geistige Leistung der Erfinder und Erbauer. Hingegen die Funktionsweise, wie nun etwas konkret funktioniert, bleibt verborgen und rätselhaft. Genauso rätselhaft wie die Titel der Fotografien, die nicht beschriftet, sondern nummeriert sind. In einer Begleitbroschüre findet man anhand der Nummer das Foto, das Motiv kann eingeordnet werden. Doch nicht selten bleibt das Motiv trotz Titel erklärungsbedürftig.

Die Fotografien zeigen unbekannte, verborgene Schauplätze von Technik und Wissenschaft, die unsere Wirklichkeit beeinflussen. Zum Ausgleich: ein großes Seestück, unberührte Natur, eine Erholung im Vergleich zu den großen Apparaturen.

Nach Essen wird die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin gezeigt, danach wandert sie zu zwei weiteren Museen in die USA.

Die Ausstellung geht bis zum 29. Mai 2016

Weitere Infos hier

Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen

www.museum-folkwang.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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