Marktmonster und radioaktive Spinnen

Kleine Marktmonster: In liebevoller Kleinstarbeit entstanden die süßen Tierchen, welche nun den Frohnhauser Platz zum Strahlen bringen sollen.
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Strick-Graffiti lässt Frohnhauser Markt bunter werden

Was hat der Frohnhauser Markt mit Wolle zu tun? An sich nicht viel würde man vermuten. Doch wenn man dem Rätsel auf den Grund gehen will, sollte man einen Blick riskieren. Und versprochen, man wird überrascht und erstaunt sein und die Antwort wird sogar ein bisschen glücklich machen.

Dort nämlich hat sich die „Frohnhauser Strickeria“ etwas ganz besonderes einfallen lassen, um erstens dem nasskalten Regenwetter zu trotzen und zweitens den Markt passend zum (eigentlichen) Frühlingsbeginn in bunten Farben erstrahlen zu lassen: Aus Strick- und Häkelgut entstanden in wochenlanger Arbeit Spitzendecken, Wollbommel, kleine Wollpilze und sogar ganze Blumen, die um Betonkugeln, Pfeiler und Fahrradständer drapiert wurden, um dem Grau mehr Farbe zu verleihen.
„Was wir hier gemacht haben nennt sich Strick-Graffiti und hat sich aus der Initiative ParkFiction heraus entwickelt“, erklärt Judith Altenbockum von ParkFiction. „Als wir damals die Wunschbäume ins Leben gerufen haben und die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils Wünsche und Anregungen auf einen Zettel schreiben konnten, um den Stadtteil schöner zu machen, war auch der Wunsch nach einer Handarbeitsgruppe da. Dabei haben sich auch zahlreiche Damen und ein paar Herren gefunden, die sich der Gruppe angeschlossen haben, um gemeinsam zu stricken und zu häkeln.“

Frohnhausen soll in bunten Farben erstrahlen

Die Idee, das Gestrickte im Anschluss im Stadtteil anzubringen, um das eigene Umfeld schöner und bunter zu gestalten, war dann nicht mehr weit. So hat alles angefangen.
„Wir haben in diese Aktion sehr viel Arbeit hineingesteckt“, bestätigt auch Ute Jonetat, selbst Strickerin der Gruppe und Initiatorin der Aktion. „Über insgesamt 12 Wochen haben wir uns regelmäßig entweder im Kolpinghaus oder im Café Arcangelo unweit des Frohnhauser Marktes getroffen und gestrickt. Gegen Ende der Vorbereitungen haben auch viele von zu Hause aus die Objekte fertig gestellt. Sehr toll war auch, dass wir zahlreiche Spenden von Menschen bekommen haben, die unser Vorhaben gut fanden, aber zum Beispiel aus Zeitgründen nicht mit uns zusammen stricken konnten.“
Und davon gab es einige. Auch an dem Tag, als die kleinen Marktmonster und die Wollbommel für die Betonkugeln angebracht wurden, ließen mehrere Passanten verlauten, dass sie die Aktion sehr gelungen fänden. Inspirationen holten sich die Teilnehmer auf ganz unterschiedliche Arten: Einige strickten aus dem Kopf einfach drauf los, andere orientierten sich zu Beginn an Motiven in Strickbüchern, die Jonetat mitgebracht hatte. Begleitet ist das Strick-Graffiti von dem Wissen, dass die angebrachten Gegenstände leider oftmals nicht für die Ewigkeit gemacht sind. Zwar wurde spezielle Wolle verwendet, um die Farben so lange wie möglich am Strahlen zu erhalten, dennoch sind die Objekte der Witterung ausgesetzt und „Liebhabern“, denen einzelne Strickereien so gut gefallen, dass sie sie ihr Eigen nennen wollen könnten. Und gerade deswegen, weil einigen Personen so viel Arbeit für die nicht permanente Lebensdauer zu schade ist, wurde noch eine Idee entwickelt: Es wurden zudem eine größere Anzahl an Einkaufsnetzen gehäkelt, die in naher Zukunft auf dem Frohnhauser Markt verschenkt werden sollen.

Große Augen bei den Kindergartenkindern

„Man sitzt schon ziemlich lange an den einzelnen Sachen, kommt natürlich darauf an, was man sich vorgenommen hat“, erklärt die „Mutter“ der kleinen Marktmonster, Bärbel Wanka. „Als ich ein paar fertig hatte, habe ich gemerkt, dass sie für die einzelnen Pfeiler zu klein waren, die Maße haben nicht gepasst. Deshalb musste ich sie wieder auftrennen und nochmal machen. Stricken im Allgemeinen war schon vorher mein Hobby. Über eine Freundin bin ich auf den Stricktreff aufmerksam geworden und, weil ich die Gruppe richtig sympathisch fand, bin ich dabei geblieben.“
Wandert man nun über den Markt, fallen die bunten Farbkleckse schnell auf: Die Monster strahlen, die Betonkugeln erinnern an große Bonbons und die Blümchen auf den Fahrradständern möchte man am liebsten pflücken. Sogar die Vase auf der großen Säule erfüllt nun endlich ihren Zweck und auf dem Zaun vor dem Kindergarten stehen kleine Pilze und etwas, das aussieht wie quirlige radioaktive Spinnen. Aber keine Sorge: Alles ganz ungefährlich.
Ja, glücklich macht das Strick-Graffiti tatsächlich: Vor allem, wenn man an einem regnerischen Tag über den Platz schlendert und farbenfrohe Strick-Kleckse zu sehen bekommt.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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