Die Christuskirche ehrt ihre Königin

Die Organistin Ulrike Jerosch erklärt die unterschiedlichen Pfeifen
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Die Schuke-Orgel in der Christuskirche Essen Altendorf feierte 60. Geburtstag

Mit zwei gut besuchten Festkonzerten wurde am 21. Mai das 60. Jubiläum der Schuke-Orgel in der Christuskirche Essen Altendorf gefeiert. Für diesen besonderen Tag zeigte sich auch die Sonne, die das Kircheninnere hell erstrahlen ließ und mit den eindrucksvollen Klängen der Orgel ein feierliches Ambiente schaffte. Die 1956 erbaute Orgel, von der Orgelbaufirma Karl Schuke, ist eine der letzten noch funktionsfähigen Orgeln und wurde damals von der Firma Krupp mitfinanziert. Der Ursprung der Orgelmusik liegt in Ägypten, später wurde das Orgelspiel von den Römern übernommen. Seit ca. 600 Jahren ist die Orgel fester Bestandteil der Kirchenmusik.

Die Orgelmaus Charlie erklärt die Orgel

„Beim Orgelspiel gibt es nichts zu bewundern. Man muss nur im richtigen Moment die richtigen Tasten drücken. Dann spielt die Orgel von selbst die schönste Musik“, zitiert Hannelore Werner den Komponisten Johann Sebastian Bach (1685-1750). Dass das Orgelspiel doch ein wenig komplizierter ist, zeigt die Organistin der Christuskirche Ulrike Jerosch zunächst in einem Gesprächskonzert für Kinder und Erwachsene. An Hand verschiedener Stücke wie „ Drei Chinesen mit dem Kontrabass“, „Happy Birthday“ oder der Titelmelodie der „Sendung mit der Maus“ und mit Hilfe der liebevoll gespielten Kirchenmaus Charlie, erklärt die Organistin die Funktionsweise der Orgel. Dabei lauschten nicht nur die Kinder andächtig den Erläuterungen, sondern auch die Erwachsenen lernen so die Orgel besser kennen. So erfahren die Besucher, dass die Töne entstehen, indem die Luft durch den Fuß der Pfeife strömt, an einer Öffnung gebrochen wird und so in Schwingung gerät. Den Luftstrom erzeugt dabei ein elektrischer Motor, der eine Windmaschine und Blasebalg antreibt. „Die langen Pfeifen erzeugen die tiefen Töne und die kurzen die hohen Töne“, erzählt Ulrike Jerosch der Kirchenmaus Charlie und dem Publikum, „den tiefsten Ton kann man sogar im Bauch spüren.“ Auch das Material und die Bauart haben Auswirkungen auf den Klang der Orgel, informiert die studierte Kirchenmusikerin die Anwesenden. Die Pfeifen aus einem Zinn und Blei Gemisch haben einen majestätischeren Klang als die Holzpfeifen, bemerkt die Orgelmaus Charlie. Die gleich aussehenden Pfeifen gehören zu einer Pfeifenfamilie, welche Register genannt werden und oft Namen von Musikinstrumenten tragen. Schließlich vereint die Orgel Klänge eines ganzen Orchesters, meint Ulrike Jerosch stolz. Um dieses ganze Orchester bedienen zu können besitzt die Orgel in der Christuskirche drei Manuale und ein Pedal. Insgesamt besteht die Orgel aus 2.396 Pfeifen, die zwischen fünf Metern und einem Zentimeter lang sind und bringt ein Gewicht von 6,5 Tonnen auf die Waage. Ein Instrument dieser Größenordnung braucht auch regelmäßige Instandhaltungsmaßnahmen, wie eine sieben tägige Reinigung oder eine zweitägige Stimmung der Orgel. Die finanzielle Unterstützung der kirchenmusikalischen Arbeit der Gemeinde ist daher sehr wichtig um die Orgel weiterhin funktionsfähig zu halten.

Der Tanz mit der Königin

Als Ulrike Jerosch dann zum Schluss die Toccata von Bach spielt, wirkt das Zusammenspiel von Händen und Füßen wie ein Tanz und es wird deutlich, warum die Orgel auch die „Königin der Instrumente“ genannt wird. Um diesen Tanz zu beherrschen, hat die studierte Kirchenmusikerin, bereits im Alter von 15 Jahren mit dem Üben begonnen. „Bevor man an der Orgel übt, lernt man aber oft erst Klavierspielen“, erzählt Ulrike Jerosch. Außerdem muss man sich auf jede Orgel neu einstellen, denn oft sind die Abmessungen unterschiedlich oder das Pedal ist strahlenförmig statt parallel angeordnet. „ Da kann man schon mal einen ganzen Ton daneben liegen“, lacht Ulrike Jerosch. Das Wichtigste, was man über die Orgel wissen muss, ist „dass man ganz tolle Musik spielen kann“, fasst die Kirchenmaus Charlie das Gesprächskonzert zusammen.

Bach, Mozart, Beethoven und Medelssohn Bartholdy

Was sie in den vielen Jahren als Organistin gelernt hat, zeigt Ulrike Jerosch dann eindrucksvoll im anschließenden Festkonzert. Sie beginnt mit dem Eröffnungsstück, das bereits bei der Einweihung am 29. April 1956 gespielt wurde: „Magnificat primi toni“ von Dietrich Buxtehude. Danach wird den Besuchern von Bach (1685-1750) über Mozart (1756-1791), Beethoven (1770-1827), bis hin zu Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)alles geboten. Begleitet werden einige Stücke von Birgit Everding auf der Blockflöte. Zwischen den Stücken liest Hannelore Werner Anekdoten zu den verschiedenen Komponisten vor. Besonders gut deutlich wird die Vielfalt der Orgel an den acht Variationen des Liedes „Meinem Gott gehört die Welt“, welches sowohl als Polka, Boogie und Samba gespielt werden kann. Dem Publikum scheint das Programm zu gefallen, denn während des Konzertes ist es absolut still in der Kirche. Andächtig wird dem Orgelspiel bis zum Ende gelauscht. Dann bedanken sich die Besucher bei der Organistin und Orgel mit einem starken Applaus. Beim anschließenden Sektempfang werden dann noch Glückwünsche ausgetauscht und auf die nächsten 60 Jahre der Orgel angestoßen.

Autor:

Lara Wolff-Hagdon aus Essen-West

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