Pastor mit Leib und Seele

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Er ist charmant, bodenständig und liebt seinen Job: Die Rede ist von Pastor Gerhard Welp. Am 20. Mai feiert Welp sein Silbernes Priesterjubiläum: 25 Jahre im Dienste des Menschen und 25 Jahre Diener Gottes.

Wie er so durch die Kirche St. Mariä Himmelfahrt spaziert, merkt der Betrachter, dass Pastor Welp ganz mit sich im Reinen ist und seine Kirche wirklich liebt. Leider ist St. Mariä Himmelfahrt vom Krieg nicht verschont geblieben, umso stolzer ist Pastor Welp, auf das unbeschadete Tragekreuz, welches von den Messdienern beim Hochamt feierlich in die Kirche getragen und aufgestellt wird. Dieses ist 20 Jahre jünger als die Kirche. „Solche formvollendeten Kreuze bekommt man heutzutage nicht mehr“, berichtet Welp. Von den ehemals fünf Türmen der Kirche, sind nach dem Krieg nur noch drei vorhanden, der Heilige Engel Michael, der auf einem dieser Türme thronte, steht inzwischen im Kirchenschiff nahe des Haupteingangs. „Bei der Figur kann man sogar noch die Einschusslöcher sehen. Ich bin sehr froh, dass sie noch so gut erhalten, ihren neuen Platz in der Kirche gefunden hat“, so Welp.
Vorbei am Altar und der großen Orgel geht es ins Gemeindebüro, an der Helenenstraße 7. Auf dem Weg begrüßt Welp den Organist und den Jugendchorleiter freundlich und beginnt danach im Büro seine Geschichte zu erzählen.
Im Jahr 1959 wird Gerhard Welp in Essen-Bergerhausen geboren, die Eltern sind als Bäckereifamilie Welp bis heute im Stadtteil bekannt.
Gemeinsam mit seinen beiden Geschwistern Ludgera und Hermann wächst Gerhard katholisch auf. Während sein Bruder das Geschäft des Vaters übernimmt, Ludgera Lehrerin wird, ist bei Gerhard Welp von Kindertagen der Wunsch vorhanden, Priester zu werden.
„Die Kinder- und Jugendarbeit in Bergerhausen war einfach großartig. Die Kapläne dort haben gute Arbeit geleistet, die Jugendlichen waren in der Gemeinde eine Einheit, haben Gottesdienste besucht, sind auf Ferienfreizeiten gefahren.“ Natürlich engagiert sich Welp auch in der großen Messdienerschaft. „Bis heute, 40 Jahre später trifft sich die Messdienergruppe noch“, ist Welp sichtlich stolz. In dieser Jugendzeit in der Kirche in den Jahren 1975 bis 1980 festigt sich Welps Entschluss: Fasziniert von den Gottesdiensten und der Gemeindearbeit, möchte er, das ihm als Kind und Jugendlichem zu Teil gewordene zurückgeben und selber Priester werden.
Ein erster Schritt ist getan als Welp 1980 sein Abitur macht. Auch das Latinum legt er ab und so steht dem theologischen Studium am Bistum Essen-Bochum nichts mehr im Wege. Gemeinsam mit seinen Studienkollegen wohnt Welp in Bochum. Bis 1982 studiert Welp mit wachsender Begeisterung und geht für das Wintersemester 1982 und das Sommersemester 1983 in die Schweiz nach Luzern.

"Essen ist meine Heimat- ich musste zurück!"

