Gott ist Vater aller Menschen

Auch die Vertreter der Krankenhäuser und des Christlichen Hospizes lauschten den Neujahrs-Ansprachen. 
Foto: Bangert
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  • Auch die Vertreter der Krankenhäuser und des Christlichen Hospizes lauschten den Neujahrs-Ansprachen.
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Ökumenischer Neujahrsempfang diesmal unter dem Motto „Liudger trifft Luther“

Schon zum 28. Mal Werdener ökumenischer Neujahrsempfang! Das evangelische Gemeindehaus Haus Fuhr war gefüllt mit den Menschen, die Werden prägen. Die Versammlung der von beiden Kirchengemeinden gemeinsam eingeladenen Bürger ist seit vielen Jahren einer der Höhepunkte des Jahres.

Der diesjährige Empfang fand im Haus Fuhr statt und führte wieder all‘ die Werdener zusammen, deren ehrenamtliches, bürgerliches Engagement das Abteistädtchen ein Stück lebens- und liebenswerter macht. Karin Kümmerlein war Gastgeberin, begrüßte im gut gefüllten Saal Mitarbeiter aus Vereinen, Politik, sozialen Diensten, Schule und auch Kirche und rief dem Bürgerschützen Hans-Dieter Gilbert zu: „Sogar einen Kaiser haben wir unter uns!“ Man kennt sich, einige Amtsträger aus Feuerwehr und Rotem Kreuz waren sogar durch ihre Uniformen zuzuordnen.

Das Gemeinsame betont

„Liudger trifft Luther“, das Motto des Neujahrsempfanges, schwebte durch alle Redebeiträge. Immer wieder wurde das Gemeinsame in Werden betont, die vielen Bande und Verknüpfungen, das Vertrauen ineinander, welches ja wohl wichtiger sei als schnöde Verträge. Im Vorraum wies eine kleine Plakatausstellung auf das Wirken Luthers und die Reformation hin. Auf den Tischen lagen die Flyer mit dem umfangreichen Programm der ökumenischen Angebote in Werden. Karin Kümmerlein stellte kurz die Redner des Tages vor und lud dazu ein, sich im wie immer kunstvoll von Professor Dr. Heinz Dohmen, diesmal unter dem Motto „Liudger trifft Luther“ gestalteten Gästebuch einzutragen. Mit barocken Klängen stimmte das Duo der Folkwang-Studentinnen Franziska Kloos und Rahel Löwentraut auf die Redenbeiträge ein, die von realistisch-kritischem Blick aufs Zeitgeschehen, aber auch von einer höchst erfreulichen Zuversicht und stark von Gottvertrauen geprägt waren.

Gesellschaftskritik

Pfarrer Oliver Ruoß war es vorbehalten, in einer bewegenden Andacht Gedanken über die Zerrissenheit unserer Welt zu transportieren. „Gefühlt war 2016 ein schwieriges Jahr. Die Silvesternacht von Köln, die AfD erstarkt, die schrecklichen Bilder aus Aleppo, ein scharfer Ton im US-Wahlkampf, der Brexit, eine Verrohung der Sitten auch bei uns…Manchmal wünscht man sich, dass ein neues Jahr auch eine neue Chance in sich birgt.“ Ruoß hatte einen frommen Wunsch, bezog sich auf die Jahreslosung für 2017, ein Bibelwort aus Hesekiel: „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Das steinerne Herz aus der Brust zu nehmen und ein fleischernes geben, wahrhaft menschlich machen. Unsere Gesellschaft ist kälter und härter geworden, auch in der Flüchtlingsdebatte. Mein Wunsch ist es, dass 2017 für uns ein sonniges Jahr wird.“

Schreckliches Jubiläum

Ruoß erinnerte an ein schreckliches Jubiläum: „Am 21. April jährt sich zum 75. Mal der Tag, als die letzten jüdischen Mitbürger Werdens aus der Bungertstraße deportiert wurden. Es wäre gut, wenn wir nicht vergäßen, was schlimm war und daraus lernen!“
Die neue evangelische Kita an der Heckstraße wird bald fertig sein: „Da entsteht ein prächtiges Gebäude. Am 5. März wird eingeweiht mit einem Familiengottesdienst. Im August 2016 fusionierten die beiden evangelische Kitas zu einer einzigen, größeren. Träger ist das evangelische Diakoniewerk Essen. Nur so gab es die Chance zu einem zukunftsträchtigen evangelischen Kindergarten. Ich bin froh, dass das geklappt hat. Ein großes Dankeschön gilt dem Team der Erzieherinnen. Die Fusion beider Kitas hat Kirchengemeinde und Krankenhaus noch näher zusammen rücken lassen.“
Am 31. Oktober ist bundesweiter Feiertag, der Festgottesdienst zum Reformationstag wird selbstverständlich als ökumenischer Gottesdienst gefeiert!“

