"Hoffentlich muss ich nicht Heulen"

Chapeau! Halleluja! Auf die Weihnachtskonzerte der Essener Polizei. Gäbe es die nicht seit 60 Jahren, wäre die Stadt Essen um einen "Leuchtturm" ärmer.  Fotos: Renate Debus-Gohl
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  • Chapeau! Halleluja! Auf die Weihnachtskonzerte der Essener Polizei. Gäbe es die nicht seit 60 Jahren, wäre die Stadt Essen um einen "Leuchtturm" ärmer. Fotos: Renate Debus-Gohl
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60 Jubel-Jahre Polizei-Weihnachtskonzerte! Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr scheidet - Herz-Schmerz!

Wer hätte das gedacht? Der Showklassiker „Wetten, dass…“ zerplatzte nach 33 Jahren am 13. Dezember 2014 wie eine Seifenblase. Nicht floppen sondern fluppen, total begeistern dagegen die jährlichen Weihnachtskonzerte der Essener Polizei wie nie. Just am Wochenende, bei drei Konzerten (!) platzte die Philharmonie Essen fast aus den Nähten. 60 Jahre Halleluja. Sechs Jahrzehnte Tusch! Ausverkauftes Haus! Und Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr verrät, wovor sie sie sich fürchtet.

2000 Zuschauer hängen gebannt an den Lippen der Polizei-Chefin. Von der Bühne schweift ihr Blick durch den Saal. „Wow. Vollbesetzt. Bis zum 2. Rang. Das ist gut so.“ Aber nicht gut ist, dass sich ihre „Zuständigkeit“ für den Polizeichor dem Ende neigt. Schade. Dazu später…

Erst heißt es Genießen. Kunstgenuss bieten auf höchstem Niveau. Alle Jahre wieder gelingt es Alfred Brede, Vorsitzender Polizeichor Essen, mit dem Gesamt-Dirigat von Stephan Peller, und dem buntgefächerten Musik-Programm die Herzen der Zuschauer – zack – mitten ins Herz zu treffen.
Ohne Weihnachtskonzerte der Essener Polizei wäre die Stadt Essen um einen „Leuchtturm“ ärmer…
Der Suchteffekt ist sagenhaft. Schon im Herbst läuft der Karten-Run.

Wie göttlich. Einen dreifachen Glückgriff gibt es mit Sopran Richetta Manager – betörend inniglich, leise, dann frech-fröhlich – sie zieht alle Register; Holger Marks, Tenor, der punktgenau den Nerv des Pubikums trifft bei „Misa Criolla“; Johannes von Duisburg, Bassbariton kann gar das „Transeamus“ mit dem Männerchor nicht abwarten, eilt zu früh auf die Bühnenbretter. Die Gäste quittieren das dem Basserstaunten mit donnerndem Applaus.

Heißer Augen- und Seelenschmaus bei „Der Winter“ von Vivaldi. An der Harfe engelsgleich Maria Todtenhaupt, klasse an der Klarinette Wolf Codera. Bezaubernd. Zum Niederknien.

Mit lockerer Leichtigkeit gibt das Ensemble Piray das Beste.

Die Rahmen-Krönung macht den Genuss perfekt mit Prof. Jürgen Kusawa an der Orgel, den Bergischen Symphonikern, der Chorgemeinschaft EBO 1983, dem Essener Damenchor, Polizeichor Essen.

60 Jahre Weihnachtskonzerte des Polizeichores Essen – ein herausragendes Ereignis. Nur zu packen mit Disziplin, Zusammenhalt, Kunst-Kennen, Können, Kreativität. Vorzeigebeispiel sind auch die Mitbegründer und Sänger Ewald Maihofer (84) der kein Konzert verpasste und Wilhelm Wewers (91). Siehste, Singen hält eben jung!

Nie fehlen auch die Essener Ex-Polizeipräsidenten. Fan Herbert Schenkelberg ist mittlerweile Ministerialdirigent. „Hat nichts mit Musik zu tun.“ Zuständig ist er für den Gesamtstrafvollzug, Sitz Düsseldorf, Martin-Luther-Platz. Ein kalter Kerl? I wo, zum Polizeikonzert zieht’s ihn aus Liebe hin mit seiner Frau. Da wird er butterweich. „Sensationell, tolle Solisten, super Programm, dem 60-jährigem Jubiläum würdig.“ Seine Favoriten? „Misa Criolla und Halleluja“.

Michael Dybowski ist seit acht Jahren in Pension. „Wenn ich mich erinnere, war eigentlich jedes Jahr das „beste“ Konzert. Hier komme ich immer wieder zur inneren Ruhe.“

Das gewisse Etwas schafft die Anziehung der Polizeikonzerte. Stephania Fischer-Weinsziehr punktgenau: „Mal etwas Wuchtiges mit allen Beteiligten, dann wieder etwas Besinnliches, Tragisches. Das macht den Reiz aus. Immer fortissimo? Nö, manchmal geringschätzt man die leisen Melodien. Immer wieder staunt man über die wunderbare, abwechslungsreiche Vielseitigkeit.“

Ruhestand ab März für die Polizeipräsidentin? „Ja, nach neun Jahren auf der Leitungsseite kommt auch ein bisschen Wehmut auf. Nächstes Jahr brauch ich beim Konzert nicht mehr zu Reden. Nur völlig entspannt Zuhören, Genießen. Hat doch was?“ Noch zwei Weihnachts-Konzerte hat sie vor der Brust. „Ich muss aufpassen, dass ich morgen nicht Heule…“
Erstaunen bei ihrem Mann. Er führt an: „Nach ihrem Unfall, Sturz, einer nicht so optimalen Operation, muss meine Frau viel Sport machen, trainieren, üben.“ Ihre Blicke treffen sich. Da sieht jeder: Langeweile mit ihrem Hans Peter hat Stephania nie.

Pfarrer Steffen Hunder, sehr gefragt - in alle Munde nach Eröffnung der Kreuzeskirche, ist vom Konzert begeistert. „Großartig, weil die Mischung stimmt - von klassisch bis lateinamerikanisch ist der Bogen gespannt. Das hat mir wirklich gut gefallen. Habe das Gefühl, ich bin ein bisschen im Advent angekommen.“

Chapeau! Halleluja! Auf die Weihnachtskonzerte der Essener Polizei.

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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