Insektenbrutstätte "Bockmühle"

Willi ist ein Held. Nicht nur in der Gruga bei der Musterschau-Ausstellung. Nicht nur in Essen...Willi hat zig Wohnungen zu verschenken - Machbar: Schülerfirma "Gagflo" Gartenbau und Floristik, Städt. Gesamtschule Bockmühle. Fotos: Debus-Gohl
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  • Willi ist ein Held. Nicht nur in der Gruga bei der Musterschau-Ausstellung. Nicht nur in Essen...Willi hat zig Wohnungen zu verschenken - Machbar: Schülerfirma "Gagflo" Gartenbau und Floristik, Städt. Gesamtschule Bockmühle. Fotos: Debus-Gohl
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Schülerfirma „Gaflo“ hat Höhenflüge mit Willi!

Willi ist stark! Er zieht Menschen an. Und Tiere. Wabbeliges Fleisch? Willi doch nicht! Seine Rundungen sind anziehend; Gesicht markig, verwittert. Eitel ist er nicht. Trägt zerzauste Borstenhaare. Offen für alle legt er sein „peeling“ dar mit Ganzkörper-Schälung! Blickfang: Seine Körper-Löcher. Mit dem Bohrer – ohne Narkose! Brrrr!
Willi hat zig Wohnungen zu verschenken. Willi ist ein Held! Nicht nur in der Gruga. Nicht nur in Essen…

Aufgeregt rufen plötzlich Muna, 12 und Jasmin, 12: „Wir haben einen Kopf verkauft!“ Willi ging gerade weg. Quasi über die Ladentheke in der Gruga. Für 6 Euro. Die Bockmühle-Gesamtschüler sind stolz wie Bolle – besser – auf Willi. Gott sei Dank, gibt es noch Nachwuchs…

Die Gruga startet mit einem Frühlingsbasar frisch fröhlich in den Frühlingsbasar – die Gartensaison wird in der Mustergartenanlage eröffnet. Mit blauem Himmel, harmlosen Wölkchen. Mit dabei ist, wie in den Vorjahren, die Bockmühle-Schule. Beifall, der Stand fällt auf. Verantwortlich Chris Wortmann, Lehrerin (seit 41 Jahren an der Schule) sowie Axel Wortmann, Fachleiter für die Schülerfirma „Gaflo“ Gartenbau und Floristik. Vorbilder für ihre Schüler seit Jahrzehnten. Sie haben das gewisse „Etwas“, was Pennäler brauchen, um schon mit jungen Jahren florierende Geschäfte abzuwickeln.

Wie das geht?
Seit circa 30 Jahren lockt nämlich ein Schulgarten direkt an der Bockmühle. „Wir machen dort naturnahes Gärtnern. Mit offenen Angeboten in der Mittagspause, Arbeitsgemeinschaften mit dem 5., 6., Jahrgang, freie AG’s für 7.-13. Jahrgänge“, erläutert Chris Wortmann. Fakt, die Bio-, Sport-, Kunst- und Technik-Lehrerin packt gar in ihrer Freizeit im Garten mit an. Nachahmerin für alle. „Auch meine Kleinen aus der 5. Klasse kommen häufig. Denn unsere Schule in Essen-Altendorf, mit naturnahem Schulgarten, naturnahem Schulgelände, fördern die Ansiedlung, den Schutz von Nützlingen, bieten Naturschutz, Insektenbrutstätten in Essen-Altendorf.“
Nicht nur.

Durch den Verkauf von „Willis“ mit kostenlosen Einliegerwohnungen wandert Willi durch Verkauf auch in andere Städte! Willi ist vielseitig. Mal besteht er aus Birke, Buche, Platane. Bäume, die „Ela“ auf dem Schulgelände fällte.