Nach einem Einjahrespraktikum in einer Gemeinde in Berlin-Kreuzberg zieht es Welp wieder zurück nach Essen. „Es ist einfach meine Heimat. Hier lebe ich bis heute gerne“.
So beginnt er nach dem praktischen Jahr im Essener Priesterseminar und erhält nach eigenen Worten den „letzten Schliff“ in den Jahren 86 bis 88. „Hier lernt man praxisnah wie es geht zu taufen, zu beerdigen usw.“, verdeutlicht der Priester.
In der ersten Stufe des Weihesakraments ist Welp als Diakon in Bottrop tätig, und wird am 20. Mai 1988 durch den Essener Bischof zum Priester geweiht. Erst 1996 wird Welp nach vier Jahren als Kaplan in Altenessen in der Gemeinde Herz Jesu und vier weiteren Jahren als Kaplan in Schönnebeck in St. Antonius Abbas, Pastor in St. Anna in Altendorf. Welp erinnert sich: „Damals war St. Anna noch selbstständig und es war alles noch eine heile Welt!“
Vier Jahre verbringt er in St. Anna, dann verlässt aus Altersgründen in St. Mariä Himmelfahrt der damalige Pastor die Gemeinde. Von 2000 an übernimmt Welp so zwei Gemeinden, ist fortan in zwei Kirchenvorständen und hat die doppelte Gremien- und Verbandsarbeit.
„Wenn man sich das überlegt: Wir leben in einer großen Stadt und früher war es möglich durch die vielen Krupparbeiter, die in Altendorf wohnten, dass zwei Kirchen fast nebeneinander existierten. Denn ob Sie es glauben oder nicht, die beiden Kirchen St. Anna und St. Mariä Himmelfahrt liegen nur 600 Meter auseinander.“
Mit dem Zusammenlegen der Kirchen in die Großpfarrei St. Antonius, kann man sehen, was der Kirche zu schaffen macht: Die sinkenden Zahlen der Gläubigen.„Das liegt zum Einen sicher an einem gewissen Frust der Kirche gegenüber, zum Anderen hat sich unsere Arbeit auch gewandelt“, so Welp. Die Zeit ist nicht mehr so da wie früher, auch bürokratische Arbeiten fallen an.
„Außer montags halte ich jeden Tag einen Gottesdienst ab und bin trotzdem für die Belange der Gemeinde jederzeit ansprechbar. Ich sehe unsere Kirche als offene Kirche an, nur muss man sich auch trauen, zu uns zu kommen, sei es für ein Taufgespräch oder sollte man Probleme haben.“ Nur mit Hilfe von acht Ehrenamtlichen in den beiden Gemeinden ist die Arbeit noch zu schaffen.
Was ihn an seinem Beruf früher so fasziniert hat, macht Welp noch immer gerne: Das Predigen. „Es ist dieses Begleiten der Menschen in allen Lebenslagen. Von der Geburt bis zum Tod bin ich für die Menschen da, bin eben ganz nah dran an den Menschen, am Leben.“
Predigen tut Welp grundsätzlich ohne vom Blatt abzulesen. Manchmal notiert er sich das ein oder andere, liest Stellen aus der Bibel vor, aber im Großen und Ganzen spricht er frei zu seiner Gemeinde. Das ist ehrlich und kommt gut an, denn genau deswegen lieben ihn die Kirchgänger. Welp versucht den Gläubigen ein Stück der Last des Alltags von den Schultern zu nehmen. „Natürlich, Probleme und Krankheiten hat jeder, allerdings kann ich mit der Predigt den Gläubigen die Zuversicht zurückgeben und sie spüren lassen, dass Gott sie liebt. So sollen die Besucher der Messe mit einem Lächeln nach Hause gehen.“
Dabei ist Welp mit dem Stadtteil Altendorf sehr verwurzelt. „Nach 17 Jahren kann ich sagen: Altendorf ist auf einem guten Weg. Wie schön ist es, wenn im Gottesdienst Afrikaner, Inder, Iraker, Philippiner und Deutsche friedlich die gemeinsame Messe feiern.“
Höhen und Tiefen hat Pastor Welp aber auch erlebt. „Ich erinnere mich noch genau an einen Tag, als mir alles über den Kopf zu wachsen drohte. Ich stand auf der Straße und plötzlich kam ein alter Mann des Weges, den ich vorher noch nie gesehen habe. Er meinte zu mir: „Ach guten Tach Herr Pastor, ich wollte Ihnen immer schon einmal sagen, wie toll Ihr Gottesdienst ist.“ Und Welp meint dazu weiter: „Der Mann war wie ein erschienener Engel. Ich wünsche so jemanden jedem, der in einer ähnlichen Situation steckt, wie es bei mir damals war. Den älteren Herren habe ich jedenfalls nie mehr wieder gesehen“, gibt Welp nachdenklich zu. Und mal ehrlich, wer bekommt bei diesen Worten keine Gänsehaut...
Und was macht ein Pastor, wenn er gerade einmal frei hat? Das Sauerland habe es ihm angetan, verrät der naturverbundene Welp. So liebt er es -auch hier in Essen- lange Spaziergänge zu machen und wird vielleicht sogar im Alter ins Sauerland in seinen kleinen Zweitwohnsitz ziehen. Aber liebe Gemeindemitglieder keine Angst! Noch ist er Altendorf sehr verbunden.

Die Natur und Krimis sind sein Steckenpferd

Neben dem leidenschaftlichen Lesen von Krimis, Liturgien haben es Welp auch Biographien angetan. Als durch und durch Tierfreund bezeichnet sich der Priester und berichtet von einer streunenden Katze, die jeden Tag ihr Futter und ihre Streicheleinheiten bekommt. Und danach ist eines sicher: Welp wird sich seiner nächsten Predigt zuwenden...

Infos:
-Los geht die Feier zum Silbernen Priesterjubiläum am 20. Mai mit einer großen Messe um 10 Uhr in St. Mariä Himmelfahrt.
-Danach gemütliches Beisammensein in St. Clemens Maria Hofbauer. Dort spielt eine Jazz Band und um 16 Uhr wird der Tag mit einer Vesper abgeschlossen.

Fotos: Markus Decker

Autor:

Silvia Decker aus Emmerich am Rhein

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