Kunst aus Alt-Kreuzen

Mirko Stefan Elfert vor seinem Holztisch, gefertigt aus hölzernen Kreuzen.
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Mirko Stefan Elfert präsentiert Ausstellung „Wandlung“

Nicht mehr getragene Kleidung bringt man zu Kleiderspende. Leere Mehrwegflaschen zum Container. Und auch kaputte Handys bringen viele Menschen wieder zurück in den Laden, wo sie umweltgerecht entsorgt werden. Was aber passiert mit zum Beispiel mit Kreuzen, die nicht mehr gebraucht werden?

Mit dieser Frage hat sich der Künstler Mirko Stefan Elfert auseinandergesetzt und präsentiert das Ergebnis in seiner Ausstellung „Wandlung“ nun in der Kirche von St. Antonius. Zu bestaunen gibt es dort die gewandelten Alt-Kreuze, welche in völlig neuer Form und Struktur erstrahlen. Musikalisch untermalt wurde die Eröffnung der Ausstellung vom Chor „Con Brio“ unter der Leitung von Simone Hirsch-Bicker.
„Angefangen hat alles mit meiner eigenen Geschichte“, so Elfert. „Ich war schon immer gläubig, aber es gab auch eine Zeit des starken Zweifelns in Folge dessen ich dann aus der Kirche ausgetreten bin. Wie in vielen Haushalten hingen auch bei uns Kreuze, die vor dieser Zeit den Glauben repräsentiert haben. Da ich nun aber aus der Kirche ausgetreten war, wollte ich auch die Kreuze abhängen, habe es dann aber doch nicht übers Herz gebracht.“
Mittlerweile ist Elfert wieder in die Kirche eingetreten, die Frage, was aber im Endeffekt mit allen Kreuzen geschieht, die entweder nicht mehr gebraucht werden, deren Besitzer verstorben sind oder die gegen ein neues Modell ausgetauscht werden, ist geblieben. Insbesondere, weil an jedem einzelnen dann doch eine ganz individuelle Geschichte hängt und wegwerfen sich irgendwie falsch anfühlt.
„Man muss sich das so vorstellen, dass viele Kreuze nach Gottesdiensten zum Beispiel in der hintersten Reihe gefunden werden. Oder anonym abgegeben wie bei einer Babyklappe. Das hat mich dann auf die Idee gebracht, dass man, im positiven Sinne, so etwas wie eine offizielle Kreuzabgabestelle einrichten könnte“, erklärt der Künstler.
Dies hat Elfert dann auch in die Tat umgesetzt und mit den einzelnen Gemeinden gesprochen. Und es hat gefruchtet: Innerhalb einer bestimmten Zeitspanne konnten Interessenten dann ihre nicht mehr benötigten Kreuze an Elfert geben, der aus ihnen im Zuge eines kreativen Aktes etwas völlig anderes machte.
„Zuerst musste ich natürlich sortieren“, meint Elfert. „Mich haben reine Holzkreuze erreicht, aber auch welche mit Messing oder anderem Material. Es kamen große Kreuze, aber auch ganz kleine Kreuze bei mir an. Anhand der Materialien musste ich mich dann entscheiden, welche neuen Objekte entstehen sollten.“
Und das ist ganz spontan gewesen: Was genau daraus wird, ist im Prozess des Entstehens entstanden. Aus Holzkreuzen etwa hat Elfert einen ganz normalen Tisch gemacht, auf dessen Oberseite noch eine kleine Inschrift an das Ausgangsobjekt erinnert. Aus Messingelementen hat er drei große „Weizenkörner“ gießen lassen, deren glatte Oberfläche einen starken Kontrast zum Original bilden. Auch ist eine kleine Zinnfigur entstanden, die „Die Frohe Botschaft“ verkündet. Aus Beton, Holz und Blattgold ist ein „Eckstein“ zu sehen.
„Ich habe mich sehr bemüht, dass alles verwertet wird nichts verloren geht“, so Elfert weiter. „Durch Abhobel- und Fräsarbeiten sind zum Beispiel Sägespäne abgefallen. Diese habe ich aber nicht einfach weggeworfen, sondern verbrannt. Die Asche habe ich dann in Bildern verarbeitet.“
Der Umwandlungsprozess hat Elfert ab und an auch große Überwindung gekostet. Er wusste, dass an den Kreuzen Emotionen und intime Geschichten haften, welche dem Objekt eine ganz eigene Aura verliehen. Als er dann mit Hammer, Schraubenzieher und Zange die Alt-Kreuze aufbrechen und auseinander nehmen musste, um sie in ihre Einzelteile zu zerlegen, war ihm schon etwas komisch zumute. „Ich habe dabei dann an den Sonntagsbraten denken müssen: Jeder möchte gerne ein Stück davon haben, aber keiner will den Akt des Schlachtens übernehmen.“
Nichtsdestoweniger erfreut Elfert mit seiner Ausstellung die Kunstinteressierten sehr. Allen voran Pfarrer Ludger Blasius: „Es ist äußerst sinnig, die Dinge hier in der Kirche auszustellen, da sie unserer Gemeinde entsprungen sind. Vor allem auch deshalb, weil es nicht oft vorkommt, dass mitten im Leben Hinweise auf die lebendige Botschaft gegeben werden. Eine Wandlung symbolisiert das Leben und genau diesen Aspekt greift der Mirko Stefan Elfert hier auf.“
Zu sehen ist die Ausstellung „Wandlung“ noch bis zum 29. Mai in der Kirche St. Antonius. Besichtigt werden können die Werke immer dienstags von 15-17 Uhr sowie mittwochs von 10-12 Uhr und nach den Sonntagsgottesdiensten.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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