Was lange währt…?

Die Abteistraße soll zukünftig in beide Richtungen befahren werden. 
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Das Verkehrskonzept Werden rückt nach sechs Jahren Vorbereitung immer näher

Seit sechs Jahren „schwebt“ das Verkehrskonzept über Werden und verursacht heiße Diskussionen. Der zuständige Ausschuss befasste sich jetzt mit den konkreten Plänen zur Umsetzung. Sein Votum: Am 12. Juli soll der Essener Rat endgültig beschließen.

Zunächst musste eine kleine „Panne“ behoben werden, denn die Verwaltung hatte irrtümlich einen veralteten Plan des Verkehrskonzeptes veröffentlicht. Im aktuellen Lageplan taucht der ursprünglich vorgesehene Fußgängerüberweg zum „Kirchberg“ nun nicht mehr auf. Stellvertretende Vorsitzende des Bau- und Verkehrsausschusses ist die Werdener CDU-Ratsfrau Martina Schürmann, sie stimmte wie 14 andere Ausschussmitglieder für, Hanslothar Kranz als Sachkundiger Bürger gegen das Konzept: „Dadurch fährt kein Auto weniger durch Werden.“ Einer gegen 15, eine klare politische Niederlage. So etwas muss man als Demokrat hinnehmen, findet Kranz: „Ich bin aber wirklich fair behandelt worden. Doch wenn sich Werdener Bürger beschweren wollen, bitte bei denen, die mit Ja gestimmt haben.“ Sei es, wie sei, der Rat der Stadt wird sich diesem (fast) einstimmigen Votum anschließen und die Maßnahme „Verkehrskonzept Werden“ beschließen.

Anhaltende Grenzwertüberschreitungen

Bereits am 12. Juli 2011 hatte der Rat der Stadt nach einem Moderationsprozess beschlossen, dass die Grüne Harfe in Heidhausen mit einer Begrenzung auf 100 Wohneinheiten bebaut und ein Verkehrskonzept zur Entlastung des Werdener Ortskerns erstellt werden soll. Die Politik hatte damals auf eine „Zug-um-Zug-Umsetzung“ gesetzt, also Gleichzeitigkeit von Bebauung und Verkehrskonzept. Doch während die Bautätigkeit an der Grünen Harfe schon weit vorangeschritten ist, muss man auf die Umsetzung des Verkehrskonzeptes noch warten. Dabei wurde eigens die Umweltzone Ruhrgebiet nach Süden erweitert und überdeckt seitdem auch Werden. Die EU hatte zudem ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die BRD wegen anhaltender Grenzwertüberschreitungen eingeleitet. Die Stadt Essen wurde von der Bezirksregierung Düsseldorf daher aufgefordert, weitere Maßnahmen zur Einhaltung der EU-Grenzwerte zu treffen.

Eine zentrale Achse

Nun also liegt die ultimative „Drucksache“ vor. Wesentlicher Eckpunkt: Der Verkehr wird auf eine zentrale Achse (Abteistraße) verlagert und dadurch die Brückstraße entlastet. Dabei wird die Einbahnregelung auf der zur „Geschäftsstraße“ herabgestuften Brückstraße umgedreht. Auf die Umlagepflicht auf die Anlieger nach KAG wird in der Drucksache hingewiesen. Für die Abteistraße ist eine dreispurige Lösung entwickelt worden, die im Kreuzungsbereich auf vier bis fünf Fahrstreifen, je nach Fahrtrichtung, erweitert wird. Zudem werden auch die Einbahnstraßenregelungen der Bungertstraße und der Straße Klemensborn umgekehrt. Die Änderungen ermöglichen, dass der Werdener Markt als städtebauliches Element herausgestellt werden kann. Auch wird die Bushaltestelle Werdener Markt barrierefrei umgebaut. Eine lärmtechnische Untersuchung und ein Fachgutachten zu den Luftschadstoffimmissionen ergaben, dass insgesamt 94 Gebäudefronten „dem Grunde nach“ Anspruch auf Schallschutzfenster haben. Dabei hätten die Anwohner einen Anspruch auf vollständige Übernahme der Kosten für den Einbau der Schallschutzmaßnahmen. Darüber hinaus ist vorgesehen, auf der Abteistraße lärmoptimierten Asphalt einzubauen.

Fast sieben Millionen Euro

Die vom Ratsbeschluss gewünschte Verkehrsentlastung von 25 Prozent im Ortskern könne weder durch das Verkehrskonzept noch durch eine Ortsumgehung erreicht werden. Eine Verkehrsuntersuchung habe ergeben, dass es sich bei den Verkehren hauptsächlich um Werdener Quell- und Zielverkehre handele. Die Kosten sind auch nicht ohne: Nach derzeitigem Planungsstand betragen sie für Straßenbau, Lichtsignalanlagen, Beleuchtungsanlage, Begrünung, Markierung mit Beschilderung, Ausstattung des Platzbereichs und Lärmschutz an den Gebäuden sowie für Ingenieurleistungen 6,95 Millionen Euro. Die Bürgerinitiative „Fließend Werden“ wurde nicht müde, immer wieder zu protestieren. Die Stadt dürfe nicht gegen EU-Recht verstoßen, indem sie einen Umbau genehmige, der neue Hot Spots an Immissionen aufkommen lasse. Auch würden die Nebenstraßen unverhältnismäßig belastet. Die von der BI zahlreich vorgetragenen Kritik- und Verbesserungspunkte finden sich im aktualisierten Konzept höchstens ansatzweise wieder.

Ja oder Nein?

Ernst Potthoff, verkehrspolitischer Sprecher der Ratsfraktion der Grünen, ist froh: „Kein verkehrliches Stadtteilkonzept in Essen wurde in den letzten zehn Jahren so intensiv durch Bürgerbeteiligung begleitet und durch Gutachten abgesichert. Mit dem umgestalteten Markt erhält Werden endlich einen attraktiven zentralen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität. Außerdem werden die baulichen Voraussetzungen für das geplante Ringliniensystem der Ortsbusse geschaffen. Auch das Durchqueren des Ortes mit dem Fahrrad wird künftig komfortabler und sicherer.“
Auch die BAL-Ratsmitglieder haben sich bereits positioniert, sehen die Lage aber völlig konträr: Dr. Elisabeth van Heesch-Orgass und Marco Trauten werden also in der entscheidenden Ratssitzung mit Nein stimmen. Die angestrebte Verkehrsreduzierung werde verfehlt, die Minderung der Immissionen ebenso: „Die Kritikpunkte wurden breit diskutiert. Wir sehen durch dieses Konzept keine Abhilfe für die Werdener Verkehrssituation und insbesondere Feinstaubbelastung in Brück- und Abteistraße.“

Die Abteistraße soll zukünftig in beide Richtungen befahren werden. 
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Der aktuelle Lageplan des Verkehrskonzeptes für Werden.
Grafik: Stadt Essen
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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