Innere Welten im Finanzamt

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Ziemlich gegensätzlich geht es zu bei der aktuellen Ausstellung im Finanzamt Essen-Süd, Altendorfer Straße 129. Unter dem Titel „Innere Welten“ zeigen die Künstlerin Berna Rasch und Künstler Gregor Malyszek ihre Werke.

Während Rasch es liebt abstrakte Werke zu malen, sind die Konturen von zum Beispiel Personen bei Malyszek klar erkennbar.
„Auf den ersten Blick sind die Werke sehr unterschiedlich, doch beide Stile kreieren eigene Emotionen. Man setzt sich mit den Werken auseinander, fühlt etwas und schwupps passen beide Stile doch recht gut zusammen“, erklärt Berna Rasch.
Auch Finanzamtsvorsteher Ulrich Hartmann betonte in seiner Begrüßungsrede bei der kürzlich stattgefundenen Vernissage, die „großen Unterschiede der Bilder von Raschs abstrakten Farbkombinationen bis zu Malyszeks collagenartigen Bildern.“
In den gesamten fünf Etagen sind die Werke nun bis zum 29. Oktober zu betrachten.
„Frau Rasch hat bereits schon im Finanzamt ausgestellt. Aber dieses Zusammenspiel ist eine völlig neue Art für mich“, so Hartmann und ergänzt: „Es ist eben eine Ausstellung der Gegensätze und zeigt, wie verschieden die Herangehensweise an die Malerei ist.“
Kennengelernt haben sich die beiden Künstler im Jahre 2002 bei einer Vernissage. „Seine Bilder sind mir sofort aufgefallen“, erinnert sich Rasch zurück. Man kam ins Gespräch und aus einer Begegnung entwickelte sich eine nun langjährige Freundschaft. So stand schließlich fest: „Wir stellen zusammen aus“.
Bereits seit 1999 hat sich Berna Rasch der Kunst verschrieben. In zahlreichen Kursen eignete sich die Künstlerin verschiedene Stilrichtungen an und blieb schließlich an der abstrakten Malerei hängen. „Einfaches Abmalen, das ist nichts für mich“, betont Rasch. „Dann finde ich keine Erfüllung im Malen. Es muss von Innen heraus kommen, ein Bild muss sich entwickeln.“ Deswegen vertraut sie nun auf ihre Malkunst und besucht keine weiteren Kurse mehr. „14 Jahre zu malen, das ist eine lange Zeit. Jetzt habe ich meinen Stil gefunden und versuche damit, beim Betrachter Emotionen hervorzurufen.“
In der Wahl ihrer Farben spiegeln sich diese Emotionen wieder. „Die Lieblingsfarben von mir sind Rot-, Gelb- und Orangetöne. Sie erinnern mich an den Sommer, die Sonne, das Warme.“ Das heißt aber nicht, dass alle Werke von Rasch ausschließlich in diesen Farben gehalten sind. „Als meine beiden Brüder starben, war das ein Schock für mich. Zu dieser Zeit habe ich auch einen Teil der Trauer in meinen Bildern verarbeitet, einige sind daher sehr düster und dunkel gehalten. Aber gerade diese Bilder fand ein Kunde sehr schön und hat sie schließlich gekauft.“ So konnte aus einem traurigen Schicksalsschlag, durch die Kunst, doch noch ein positiver Moment entstehen.
Am Anfang eines Werkes, weiß Rasch selber nicht, was später daraus wird. „Ich male ausschließlich in Öl. Da muss man bei verschiedenen Schichten natürlich darauf warten, bis die jeweilige Schicht trocken ist“, berichtet Berna Rasch. „Bei dem Bild ‚Mythologie‘ zum Beispiel habe ich morgens meine Arbeit vorerst beendet und das Bild den ganzen Tag über nicht so richtig aus dem Kopf bekommen.“ Irgendetwas gefiel Rasch noch nicht so richtig, so zückte sie abends wieder den Pinsel. „Es war ein lauer Sommertag, die Farbe war getrocknet und an diesem Abend beendete ich nun mein Werk, jetzt war ich damit zufrieden.“
Inspiration holt sich die Künstlerin aus ihrem Umfeld. Sei es ein Spaziergang in der Natur oder eine Fernsehsendung. „Man hat die Idee, oder eine Emotion und dann weiß ich: Das möchte ich malen“, so Rasch.
Ähnlich verhält es sich bei Eingebungen bei Kollege und Freund Gregor Maylszek. Auch er lässt sich im Alltag inspirieren. „Ich bin sehr vielseitig unterwegs, arbeite mit Ölfarben, Keramik, schnitze auch.“ Malyszek ist fasziniert von den unterschiedlichsten Materialien. Er versucht zum Beispiel einigen seiner Werke einen regelrechten 3-D-Effekt zu verleihen.
Immer wieder finden sich in seinen Werken auch Themen wie Tod und Vergänglichkeit. „Auch das Schönste ist vergänglich, wird irgendwann alt. Damit setze ich mich auseinander und das sieht man in meinen Bildern auch“, berichtet Malyszek.
Ein Werk zeigt zum Beispiel eine junge Frau, die am Kopf eine Stelle mit älterer Haut hat. „Vor dieses Werk habe ich selber Holzbretter angebaut. Wer diese öffnet, der sieht sich dünnen Knochen gegenüber, hier zeigt sich eben wieder diese Vergänglichkeit. Mit Absicht lasse ich die Frau, die Läden selber öffnen“, erklärt der Künstler.
Ein Werk hat es ihm besonders angetan. Es zeigt einen jungen Mann, die Farbe ist über dem Rahmen des Bildes gemalt und beginnt bereits abzublättern.
Malyszek verdeutlicht: „Dass die Farbe abblättert, finde ich zum Beispiel überhaupt nicht schlimm. Es zeigt eben, dass der Zahn der Zeit an uns allen nagt.“
Kombiniert hat er dieses Werk mit zwei Uhrzeigern. Auf den ersten Blick unzusammenhängend, fällt es dem Betrachter dann doch wie Schuppen von den Augen: Hier wirkt die äußere Zeit mit der inneren Zeit auf den Mann ein.
Wie die Zeiger verarbeitet Malyszek in seinen Bildern, Holz, Metall, eben alles, was ihm als geeignetes Material unter die Finger kommt. „Diese Verbinung von verschiedenen Stilrichtungen und Materialien begeistert mich einfach“, berichtet der Lehrer. Auch bei seinen Schülern hilft im die Arbeit als Künstler. Viele haptische Experimente fließen somit in die pädagogische Arbeit mit ein.

Dass die Bilder so hängen, ist kein Zufall

„Bei der Hängung der Bilder haben wir uns im Vorfeld einige Gedanken gemacht“, gibt die Künstlerin Berna Rasch zu. Wir haben die Flächen im Finanzamt begutachtet und die Bilder bewusst zusammengehängt. Eben weil sie sich ergänzen, zusammen wirken. Der Besucher wird das auch merken“, so Rasch.
Wer sich selber einen Eindruck der „Inneren Welten“ machen möchte, der kann dies zu den Öffnungszeiten des Finanzamtes tun. Diese sind montags, dienstags, und freitags von 8 bis 12 Uhr, dienstags zusätzlich von 13.30 bis 15 Uhr und donnerstags von 8 bis 18 Uhr. Mittwochs bleibt das Finanzamt geschlossen.
Fotos: Markus Decker

Autor:

Silvia Decker aus Emmerich am Rhein

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