"Bockmühle-Gesamtschule - eine riesige Ruine"

So sieht die Fluchttreppe der GS Bockmühle aus.  Stufen marode, brüchig, rostig. Die Treppe muss gar mit Pfeilern abgestützt werden...Fotos: Debus-Gohl
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  • So sieht die Fluchttreppe der GS Bockmühle aus. Stufen marode, brüchig, rostig. Die Treppe muss gar mit Pfeilern abgestützt werden...Fotos: Debus-Gohl
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Hilferuf an Oberbürgermeister Thomas Kufen!

Hurra1972 - Geburt „Bockmühle“, die erste Gesamtschule in Essen. Neun-zügig düst sie los, mit je 33 Schülern, deutscher Herkunft. Hochglanz von innen, außen – mitten in Altendorf. 44 Jahre später: Circa1500 Schüler aus 50 verschiedenen Nationen unterrichten circa 150 Pädagogen. Super? „Nö. Ein Schandfleck. Hier hat die Politik auf allen Ebenen versagt! Betonwände bröckeln an allen Ecken, lose Kabel liegen rum. Eine Katastrophe!“ Harsche Kritik von Bezirksbürgermeister Persch. Schulchefin Julia Gajewski pflichtet bei…

Von Ingrid Schattberg
Persch fragt: „Wie viele essen in der Mensa?“ Na? „Acht!“ Warum? „Das Essen schmeckt nicht. Es hat was mit dem Klientel zu tun, das nicht gerne bestellt. Schüler bringen was von Zuhause mit; oder essen lieber Chips“, bestätigt die Schulchefin. Sie fächert auf: „Die Mensa-Stühle sind über 40 Jahre alt, mit hohlen offenen Metallbeinen; ohne Belag. Das macht einen Geräuschpegel wie in einer Lagerhalle. Keine Atmosphäre.“ Es kommt noch viel drastischer!

Der 230000 qm-Mammut-Baukomplex mit einer Komplettfläche von ca. 63000 qm steht quasi vor dem Kollaps. Ihre Kritik: „Da buttert man in diesen Bau Millionen rein, ohne dass ein Ende je in Sicht ist. Der Bau ist so marode, dass man endlich Umdenken muss. Das ist so, seit ich hier an der Schule bin – seit 17 Jahren!“

Immer wieder beklagte Ex-Boss Klaus Prepens in der Öffentlichkeit unterlassene Hilfe von verschiedenen Stellen. Die Zeiten ändern sich nämlich gravierend schnell. Der Anteil der Schüler mit Migranten-Hintergrund beziffert sich auf 70 %! „Wir lassen keine Kinder zurück. Aber die Politiker“, so Julia Gajewski.

„Jetzt wird es insofern interessant, weil hier Brandschutzmaßnahmen erfolgen, die unheimlich in die Höhe schießen. Wohlgemerkt für Brandschutz; den darf man nicht mit Sanierung verwechseln.“ Aha-Effekt: Viele Fenster, die sich Jahre nicht öffnen ließen, so im naturwissenschaftlichen Bereich, müssen zwangsmäßig erneuert werden. An einzelnen Stellen gibt es dadurch neue Decken, die maroden waren nicht mehr zu halten. Schöne Nebenprodukte durch Brandschutz. Kosten von circa 5,5 Mio. Euro werden genannt.
Allein der Kostenvoranschlag vom Flachdach beziffert sich auf 12 Mio. Euro! Zack, die Summe schießt dann auf 18 Mio. Euro. „Ministerpräsidentin Kraft klotzt zwar, dass zig Mio. Euro an Schulen fließen. Die Stadt Essen 21 Mio. Euro - pro Jahr - vier Jahr lang erhält. Aber wenn ein Flachdach schon 12 Mio. Euro verschlingt, relativiert sich das, ist nicht viel Geld für so eine vernachlässigte Schule“, bilanziert die 53-Jährige.

Jubeln? „Nein. Für so eine marode Schule muss man ernsthaft über einen Neubau nachdenken.

Welchen Wert hat diese Schule in Altendorf?
Keine Frage, einen herausragenden Wert; was Demokratie-Verständnis Lernen angeht.“ Kurze Pause. „Weil ich diese Schule für den Stadtteil äußerst wichtig halte, muss allerdings konkret überlegt werden, wie viel und wo man das Geld investiert. An dieser Schule werden augenblicklich nur notwendigste Löcher gestopft. Jeder der hier arbeitet, weiß das. Es wird nicht überlegt, was wird mit dieser Schule in 20 Jahren. Soll sie weiter leben oder abgerissen werden, weil sie zu kaputt ist.“

Beispiele? Fluchtweg. Treppenstufen sind so marode, rostig, dass sie mit Pfeilern abgestützt werden. Nicht zu nutzen…Freizeitbereich, 5. Jahrgang. Ein großer Raum steht seit 3 ½ Jahren im Rohbau, nicht nutzbar. Kabel liegen kreuz und quer auf dem Boden. Plastikfolien verdecken offene Decken. Schul-Flur: Brandschutzmaßnahmen dümpeln seit einem Jahr. Wie Gedärm hängen Kabel aus Riesenöffnungen. Licht fehlt. Der Gang ist dunkel…

Bittere Worte folgen: „Wir sind eine Stadtteil-Schule. Schnellstens sollte überlegt werden, dieses Prädikat wieder aufzubauen. Man braucht ein Gesamtkonzept für Altendorf. Für mich ist dringend der Oberbürgermeister dafür verantwortlich. Wir sind eine Regelschule mit den meisten Inklusionskindern. Wir machen konzeptionell herausragende Arbeit. Die Frage ist, welche Wertigkeit bekommen wir von der Stadt Essen zurück?“

Vorschlag? „Dass man sich gemeinsam an einen Tisch setzt, einen 20 Jahresplan für ganz Altendorf und diese Schule macht. Aber das traut sich keiner! Warum, weiß ich nicht! Aber ein Muss. Sonst fällt die Bockmühle irgendwann in sich zusammen. Und das bei der Integrationsaufgabe, die wir haben - auch bestens leisten. Ich möchte nicht, dass diese Schule den Bach runtergeht!“

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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