Lügenkapitän, Leseratten und Co.

Wie geht es wohl weiter? - (v.li.) Anna-Sofia (4), Femije (6), Lina (4), Peter Krause und Damion (5) sind ganz fasziniert von Stinas Abenteuern.
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  • Wie geht es wohl weiter? - (v.li.) Anna-Sofia (4), Femije (6), Lina (4), Peter Krause und Damion (5) sind ganz fasziniert von Stinas Abenteuern.
  • hochgeladen von Kathrin Hinterschwepfinger

Wer kann sich nicht mehr daran erinnern: Früher, als man noch ganz klein war und einem die Mama oder der Papa abends vor dem Schlafengehen noch eine, vielleicht auch zwei Geschichten vorgelesen hat. Da ging es dann solange um die Geschichten und Abenteuer von Pippi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter bis man eingeschlafen war.
Leider hat diese Vorlesetätigkeit jedoch abgenommen, obwohl man sogar nachweisen kann, wie wichtig das Vorlesen für Kinder und auch die Eltern ist. Um dem Ganzen wieder neuen Schwung zu verleihen wurde 2004 der Bundesweite Vorlesetag ins Leben gerufen. Jedes Jahr am dritten Freitag im November machen sich mittlerweile über 100.000 Vorleser auf, um kleinen und großen Zuhörern Geschichten aller Art nahezubringen. Einer von ihnen ist der Kinder- und Jugendbeauftragte im Bezirk III der Stadt Essen. Auch er war an diesem Tag unterwegs und hat die Kinder der Kita Phantasia in Frohnhausen mit Lügenkapitänen und Leseratten vertraut gemacht.
„Der Vorlesetag ist eine gemeinsame Initiative von Die Zeit, der Stiftung Lesen und der Deutsche Bahn Stiftung“, so Krause. „Mir persönlich liegt diese Aktion sehr am Herzen, weil auch ich meinen Kindern immer sehr viel vorgelesen habe und weiß, wie wichtig das Lesen allgemein ist. Und als mir zu Ohren gekommen ist, dass es in Deutschland nach offiziellen Angaben 7,5 Millionen funktionale Analphabeten gibt, war ich schockiert.“
Krause macht diese ehrenamtliche Tätigkeit schon seit ein paar Jahren. Dabei beschränkte sich seine Vorleseleistung nicht nur auf Kinder, auch Senioren gehörten schon zu seinem Publikum.
Das Konzept des Bundesweiten Vorlesetages ist denkbar einfach: Jeder, der Spass am Vorlesen hat, ließt an diesem Tag anderen in Schulen, Bibliotheken, Buchhaltungen und Kindergärten vor. Auch außergewöhnliche Orte wie in einem Riesenrad, im Museum, in einem Tierpark oder im Flugzeug fungieren an diesem Tag als Plattform.
„Ich lese auch selber sehr gerne und sehe, dass die Kinder großen Spass haben, wenn ihnen spannende Geschichten vorgetragen werden“, erklärt Tina Walter, die Leiterin der Kita Phantasia. „Es ist auch ziemlich egal, was man den Kindern vorträgt, Hauptsache jemand setzt sich vor oder neben sie und entführt sie in eine andere Welt. Die positiven Auswirkungen dessen können nicht genügend betont werden: Zum einen erweitert sich der Wortschatz der Kinder ungemein und auch die Eltern-Kind-Bindung durch die körperliche Nähe wird gestärkt. Zum anderen wird die Fantasie angeregt und die Sprach- und Leseentwicklung gefördert. Kindern, deren Muttersprache nicht deutsch ist dient das Vorlesen zudem zum Lernen der Sprache und jedem, dem regelmäßig vorgelesen wird, hilft es, die Aufmerksamkeitsspanne zu trainieren. Und wenn man aus dem allabendlichen Vorlesen eine Art Ritual macht, hilft man den Kleinen langsam vom Tag abzuschalten. Der Fernseher ist dafür zum Beispiel nicht geeignet.“
Und dann ging es los. Neun Mädchen und Jungen im Alter zwischen drei und sechs Jahren versammelten sich im Ruheraum der Kita und warteten gespannt auf die Geschichte, die sie gleich hören sollten. Krause hatte drei Bücher mitgebracht und las den Kindern schließlich die Abenteuer von Stina und dem Lügenkapitän vor, welcher verrückt nach Honig und Honigbroten ist. Aufmerksam lauschten die Kleinen der Erzählung und stellten sogar Fragen, wenn sie Wörter nicht kannten. So klärte sich zum Beispiel, was denn ein „Namenstag“ ist oder ein „Steinbutt“. Als die Geschichte zu Ende war, stellte der Vorleser noch ein paar Fragen, um mit den Kindern über das gerade Gehörte zu reden. Wie sich herausstellte, hatten alle gut zugehört und konnten alles wiedergeben.
„Ich freue mich, wenn den Kindern die Geschichte gefallen hat und würde sehr gerne wiederkommen, um an die Aktion anzuknüpfen“, meint Krause, der für den Tag von seinem Arbeitgeber, der Deutschen Bahn, sogar frei bekommen hat.
Und wer weiß, vielleicht begrüßt die Kita Phantasia in Frohnhausen auch im kommenden Jahr 2016 wieder den Kinder- und Jugendbeauftragten Peter Krause. Und dann können sich Groß und Klein zum wiederholten Mal an den spannenden Abenteuern von dem Lügenkapitän oder einem anderen Charakter erfreuen.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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