Großstadt Essen - etwas Furchtbares passierte

Ende eines Lebens. Tatort mit furchtbarem Hintergrund: Stüvestraße! Foto: Schattberg
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Mitten in Essen – umgeben von zig tausend Menschen! Keiner ahnte etwas...!

Der Anruf bei uns kam Sonntagmittag. „Seit Freitag hört es nicht auf. Da werden wohl Wohnungen ausgeräumt. Das sieht auf den Bürgersteigen entsetzlich aus. Schund und Schnodder. Leute wühlen in den Lumpen, in den verdreckten, ekligen Klamotten. Es breitet sich immer weiter aus.“ Tatort Stüvestraße, Essen-Frohnhausen. Haus an Haus. Die Haustür steht weit auf. Was ich sehe – ein fürchterlicher Albtraum!

Vier junge Männer sind bis oben hin beladen: Schleppen Müllsäcke, übervolle Kisten, lose schmutzige Kleidungsstücke viele Etagen runter. Stapeln die eklig versifften Klamotten an der Häuserwand. Der Platz reicht nicht. Weiter drängen sich die unansehnlichen Wohnungsinhalte in der Kurve rein bis zur Gervinusstraße.
Ziehen sie aus? „Nein! Wir räumen e i n e  Wohnung aus. Der Hausbesitzer beauftragte uns.“ Der Wohnungsinhaber starb vor Tagen. Ein Messie!
Seit Freitagmorgen ackern die Vier fast ununterbrochen. „Bis vielleicht Dienstag. Wir warten auf Container. Noch sind nicht die Keller ausgeräumt...!“
Es kommt noch viel Grauenvoller. In dem vier-Familien-Haus ahnte keiner was von der schlimmen Sammelsucht des 65-Jährigen. Auch eine Nachbarin (Name der Redaktion bekannt) kann das Horror-Szenarium noch immer nicht verstehen. „Er wohnte in diesem Haus über 30 Jahre. Früher kamen ab und zu Freunde. Eine Freundin hatte er mal. Er ging auch raus. Das ist lange her.“
Nichts gerochen aus der 60 qm Wohnung? „Von der Diakonie wurde er ja betreut. Wöchentlich einmal. Da glaubt man, alles ist in Ordnung! Und früher, als er nach draußen ging, war er topfit gekleidet. Mit dem konnte man gut reden.“
Nur nicht mehr in der letzten Zeit. „Der neue Hausbesitzer ließ zwei Keller leerräumen. Und wir bekamen Gas-Etagenheizung. Doch Herr P. ließ keinen in die Wohnung. Sein Nachtspeicherofen lief...War ja alles voll gestellt.“
Wöchentlich kam die Diakonie – keiner wurde stutzig? „Die wechselten anfangs häufig. Jetzt kam einer regelmäßig wöchentlich, vier Stunden, Betreutes Wohnen. Der versuchte, wohl klar Schiff zu machen...“
Doch bei seinem letzten Besuch bemerkte er, dass bei seinem Klienten was nicht stimmte. Er rief den Notarzt an. Polizei, Kripo erschienen.

Wer besitzt das Haus? „Ach, so ein Immobilien-Mensch; erst seit dem letzten Jahr. Bis auf die Heizung wurde nichts geändert. Er will wohl wieder das Haus verkaufen. Jetzt kamen schon Leute, zur Besichtigung...“
Die Ausräum-Männer kopfschüttelnd: „Nirgendwo war Platz. In der ganzen Wohnung alles bis zur Decke gestapelt." Gar auf dem Balkon, in der Toilette. Der Flur bis oben hin voll Sachen, nicht geöffnete Päckchen, schmutziges Geschirr, kaputte Lampen, versiffte Bettwäsche...
Dann müssen die Männer noch vier Keller ausräumen...
In einer Großstadt, wo Menschen Tür an Tür wohnen - ist gerade die Einsamkeit häufig...

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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