Zur Schülerfirma: Alle Bockmühlen-Stand-Helfer – Gruga-Ausstellungsschau zwei Tage - sind Schüler, fahren zweigleisig mit der Schülerfirma. Alles legal. Mit Rat und Tat zur Seite stehen die Pädagogen Wortmann. Beispiel: Marcel, 19 Jahre. Ein „alter Hase“. Seit der 5. Klasse in der AG, nach der 10. verließ er die Gesamtschule. „Jetzt Industriemechaniker-Lehrling, gleichzeitig will ich mein Fachabitur machen.“ Also Doppelbelastung. Doch die Schülerfirma zieht stark. „In der Freizeit helfe ich mit; ebenso im Schulgarten. Das wird auch so bleiben, weil die Atmosphäre super schön ist; das zwischenmenschliche.
"Wir müssen für den Firmenerhalt lernen zu arbeiten, also müssen wir produzieren – verkaufen oder Dienstleistungen machen, die wir bezahlt bekommen. So kaufen wir unsere Werkzeuge, Materialien; es kann ja auch mal was kaputtgehen wie ein Bohrer.
Die AG-Leute helfen natürlich auch mit.

Wie bei der „Geburt“ von Verkaufsschlager Willi. Die Macher sind gefordert: Der Baumstamm wird auf bestimmte Längen gesägt; entrindet. Er erhält Bohrungen mit verschieden großen Löchern für Wildbienen-Wohnungen. Aus kleinen Baumscheiben werden Gesichter gestaltet; mit verschiedenen Wurzeln, Zweigen die Haare aufgesetzt. Fertig ist Willi. Seine Magie? Dazu die Lehrerin: „Willi fühlt sich wohl im Garten. Dann freuen sich diebisch Wildbienen, indem sie reingehen, ihre Eier ablegen, so dass sich neue Bienen entwickeln können. Die sammeln Pollen von den Blüten, legen ein Ei drauf. Dann machen sie die Kammer dicht in der Röhre. Der Nächste bitte! Aus dem Ei entwickelt sich eine Larve. Die futtert die Pollen auf, verpuppt sich. Im nächsten Jahr kommen die neu entwickelten Wildbienen aus dem Gang raus. Aus den befruchteten Eiern schlüpfen die Weibchen; aus den unbefruchteten, die als letzte gelegt werden, die Männchen.

Die Männchen kommen als erste aus der Röhre, liegen vorne an, müssen auf die Weibchen warten. Die werden begattet.“ Das Liebespiel beginnt wieder.“ Willis Eigentumswohnungen sind wahre Wildbienen-Wohlfühler.

Mit Begeisterung erklärt Marcel den Interessierten auch die Herstellung von Insektenbündeln als Brutstätten für „solitär“ einzeln lebende, keine Staaten bildende Bienen- und Wespenarten. „Diese Insekten leisten in der Natur wichtige Bestäubungsarbeit, helfen bei der Dezimierung und Regulierung von Schädlingen. Holunderzweige werden in 30 cm lange Stöckchen geschnitten, diese mit einem Handbohrer ausgehöhlt, zu einem Bündel gebunden. Die dann an sonnigen, windgeschützten Plätzen an Bäumen und Hauswänden als kleine „Insektenhotels“ aufgehängt.“ Marcel mit Team haben Überzeugungskraft, Wissen, Können.
Gucker sind auch verschiedenartige Lehmtöpfe für Wildbienen, die ihre Gänge in Lehm bauen. Oder - in Dosen werden Halme – innen ausgehöhlt – reingepackt. Sie locken auch als Wohnung für Wild-Schlupf-, Grab-, Falten-Wespen.

Außerdem preisen die Schüler Insektenwohnungen aus Holz an: „Diese Nisthilfen spielen eine herausragende Rolle in der Schädlingsbekämpfung.“

Plötzlich ruft eine Kundin: „Die gehen ja da rein. Die Bienen. Den Willi nehm ich!“
Die wilden Flieger wissen, was Willi will. Auch ohne Schild: Insekten-Hotel frei!

Preise für Gesamtschule Bockmühle
2009/10 Essener Umweltpreis; im Jahr darauf den zweiten Preis gewonnen. Gestiftet: RWE

AG Natur und Garten und Schülerfirma „Gaflo“ Gartenbau und Floristik, Telefon 8840800:
„Wir möchte erreichen, dass Leute, die unsere Wohnungen für Nützlinge und unsere Aktionen sehen, sich vielleicht auch in ihrem Garten oder in ihrer Umgebung mehr um diese nützlichen Tiere kümmern.“

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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