Die Vernunfts-Schul-Ehe: Kolossaler Kraftakt

Zwei Schulen, nebeneinander seit einem Jahrhundert, doch "Liebe"? Der Schulverbund soll jetzt einiges ändern. Doch starke Bedenken haben Sabrina Leonardelli, Sandra Strycek, Aysun Akmann, v. l. (Schulpflegschaft "Berliner"). Fotos: Gohl
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  • Zwei Schulen, nebeneinander seit einem Jahrhundert, doch "Liebe"? Der Schulverbund soll jetzt einiges ändern. Doch starke Bedenken haben Sabrina Leonardelli, Sandra Strycek, Aysun Akmann, v. l. (Schulpflegschaft "Berliner"). Fotos: Gohl
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Problematische Schulentwicklung im Stadtbezirk III – Schülerzahl wird anwachsen!

Das Gemunkel um die Jahrhundertschulen „Cosmas und Damian“ und „Berliner“ ist nicht neu. Während die Cosmas und Damian immer „die katholische“ ist, war die „Berliner“ erst „die evangelische“, dann Gemeinschaftsgrundschule. So weit so gut? Nö! Klaus Persch, Bezirksbürgermeister, skizziert das Bild der „Schwestern“-Schulen. „Geht man über den Schulhof, ist da symbolisch ein weißer Strich. Unterschiedliche Pausenzeiten! Cosmas und Damian ist immer voll ausgelastet! „Berliner“ muss nehmen was übrigbleibt. Doch an beiden Schulen lernt man: 1+1 =2.“ Die Lösung...

An der Berliner Schule sind vier Ganztagsgruppen, an der Cosmas und Damian-Schule vier Ganztagsgruppen und zwei Gruppen „8-1“. So soll es nicht weiter gehen. Das Schulgesetz bietet die Möglichkeit, aus zwei eigenständigen Grundschulen einen Schulverbund einzurichten, wenn dem Schulträger dies aus schulorganisatorischen Gründen geboten erscheint. Vorteile: Schwankungen in den Klassenfrequenzen - damit verbundene Probleme bei der Lehrerversorgung können besser kompensiert - wodurch insgesamt der Unterricht besser sichergestellt werden kann. Auch die räumliche Situation wird dadurch verbessert, weil die Raumbewirtschaftung aus einer Hand neue Spielräume eröffnet. Das offene Ganztags-Angebot soll in vollem Umfang erhalten bleiben…

Die Schulpflegschaft der „Berliner“ sieht es anders. Vorsitzende Sabrina Leonardelli mit Vertreterin Sandra Strycek und Aysun Akmann zeigen ihre Bedenken u. a. auf. „Wie es sich anhört, soll die Rektorin der „Berliner“ gehen. Das wollen die Eltern nicht. Die Rede ist davon, dass der Ganztag mit der Jugendhilfe besetzt wird. Das würde bedeuten, Ganztagskräfte der Berliner müssen gehen, weil die nicht bei der Jugendhilfe angestellt sind. Zusammenlegung heißt: Bei Schulanmeldungen gäbe es nur eine Stelle: Cosmas und Damian. Unsere Befürchtung: Die Schulleitung entscheidet, welche Schüler in welches Schulgebäude verteilt werden… Klassen der „Berliner“ würden deutlich größer, so dass man Kindern mit Lernförderung und Migrationshintergrund nicht mehr gerecht werden könnte…“

Wir stellten die Fragen der Schulverwaltung. Bisher keine Antwort. Bei der „Berliner“ baten wir um Rückruf; erfolgte bislang nicht!

Aber ein Gespräch mit Ulrike Burgsmüller-Günther, Rektorin Cosmas und Damian, zur Sachlage. „Die Entscheidung muss generell noch getroffen werden durch die Bezirksregierung. Das Schulamt möchte gerne, dass die Schulleitung in meiner Hand bleibt; von mir das große System besetzt wird. Schriftliches habe ich noch nichts. Aber wenn, wäre es absolut richtig, dass beide Schul-Profile geschätzt werden, dass man daran gemeinsam arbeitet. Gemeinsame Strukturen weiter entwickelt, damit ein gemeinsames Schulsystem entsteht. Wichtig, dass man so früh wie möglich damit beginnt.

Uns verbindet das gemeinsame Miteinander. Hier finden sich alle Nationen wieder. Für mich gibt es keinen Rest der Schüler! Für mich sind alle Kinder gleich, auch alle Eltern. Unsere Schule bleibt wie sie ist, der Gemeinschaftszweig bleibt wie er ist. Zwei Gebäude, doch ein System. Ich würde zwar die Schulanmeldungen annehmen. Cosmas und Damian, 210 Schüler, ist nach wie vor katholisch; die Berliner, 160 Schüler, nach wie vor Gemeinschaftsschule.“

Sie gesteht: „Nach wie vor sind viele Fragen offen. Im November sind Anmeldungen für das neue System 1.8.2017. Die Uhr tickt! Spätestens nach den Sommerferien müssten Kitas informiert werden, Eltern müssten Bescheid wissen. Ich möchte Eltern die Angst nehmen. Wir haben immer gute Anmeldezahlen, ein gutes Kollegium. Warum soll das nicht mit der anderen Schule gehen? Ich bin großer Hoffnung. Von der menschlichen Seite habe ich keine Sorge, aber vor der organisatorischen. Das wird ein Kraftakt!“

STIMMEN ZUM SCHULVERBUND:

Klaus Persch, Bezirksbürgermeister: „Ich begrüße den Grundschulverbund, somit die organisatorische Zusammenlegung der Schulen. Alles andere – welche Schulform etc. – ist erst mal zweitrangig.“
Doris Eisenmenger, stellv. Bezirksbürgermeisterin, befürwortet eine Zusammenlegung der beiden Schulen. Vorteile: Gesamtkonzept entwickeln; Klassenstärken, Lehrerversorgung können besser organisiert werden; Fehlstunden besser ausgeglichen werden. Raumplanungen in einer Hand eröffnen viele Möglichkeiten. Der offene Ganztag kann evtl. erweitert werden.“
Jutta Pentoch, Ratsfrau, plädiert für die Zusammenlegung der beiden Schulen. „Es ist meine feste Überzeugung, dass dieser Schulstandort davon profitieren wird; dass sich an der Berliner Straße ein modernes Haus des Lernens etablieren wird. Gewinner werden die Kinder sein.
Theo Körber, Ratsherr, rät: „Aufpassen. Das könnte auch eine Vorstufe bzw. Abschaffung der kath. Cosmas und Damian Schule sein; aus beiden eine Gemeinschaftsschule zu bilden.“
Brigitte Harti, Vorsitzende CDU Essen-West: „Die Schulverwaltung sieht einen Schulverbund zwischen beiden Schulen, keine Fusion vor! Also, dass beide Schulstandorte eine gewisse Selbständigkeit behalten wie z. B. Anmeldungen, die an beiden Schulen erfolgen, in der Schulleitung sind beide Schularten vertreten etc. Die Leitung soll die Cosmas und Damian-Schule als stärkere Schule übernehmen.“ Räumt ein: „Die derzeitige Diskussion zeigt, dass alle Beteiligten, Betroffenen, insbesondere die Eltern, aufgeklärt werden müssen. Bis zur Entscheidung des Rates im September haben wir noch Zeit, alle mitzunehmen.“

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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