Besucher des Memory-Cafés in Bergeborbeck schunkeln zu Livemusik

Bernd Girke griff in kräftig in die Tasten seines Akkordeons. Annette, Gerda, Hannlore und Barbara Rahn ließen sich nicht lange bitten, stimmten bei bekannten Karnevalshits mit ein und schunkelten, was das Zeug hielt. | Foto: cHER
  • Bernd Girke griff in kräftig in die Tasten seines Akkordeons. Annette, Gerda, Hannlore und Barbara Rahn ließen sich nicht lange bitten, stimmten bei bekannten Karnevalshits mit ein und schunkelten, was das Zeug hielt.
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"Es geht hier nicht um Professionalität, sondern einfach um die Freude der Menschen, die die Lieder in ihnen hervorruft", erklärt Musiker Bernd Girke fröhlich. "Und wer weiß, vielleicht sitze ich selber eines Tages auf der anderen Seite." An diesem Vormittag ist er allerdings nur Gast im Memory-Cafe der Caritas Sozialstationen Ruhr. Mitgebracht in den Gemeindesaal von St. Maria Rosenkranz hat der 69-Jährige sein Akkordeon.

Barbara Rahn ist die Leiterin des Cafés, das an drei Tagen in der Woche seine Pforten öffnet. Sie geht hinüber zu dem Kassettenrekorder, aus dem leise Musik ertönt. Schaltet ihn demonstrativ aus. "So jetzt geht es los!", ruft sie den Gästen zu und teilt gemeinsam mit ihren Kolleginnen Liedtexte aus. Die Senioren sitzen um eine bunt geschmückte Tafel versammelt. Schon beim gemeinsamen Frühstück wird fröhlich gelacht. Viele Teilnehmer sind passend zum Thema Karneval verkleidet. Sie tragen bunten Hüte, Ketten, lustige Fliegen oder Nikolausmützen. Wer nichts dabei hat, wird von Barbara Rahn mit Tröten und witzigen Accessoires ausgestattet.

Erinnerungen kommen wieder

Girke schnappt sich sein Akkordeon und stimmt zum Auftakt erst einmal "Kornblumen blau" an. Auch er ist närrisch kostümiert und lächelt fröhlich in die Runde. Seine gute Laune ist ansteckend. Sofort singen die ersten Café-Besucher mit, schunkeln begeistert im Takt. Man blickt in strahlende und freudige Gesichter. Die Zettel mit den Liedzeilen sind eigentlich überflüssig, die Senioren sind absolut textsicher. Die bekannten Melodien und der Klang des Akkordeons wecken Erinnerungen. Gerda mit dem schmucken Diadem im Haar schlägt begeistert die Trommel, Hannelore hat das Schellen-Tamburin. Normalerweise wird Bernd Girke bei seinen Auftritten von Bruder Jochen begleitet - auf der Gitarre. "Der ist heute aber leider krank. Die Grippe hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht", erklärt er. Doch ohne musikalische Unterstützung muss er an diesem Vormittag nicht auskommen, die gibt's von den begeisterten Café-Besuchern frei Haus.
Schon einmal haben die Brüder Girke das Memory-Café gerockt. "Zu Weihnachten", erinnert sich der 69-Jährige. Aufmerksam auf das Angebot wurde der Musiker übrigens durch einen Zeitungsartikel. "Den hab ich im Borbeck Kurier gelesen", erzählt er lachend.

"Mit Freddys Musik sind wir quasi groß geworden."

Die Freddy Quinn Lieder haben ihn aufmerksam gemacht. "Mit Freddys Musik sind mein Bruder und ich quasi groß geworden." Seit Kindertagen musizieren die beiden Brüder - nach Eintritt in den Unruhestand auch wieder verstärkt gemeinsam. "Das mit den Instrumenten hat nach der langen Zeit anfangs nicht so gut geklappt, aber wir haben festgestellt: Singen können wir noch immer." An vier bis fünf Terminen im Monat sind die Brüder nun auf Tour, ehrenamtlich in Senioren-und Altersheimen, in der Tagespflege oder auch in Demenzcafés. Neben den allseits beliebten Karnevalsliedern zählen Seemanns-, Frühlings- und Volkslieder mit zu ihrem Repertoire.
Aber auch kölsche Tön sind dem Essener nicht fremd. "Warum ist es am Rhein so schön" wird im Bergeborbecker Gemeindesaal angestimmt. Und schon nach den ersten Takten stimmen Gerda, Hannelore und die anderen munter mit ein. Lachend wird sich beim Sitznachbarn untergehakt und zur Musik geschunkelt. "Man bekommt so viel mehr zurück als man selber gibt", versucht Bernd Girke sein Engagement zu erklären. Im Pfarrsaal an der Haus-Berge-Straße ist er nicht zum letzten Mal gewesen. Gemeinsam mit seinem Bruder freut er sich schon auf das Frühlingsfest. "Und die Grillparty am Lagerfeuer."

Infos rund ums Memory-Café

Das Memory-Café findet montags, mittwochs und donnerstags im Gemeindesaal der katholischen Kirchengemeinde St. Maria Rosenkranz Haus-Berge-Straße 233 a in Borbeck statt. Beginn ist 10 Uhr morgens bis 13 Uhr vormittags.
Für die Gäste wird neuerdings auch ein betreuter Abhol- und Bringservice angeboten. Die Kosten für die Teilnahme können weitestgehend durch die Leistungen der Pflegeversicherung übernommen werden. Nach Absprache besteht die Möglichkeit, einen kostenlosen "Schnuppertag" zu vereinbaren.
Eine Erweiterung der Cafézeiten um den Freitag sowie die Organisation von gemeinsamen Ausflügen sind bereits in Planung. Für alle Fragen rund um das Memory-Café sowie für eine ausgiebige Beratung steht Barbara Rahn unter der Telefonnummer 0152 36 91 49 89 oder per Email an caritas.betreuung@gmail.ruhr zur Verfügung.

von Vanessa Neuhaus

Autor:

Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck

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