Facetten Gottes

Propst Jürgen Schmidt freute diese Einladung sehr. Er begann seine Ansprache mit einer Klarstellung: „Gott ist nicht katholisch!“ Kaum waren die Worte verhallt, legte er nach: „Gott ist auch nicht evangelisch. Gott ist überhaupt nicht christlich, auch nicht jüdisch, muslimisch, buddhistisch. Gott ist der Gott und Vater aller Menschen. Durch die Fenster unserer Konfessionen können wir höchsten einige Facetten Gottes entdecken. Gemeinsam sollten wir dem geistlichen Hunger der Menschen begegnen, uns nicht in ökumenischen Kleinigkeiten verhaken. Die Menschen erwarten noch viel von uns. Wir sind 2017 nicht wie vor 500 Jahren auf dem Weg zur Trennung, sondern auf dem Weg zur Einheit. Die beiden Werdener Gemeinden stehen doch vor den gleichen Problemen wie mangelndem Personal und fehlender Finanzen. Was spricht eigentlich dagegen, dass wir noch mehr gemeinsam angehen?“
4900 Katholiken gebe es in der Gemeinde St. Ludgerus. Über 14 Prozent kommen in die Gottesdienste, das ist ein Spitzenwert im Bistum. Aber dennoch müsse über Einsparungen nachgedacht werden: „Wir sind als Christen gefragt, unsere Angebote zu überprüfen. 22 Messen werden jede Woche in den 13 Kirchen und Kapellen der Pfarrei abgehalten. Wir versammeln uns nicht, wir zerstreuen uns.“ Am Ende seiner Ausführungen rief Schmidt in den Saal: „Solche nette Menschen wie sie zu treffen, ist für mich eine große Freude!“

Alle an einen Tisch

Dr. Michael Bonmann bedankte sich für die Einladung zu dieser Plattform für die Ehrenamtlichen, stand nun schon zum siebten Mal als Bezirksbürgermeister am Rednerpult: „Vor 500 Jahren wurde etwas zerrissen, was langsam wieder zusammenwächst. Ich war noch auf einer katholischen Grundschule, da hat sich viel geändert in den 50 Jahren. In Werden ist man mit der Ökumene ganz besonders weit gekommen, auch bedingt durch das enorm hohe ehrenamtliche Engagement. Das gibt Hoffnung. Sicher ist es bedauernswert, wenn eine alte Villa abgerissen wird und das nächste kastenförmige Haus möglichst jeden Quadratzentimeter ausnutzt. Aber wir versuchen, dem Einhalt zu gebieten. Als ich vor sieben Jahr gewählt wurde, gab es einen Zwist um die Bebauung der Grünen Harfe. Wir haben es geschafft, alle an einen Tisch zu holen. Der mit Zähneknirschen gefundene Kompromiss hat bis heute gehalten. Ein weiterer Punkt ist das Verkehrskonzept. In diesem Bereich haben wir es leider nicht geschafft, alle an einen Tisch zu bekommen. Da ist viel Energie verschwendet worden. Aber ich denke, wir werden letztlich das Beste für Werden herausholen. Ein wesentlicher Aspekt ist da das Nahverkehrskonzept, welches einen Ortsbus als Ringlinie vorsieht. Dafür werden eigens kleinere Busse für 25 Personen gekauft für die engen Nebenstraßen. Das sorgt für eine weitere Entspannung der Verkehrssituation. Wir werden den Rundwanderweg um den See, den sogenannten „Baldeney-Steig“ unterstützen. Wir denken, dass ein nachhaltiger Effekt entsteht wie schon beim RuhrtalRadweg. Ich erhoffe mir einen weiteren Push für Werden!“
Dann war Zeit für die Anwesenden, einander ein gutes neues Jahr zu wünschen, sich in kleine Gesprächsgruppen zu zerstreuen und Ideen für neue Initiativen zugunsten der Abteistadt anzuregen.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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