Altendorf ist "POTTential"

Herrreinspaziert!!!!Altendorfer Straße: Kultur im Laden
90-60-30 Waschsalon: Marching Band "Die Dorfältesten". Fotos: Gohl
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  • Herrreinspaziert!!!!Altendorfer Straße: Kultur im Laden
    90-60-30 Waschsalon: Marching Band "Die Dorfältesten". Fotos: Gohl
  • hochgeladen von Ingrid Schattberg

„Brutstätte für Kunst und anderes…“ , so Kenner Kunstnomade Gigo

Der kleinste Mann, unter 140 Zentimeter, zieht magisch Blicke an; er ist eine Größe als Schauspieler. Gisbert Görke schleppt munter sein Bettchen mit Mond bei Tageslicht über die belebte Altendorfer Straße. „1969 mit Apollo 11 betraten Neil Armstrong und Edwin Aldrin den Mond. Ich schmuggelte mich in die Apollo!“ Ein Träumer zum Knuddeln, so süß ist er bei der „Kulturmeile“. Gedankenleser? Prompt verschenkt er Süßigkeiten.

Ach, Sie haben das Spitzen-Spektakel auf der Altendorfer Meile verpasst? Mit Musik, Theater, Tanz, Geschichten? O weh!
Denn da ist dem Essener Kulturbüro wahrlich eine Doppel-Glanzleistung gelungen. Voila! Im „Boot“ Veronika Maruhn, Schauspielerin, Sängerin, Konzeptkünstlerin.

Appetit? Eine kleine Kostprobe!
Mit dem „Mond-Mann“ zieht fröhlich, flockig die Marching Band „Die Dorfältesten“ – vier Musiker mit Tuba, Trompete, Drums, Saxophon über die Altendorfer. Sie machen auf dem roten Teppich, Altendorfer Straße 325, Stopp. Eine künftige Fleischerei lockt. Verflixt! Laden dicht. Vollgestopft mit Brettern… Schauspieler Francesco Russo wär kein Star-Schauspieler. „Schief gelaufen.“ Kein Problem. Der Inhaber „Lindos“ – nebenan – sieht Russo‘s flehenden Blick, prompt lädt er ihn samt Anhänger in sein Restaurant ein.

Aug in Aug enthüllt Russo knapp Privates: „Ich bin Italiener; in der Schweiz geboren, aufgewachsen. In Deutschland berufsbedingt. Gelernter Schauspieler, im 26. Berufsjahr, 18 Jahre freiberuflich.“ Ahmad Omeirat, Ratsherr, kommt noch reingeflitzt. Er war beim Libanesen, Shawarma-Döner zog. „Dort lernte ich eine Frau mit Kind und Mann kennen aus Kettwig. Über den Stadt-Flyer erfuhren sie über diese Veranstaltung. Und sind begeistert von Altendorfer Überraschungen in den Ladenlokalen…“

Zurück zum Theater- und Filmschauspieler Francesco Russo. Er „spielt“ seine 1968-er Rolle als Türke so was von echt – plaudert von Mama, Papa, Großvater, dass Anwesende im Nu die Umgebung vergessen. Vor ihnen steht der kleine Bub‘. „Ich sprach nur türkisch. Aber schnell freundete ich mich einem Jungen an, der nur deutsch sprach…“ Kinder, wie die Zeit vergeht: „Für mich ist Deutschland meine Heimat. Ich bin ja hier großgeworden. Aber für meine Eltern…Mein Vater sagt immer: Er hat seine Heimat verloren. Wenn er in der Türkei ist, fühlt er sich nicht mehr Zuhause.“ Der Schauspieler guckt intensiv in die Runde. „Immer mehr Frauen sind Veganer, Vegetarier. Die haben ja kaum was auf den Rippen. Aber ich bin Metzger. Ich verkaufe Fleisch…“

