Angst herrscht im Gervinuspark

So friedlich kann's sein im Frohnhauser Gervinuspark. Unser Foto entstand beim Stadtteilfest "Frohnhauser Mai" 2010. | Foto: Michael Gohl / West Anzeiger Essen
  • So friedlich kann's sein im Frohnhauser Gervinuspark. Unser Foto entstand beim Stadtteilfest "Frohnhauser Mai" 2010.
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Ja, morgens. Da herrscht friedliche Stille im Frohnhauser Gervinuspark. Nur die Vögel zwitschern um die Wette. Aber spätnachmittags schwebt seit Wochen ein Wort in der Park-Luft: Angst. Angst vor einer Roma-Gruppe. Am 18. Juli eskalierte der Streit zwischen Deutschen und Romas. Die Polizei wurde in heller Aufregung von beiden Seiten gerufen. „Drei Polizeiautos, ein Mannschaftswagen – teils mit Blaulicht – kamen“, sagt Vanessa Keller.

Der Gervinuspark ist seit Jahrzehnten Treffpunkt für Jung und Alt. Generationen wuchsen hier auf, versuchten ihre ersten Trippelschrittchen, schürften sich die Knie auf, weinten, weil sie geschubst, getreten wurden. Lernten sich mit der Zeit selbst zu helfen, zu wehren. Ohne Mama, Papa.

Aber seit Wochen sehen das viele Eltern mit anderen Augen. „Roma-Kinder treten, schlagen unsere Kinder. Klauen alles, was nicht Niet- und Nagelfest ist. Gehen wir zu den Eltern, heißt es generell: Das sind nicht meine Kinder - oder man solle sich nicht so anstellen. Unsere Kinder hängen mittlerweile wie Kletten an uns aus Angst“, beteuert die Frohnhauserin Vanessa Keller. Bestätigung fällt prompt von vielen Müttern wie Vätern.

Am 18. Juli war Schluss mit Lustig. Die junge Mutter Keller berichtet aufgewühlt: „Meine zweijährige Tochter Kimberly wurde wieder von einem Roma-Kind mit flacher Hand ins Gesicht geschlagen.“ Um es kurz zu machen: Nachdem fünf Minuten später das gleiche Roma-Kind den fünf-jährigen Julien ihrer Freundin, Melanie Marks, schlug, wurden die Debatten der Erwachsenen laut und lauter. „Wir wurden als Sch…-Deutsche betitelt. Sollten uns verp…..“

Böse Wortbrocken flogen. „Da wir schon sehr nahe beieinander standen, kamen mein Freund und dessen Freund dazu, damit nichts passiert. In der Zwischenzeit wurde mal wieder die Polizei gerufen, da wir uns nicht mehr weiter bedrohen lassen. Als ich zum Tisch gehen wollte, um meine Sachen zu holen, rief meine Freundin: „Nessa, bring mir meine Zigaretten mit!“ Nun riefen die Roma auch die Polizei an, da diese verstanden: „Nessa, bring die Messer!“

So sauste kurz nach 18 Uhr die Polizei zum Einsatz in den Gervinuspark. „Wir haben von verbalen Streitigkeiten innerhalb einer größeren Personengruppe am Gervinuspark erfahren. Da es sich dem Anrufer zufolge um ca. 30 Personen handeln sollte, wurden mehrere Streifenwagen entsandt. Vor Ort wurden von den Kollegen Personen überprüft; ein Strafantrag nicht gestellt“, so die Pressestelle Polizeipräsidium Essen.

Was sagen die Romas dazu? Sabrina Kwiek beteuernd: „Ich finde es traurig. Sicher, manchmal ist es so, dass Kinder sich schlagen. Ja, wir sind Romas. Freie Christen. Wie die Bibel sagt: Wenn du jemanden siehst, was er falsch macht, versuche, dich mit ihm zusammen zu setzen, damit es funktioniert. Wir sind doch Menschen wie andere auch. Menschen müssen sich lieben. Wir trinken kein Bier. Sind nicht handgreiflich…“

Hört sich nach Hand-Einschlag an? Wäre ein gemeinsames Gespräch denkbar? „Von unserer Seite schon“, so die Roma-Mutter.

Wieder Frieden im Gervinuspark? Keine Angst, keine Schläge, kein Anschreien? – Aussprache beidseitig? „Wenn’s was bringt?“ bezweifeln jedoch stark Vanessa Keller samt Freunde, Bekannte. Der Schock steckt noch in ihren Knochen. So tief, dass sie Angst haben, sich fotografieren zu lassen…

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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