Theater im Rathaus: Horst Janson überzeugt als Santiago in der "Alte Mann und das Meer" im Theater im Rathaus

Horst Janson überzeugt als Fischer Santiago in „Der alte Mann und das Meer“ im Theater im Rathaus. | Foto: Theater im Rathaus/Maike Böhm
  • Horst Janson überzeugt als Fischer Santiago in „Der alte Mann und das Meer“ im Theater im Rathaus.
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Eines vorweg - als ich von der Idee hörte, Ernest Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ im Theater aufzuführen, dachte ich an meine Studienzeit und den harten Kampf im Literaturseminar mit diesem Buch und an das doch eher beste Unterhaltung gewöhnte Publikum im Theater im Rathaus. Doch bereits nach wenigen Minuten der Premiere lösten sich meine Bauchschmerzen auf und es machte einem richtig gutem Gefühl des Wohlbefindens platz.

Das mag vor allem an den karibischen Klängen von Regisseur Jens Jasselmann und seiner Band gelegen haben, die während der Inszenierung auf der Bühne Platz nahmen und den Sound für die musikalischen Gänsehautmomente von Marie-Luise Gunst sorgten. Die Thüringerin brilliert musikalisch in der Rolle der Barfrau und liefert so neben den oftmals notwendigen Hintergrundinformationen auch die emotionalen Vorlagen, die ein mehr als überzeugender Horst Janson als Fischer Santiago zu verwerten weiß. Seine Mimik, seine Gestik lassen in kaum einem Moment Zweifel darüber aufkommen, dass er Santiago ist und dessen Kampf mit den Elementen, dem Schwertfisch und den Haien lebt und durchlebt. Nein, viel mehr durchleidet und die Verzweiflung Janson durchschüttelt und beutelt.

80 Minuten auf Zeitreise in das Kuba von Ernest Hemingway

Knappe 80 Minuten fühlt man sich nach Santiago de Cuba versetzt, verlässt das spätherbstliche Essen und saugt dieses monumentale Werk Hemingways vollkommen in sich auf. Doch bei aller Perfektion Jansons oder von Silas Haake als Fischerjunge Manolo gibt es doch die ein, zwei Momente in denen das gute Bauchgefühl von kleinen Stichen in der Magengegend geplagt wird. Die kommen meist dann, wenn Marie-Luise Gunst nicht gesanglich die Zuschauer durch das Stück leitet, sondern sich als rhetorische Regieanweiserin versucht. Dann geht viel von der Leidenschaft Jansons verloren und ein Hauch Kühle durchzieht das zuvor von karibischer Wärme durchflutete Theater im Rathaus. Wer sich damit und der Wortgewaltigkeit Hemingways anfreunden will, der kann bis Mittwoch, 31. Oktober, einen gelungenen Theaterabend verleben.

Kartentelefon: 0201/2455555.

Autor:

Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr

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