Gerade, als er zum Fressen gern die Geheimnisse des Filet Stroganoff lüften will, erhält Arndt Sauer, Leiter Mehrgenerationenhaus, einen Anruf. Er muss weg. „Und jetzt habe ich so einen Hunger! Bestimmt 30 Jahre träume ich vom Filet Stroganoff, machte früher meine Mutter. Super lecker…!“ Also weiter träumen… Sauer schwärmerisch über den Schauspieler: „Russo erzählt brillant. Wie er die Leute in seinem Schauspiel mit Geschichten mitnimmt, toll.“ Olaf Jasser, Bezirksmitglied, beipflichtend: „Der einzigartige Schauspieler hat Poesie, Romantik, Slapstick hervorragend vorgetragen; vor allem perfekt verschiedene Sprachakzente rübergebracht. Hut ab!“

Weiter zum Autoservice 123, Altendorfer 342. Voller Tank Publikum. Der Oberbürgermeister zieht an. Fast über seinem Haupt hängt ein Schild: Stoßdämpfer! Charmeur Kufen: „Wenn diese Inszenierung in einer Autowerkstatt stattfindet und wenn man weiß, dass ich aus einer Familie stamme, die viel mit Autos zu tun hat, ist der Ort angemessen. Es liegt nahe, mich mit dem Thema Bewegung und Fortbewegung zu befassen.“
Die „kleine Geschichte der Fortbewegung vom Urknall zur Taxi-Drohne“, Jörg Maria Welke, beginnt sehr verwirrend. „Also, vor etwa 13,8 Milliarden Jahren…
endet mit Dampfwagen, Motorwagen, Elektroauto, Lastkraft-, Kran- Krankenwagen… über Luftschiff, Hubschrauber, Ultraleichtflugzeug, Raumgleiter….Rakete, Mofa, Motorroller, Motorrad, Fahr- und Elektrorad…Atom-U-Boot…“ Zeitweise blieb Vorleser Kufen fast die Luft weg – aber nicht die Lust! Die Sängervereinigung 1868/71 Essen-Frohnhausen „erlöst“ den OB mit einem stimmgewaltigen, fröhlichen Wanderlied.

Roswitha Wollenberg ist vom Oberbürgermeister beeindruckt. „Er macht viel für Altendorf. Nimmt sich oft Zeit für den Stadtteil, beachtlich.“

Schwupps, Menschen stehen vor einem Maschenzaun. Gigo Propaganda, Essener Künstler, der 2015 in Frohnhausen als Sprayer auf die Apostelnotkirche-Wandfläche für Aufregung, Gesprächsstoff, gar Polizeieinsätze sorgte, sammelt just zu Altendorf auf Pappwänden Zitate, Meinungen. Untereinander steht: Ein Altes Dorf Das Nicht MEA Schön Ist….
Gigo fächert auf: „Ich zitiere, was die Leute mir hier sagen. „Altendorf ist POTTential“ oder „Altendorf hat nachts immer was zu essen“ - „Altendorf ist eine Brutstätte für Kunst und anderes…“
Sandra Wolff bleibt gebannt stehen. Zitat zu Altendorf? „Altendorf ist Zwischenstation“.Sie wohnte hier. „Ein Teil meines Zuhauses. Hier leben viele Freunde.“

Fasziniert betrachten die Plakatwände Piotr Rozwalka, aus Polen, und die Studentin Esther Leitgeb. „Zufällig erlebten wir Schauspiel und Gesang im 90-60-30 Waschsalon. Das war sehr gut. Wir sind begeistert. Maschinen waschen Wäsche, gleichzeitig nebenher musikalisches Maskenspiel. So surreal. Die Kulturmeile ist beeindruckend. Schön, dass viele kleine Geschäfte sich daran beteiligen. Wichtig, dass dieses Festival so offen ist, viele Menschen hier unterwegs sind, teilnehmen. Wir wohnen in Altendorf seit einigen Monaten, fühlen uns total wohl…“

Ria und Detlef Diel beipflichtend: „Die Altendorfer Kultur hat uns sehr gut gefallen. Fröhliche Stimmung, alle waren gut drauf und aufgeschlossen für Neues. MEHR DAVON!“

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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