Flashmob in Frohnhausen

Alle warten auf Elsbeth Peters. Foto: Schattberg
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Heute kurz vor acht der Anruf. Was ist denn da an der Herderschule los...? Der Hof voll Menschen. Es ist laut. Krach am letzten Schultag?

Nix wie hin. Von weitem schon laute Stimmen. Zeugnis-Zank? Komisch, eigentlich müssten die Giftblätter erst später verteilt werden. Da steht doch die Rektorin - trägt eine Schärpe, umringt von Erwachsenen, Kindern... Jetzt tanzen alle. Tränen kullern, einige drücken fest Elsbeth Peters – fast platt.

Platt sind alle: Denn die beliebte Rektorin geht weg – in den Ruhestand. 200 Schüler und über 200 Gäste – Eltern, ehemalige Schuleltern, Kinder – die alle den Wecker weit vor acht Uhr stellten, eilten zur Herderschule, Essen-Frohnhausen, um die Schulleiterin zu knuddeln. Elternvertreterin Jeannine Roessler zitiert: „Veränderungen sind am Anfang hart – in der Mitte chaotisch – und am Ende wunderbar.“
Ein sehr emotionaler Abschied, Tränen rollen, besonders als am Ende „Time to say goodbye“ gespielt wird.. Schüler schmettern neben dem Schullied auch Yellow Submarine von den Beatles. Bravo!
Die Rektorin ist menschlich. Weil das Mikrofon vergessen wurde. Warum? Weil das sonst immer von Elsbeth Peters mitgebracht wird. Sie sitzt entspannt in ihrem Liegestuhl, isst Lakritz – die einzige Süßigkeit, die in der Herderschule erlaubt ist; weil die „Chefin“ es so gerne lutscht.
Doch der West Anzeiger nagte noch an ihrer Rest-Schulzeit. Peters war acht Jahre an der Herder. Insgesamt 35 Jahre Lehrerin, davon 24 Jahre Rektorin. Fast 1000 Kinder verabschiedete sie.

Ein unvergessliches Erlebnis?

Elsbeth Peters:
„Wenn ich ein erstes Schuljahr als Klassenlehrerin übernommen hatte, dauerte es oft nur kurze Zeit, bis die Kinder lesen konnten. Von Tag zu Tag oder von Woche zu Woche kam immer ein lesendes Kind dazu. Mitzubekommen, wenn ein Kind merke „Ich kann lesen“, dieses Staunen darüber und das Strahlen in den Augen – das ist mir unvergesslich. Vielleicht ahnten sie unbewusst, dass sich ihnen durch diese Fähigkeit WELTEN eröffneten."

Das Schönste als Rektorin war...?

"Die vielen, vielen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen: Mit den Kinder, Eltern, Erzieherinnen, Kolleginnen, Schulräten*innen, Schulleitungskolleginnen, Mitarbeiter*innen beim Schulamt, Künstlern, Aus- und Fortbildern, Presse  … Die ganze Gesellschaft bildet sich in Schule ab und deshalb reichen die Kontakte auch in alle Bereiche des Lebens hinein. Als Rektorin hat man aber auch in der Hand, bewährte Dinge in einer Schule zu erhalten und neue Ideen zu verwirklichen. Und ich konnte – bis heute – in meinem absoluten Traumberuf arbeiten, wofür ich sehr dankbar bin."

Jetzt so viel Freizeit?

"Von FREIzeit will ich nicht sprechen, sondern von Zeit, die ich jetzt viel selbstbestimmter gestalten kann. Ich brauche einige Wochen Ruhe, um das – vor allem letzte – sehr turbulente Jahr zu verarbeiten und dann bin ich neugierig auf das, was so kommt."

Haben Sie noch Kontakt zu Schülern?

"Ja, zu früheren Schülern*innen und Eltern. Auch heute waren eine ganze Reihe beim Abschieds-Fest - das hat mich sehr gefreut."

Abschied tut weh...

"Es war ein traumhafter Abschied: Mit einem VW-Käfer (mein erstes Auto!) wurde ich heute Morgen von zu Hause abgeholt, danach tanzte der ganze Schulhof, in der Turnhalle war ein gemütliches Plätzchen für mich vorbereitet und viele liebe Menschen würdigten meine Zeit an der Herderschule.

Der Musikclown,

dessen Auftritt ich den Kindern zum Abschied „geschenkt“ habe - brachte uns zum Lachen und beim letzten gemeinsamen Tanz wurde gemeinsam geweint. Also: Wie in allen den Jahren an der Herderschule: Das pralle Leben mit allen möglichen Facetten. Mir schoss durch den Kopf: „Was für ein glücklicher Mensch bin ich.“

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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