Sitzenbleiben? Essens außergewöhnlichste Schule

Sollen in den Ferien Lehrer leistungsschwachen Schülern Nachhilfe geben? Allein bei dem Vorschlag des Bildungsforschers Prof. Wilfried Bos sahen viele Lehrer ROT. Die Essener Bodelschwingh-Grundschule fand da schon lange einen anderen Weg dank des Rotary Club. Foto: Renate Gohl
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  • Sollen in den Ferien Lehrer leistungsschwachen Schülern Nachhilfe geben? Allein bei dem Vorschlag des Bildungsforschers Prof. Wilfried Bos sahen viele Lehrer ROT. Die Essener Bodelschwingh-Grundschule fand da schon lange einen anderen Weg dank des Rotary Club. Foto: Renate Gohl
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Nachhilfe in Ferien von Lehrern? Hilfe hat längst vorausdenkende "Bodelschwingh" dank ROTARIER!

Schwupp! Schuljahr 2016/17 ist um. Ferien… Der West Anzeiger klopfte an der Tür der über Essener Grenzen bekannten Altendorfer Bodelschwingh-Grundschule. Wie verlief das I-Dötzchen-Jahr mit 56 bunten Kindern? Just jetzt kommt der Vorschlag „Lehrer sollen in den Ferien Nachhilfe geben“ von Bildungsforscher Prof. Wilfried Bos. Zu spät! Denn Rektorin Hannelore Herz-Höhnke hat längst einen zündenden Draht!

Klasse 1a. „Guten Morgen Frau Waness!“ 28 Kinder stehen wie eine Eins. Strahlen ihre Lehrerin an. Die lacht. Wie war das Jahr als „Frischling“ einer Klasse mit 28 Nationalitäten? Schwer? „Nein, ein schönes Jahr. Wegen der Vielfalt macht das Arbeiten besonders Spaß. Die Kinder sind sehr lieb. Ich sehe täglich die Früchte meiner Arbeit. Alle werden versetzt!“

Tja, ein Portfolio, alle 14 Tage, bringt Einblicke vom Entwicklungsprozess der Schüler. In der Mappe werden schulische Ergebnisse festgehalten, „damit wir am Ende der vier Schuljahre die Schüler-Entwicklung nachvollziehen können.“
Pflicht im ersten Schuljahr bei Hauptfächern? "Orientieren, Rechnen bis 20; Buchstaben lernen, schreiben, einfache Wörter, Sätze schreiben und lesen."
Und nach den Ferien? „Ich bleibe Lehrerin der 2 a!“ Strahlen…

Die sieben-jährige Kelly sieht zum Reinbeißen süß aus. Schokoladenbraun, bunte Rasterzöpfen, voller Mund wie Angelina Jolie. Eltern afrikanischer Herkunft. Sie plaudert: „Ich war so aufgeregt bei der Einschulung. Viel passierte vorher. Ich fiel aus dem Fenster, ausgerutscht. Wurde oft operiert." Die Lehrer sachlich: "Anfangs hatte sie kleine Schwächen, Zahlen und Buchstaben zu erkennen. Doch sie bemühte sich sehr.“ Lob flattert zurück auf Nicol Waness: „Ich kann bis 100 zählen. Frau Waness ist die beste Lehrerin.“ Hast du Geschwister? „Nein. Nur einen kleinen Bruder…“

Moment! ,Ohne Nimet Toprak, sozialpädogigische Ergänzungskraft, bezahlt vom Rotary Club /!) nicht vom Land, müsste beispielsweise der sieben-jährige Iraker Ghendi, Klassenlehrerin Britta Grün, das Schuljahr wiederholen. Er ist nierenkrank, nimmt Medikamente, fehlte oft. Der Schüler bekam in den letzten Wochen ganz viel Unterstützung, weil Toprak viel Lernzeit, Herzblut in ihn investierte. „Ich verstärke die schwere Arbeit der Lehrerinnen, mit je 28 Nationen, mit sprachlich schwachen und starken Kindern; jedes muss anders gefördert werden, das ist nicht leicht. Lehrerin Grün ist oft dankbar, wenn ich ein Kind aus der Klasse nehme, es einzeln fördern kann, um den Stoff intensiv nachzuholen.“

Ein sechs-jähriges Kind, aus Kuba, muss das Schuljahr wiederholen. „Es hat auch körperliche Probleme. Wurde viel zu früh eingeschult, trotz Schulpflicht. Null häusliche Unterstützung. Alle anderen nehmen wir erst mal mit. Weil die Klassen überfüllt sind; wir zu wenige Lehrer haben“, bilanziert die Rektorin.

Karin Borgemeister, Lehrerin für Seiteneinsteiger, betreut sechs Erstklässler, also Kinder, die weniger als zwei Jahre in Deutschland sind, mit Null-oder sehr wenig Deutschkenntnissen…

„Die Kinder machten gute Fortschritte, brauchen aber sehr viel individuelle Betreuung in kleinen Gruppen, die Lernstände sind sehr unterschiedlich. Anthony aus Spanien kam ohne Deutschkenntnis in die Seiteneinsteiger-Gruppe. Mittlerweile kann er sich mit einfachen Wörtern, begrenzten Sätzen verständigen, seinen Wortschatz erweitern.“

Ein anderer Fall. „Ein syrisches Kind hat aufgrund seiner traumatischen Kriegserlebnisse starke Probleme, am Schulalltag teilzunehmen, zu lernen. Es wird schul-psychologisch betreut; die Familie einbezogen.“

Klasse 1 b: Was gefiel Janisha, 7, aus Sri Lanka, geboren in Deutschland, am besten? „ Der Ausflug mit der ganzen Schule nach Kevelaer.“ Lieblingsfach? „Deutsch. Ich kann jetzt schon lesen. Besitze einen Bücherei-Ausweis, kann Plus-, Minus-Rechnen, bis 100 zählen. Unsere Lehrerin Frau Grün ist so nett, sie hat mir viel beigebracht.“

Ach ja, ab Schuljahr 2017/18 büffeln an der Bodelschwingh 51 Nationen!

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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