Nicht den Farbfilm vergessen!

"Zeitschleife in die 80er" entführt das Publikum in eines der schrägsten Jahrzehnte überhaupt. | Foto: privat
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  • "Zeitschleife in die 80er" entführt das Publikum in eines der schrägsten Jahrzehnte überhaupt.
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Theater THESTH sorgt für Zeitreise in die 80er

Manche Jahrzehnte sind stilvoll – andere lassen die Augen bluten. Da sahen Frisuren aus wie geplatzte Sofas, Schultern wirkten so grotesk wie beim Glöckner von Notre Dame und quietschbunte Aerobic-Outfits waren in Mode. Wer erinnert sich nicht gerne an die 80er Jahre!

Das Theater THEST tut es auf jeden Fall und nimmt in ihrem neuen Stück „Zeitschleife in die 80er“ das Publikum mit auf eine musikalische und optische Reise in das vergangene Jahrzehnt. Gezeigt wird das Stück, wieder aus der Feder von Mechthild Friedburg, im Rahmen des städtischen Kulturkooperationsprojekts. Unter dem Motto „Keine Atempause – Bewegungen und Subkulturen“ dürfen sich die Zuschauer auf ein knalliges weibliches Ensemble mit vollem Körpereinsatz, viel Charme und Selbstironie freuen.
Doch vor der Premiere heißt es bei jedem Theaterstück: Proben, proben, proben. So lange, bis der Text sitzt, die Einsätze passen und einem bestimmte Szenen vielleicht schon zu den Ohren wieder herauskommen.

Der Wunsch einer eigenen Räumlichkeit hat sich noch nicht erfüllt

„Bei den Proben ist die erste Schwierigkeit immer, dass der Text kommt“, so Friedburg. „Dass man den Text auswendig kann, heißt nämlich noch lange nicht, dass er dann auch rauskommt, wenn man ihn aufsagen muss.“ Friedburg ist, wie in anderen Stücken auch, gleich mehrere Personen in einer: Sie führt Regie, moderiert, macht die Choreografie und ist Souffleuse. Auch Modeberaterin ist sie, wenn es darum geht, ob die blauen oder schwarzen Schuhe besser zum Outfit passen.
„Wenn ihr soweit seid, sagt Bescheid“, vermeldet Friedburg. Ankommen soll es hinter der schwarzen Wand, wo sich die Damen im Stück umziehen. Stille. „Auf los geht’s los!“, wiederholt sie. Jetzt schon mit einem Schmunzeln im Gesicht. Immer noch nichts. „Das passiert, wenn man mehrere Frauen zusammen in die Umkleide steckt: Die hören nix“, verkündet Friedburg, steht auf und geht hinter die Bühne. „Aber quatschen gehört halt immer dazu.“ Und das macht auch die angenehme und lockere Atmosphäre aus. Angenehm bleibt es nur bei einer Sache nicht: Das Theater hat noch immer keinen eigenen Raum finden können. „Wir sind dankbar, dass wir die Räumlichkeiten hier nutzen können, aber das Auf- und Abbauen ist körperlich unglaublich anstrengend. Weil wir die Kulisse immer so klein wie möglich zusammen bauen müssen, dass sie in den Keller passt, brauchen wir dafür so zwischen drei und vier Stunden. Abgesehen von der ganzen Technik, die immer neu verlegt und geklebt werden muss. Leider geht dabei das Equipment viel schneller kaputt“, so Friedburg. An dieser Stelle nochmal der Appell: Das Theater würde sich ungemein über einen eigenen Raum freuen!

Walburga Lindow mimt die Rockröhre Nina Hagen

Da in diesem Stück Bild- und Tonmaterial auf einer Leinwand gezeigt wird und das direkten Einfluss auf die Einsätze hat, wird dieses Mal an der Langsamkeit der Dinge gearbeitet: Der Zuschauer muss gucken können, bevor die Handlung weiter geht. „Ich bin immer froh, wenn die Texte schnell und die Anschlüsse zackig kommen. Heute muss es aber anders herum sein, weil die Bilder sonst nicht wirken können. Blöderweise hat es unser Techniker nicht zur Probe geschafft und wir müssen uns die Einspieler denken“, so die Regisseurin. Und das ist gar nicht so einfach. Im Laufe der Zeit ist die Truppe aber ein wahres Improvisationstalent geworden. „Man kann sich gar nicht vorstellen, was schon alles während der Vorstellung passiert ist: Das geht vom kleinen Patzer bis zum Totalausfall der Technik. Da geht einem dann echt die Düse und man hat riesige Schweißränder unter den Armen, weil man nicht weiß, ob es weiter geht. Und dann muss man eben improvisieren. Am schönsten ist es dann aber immer, wenn keiner aus dem Publikum, nicht einmal Mitarbeiter, gemerkt haben, dass gerade Schadensbegrenzung betrieben wurde.“

Viele Bezüge zu Essen lassen die 80er lebendig werden

Dieses Mal sieht aber alles sehr gut aus und einer Zeitreise in die 80er steht bestimmt nichts im Weg. Als Rahmenhandlung hat das Theater einen Junggesellinnenabschied gewählt, bei dem sieben Frauen aus drei Generationen an das Jahrzehnt erinnern. Jede Generation hat einen eigenen Blick auf die 80er, wobei die Braut diese Zeit als junge Frau in Essen erlebt hat. Daher steht die Stadt Essen neben Mode, Musik, Kultur und Zeitgeschichtlichem im Fokus der Produktion. Das Ensemble erinnert unter anderem an das Jugendzentrum in der Papestraße, die Zeche Carl oder auch an das Grillo Theater. Pate für den Titel und Auftaktlied der Produktion ist der immer noch beliebte Time-Warp-Song (Zeitschleife). Es wird über die Neue Deutsche Welle erzählt, über die Entstehung der Punk-Szene und dass der Eintritt zu einem Konzert in der Papestraße damals genau 8 DM gekostet hat. Musikalische Schmankerl gibt es dabei von Nina Hagen und ihrem Micha, der den Farbfilm vergessen hat, Nena und den Weather Girls. Und wenn man dann noch mit einem roten Tanga um die Ecke kommt, wird sicher kein Auge trocken bleiben...
Die Premiere von „Zeitschleife in die 80er“ findet am 22. Oktober um 18 Uhr im Haus Grotehof in der Raumerstraße 74 statt. Weitere Termine sind der 23./29./30. Oktober sowie der 01./19./20. November um jeweils 19 Uhr. Der Eintritt kostet 10 Euro, eine ermäßigte Karte 8 Euro. Weitere Informationen gibt es auf www.theater-thesth.de.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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