Über 10000 Kilometer - ein Katzensprung für Kinder

Die Antonius-Sternsinger sind trotz des Dauerregens durch Essener Straßen gezogen, "damit wir viel Geld sammeln, so dass die Kinder auf den Philippinen wieder satt werden", wünscht sich die neun-jährige Natascha (oben, 4. v. li.). Fotos: Gohl
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  • Die Antonius-Sternsinger sind trotz des Dauerregens durch Essener Straßen gezogen, "damit wir viel Geld sammeln, so dass die Kinder auf den Philippinen wieder satt werden", wünscht sich die neun-jährige Natascha (oben, 4. v. li.). Fotos: Gohl
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Sternsinger-Tradition verändert sich stark …!

Das ist aber eine seltsame Ansprache in der Essener Kirche. Nö, ein Pastor ist nicht zu sehen am Altar. Auch keine knieenden Betenden. Doch geschmückte Kinder und Erwachsene als Kamele sitzen auf Kirchbänken, lauschen gebannt den Sätzen der Gemeindereferentin von St. Antonius, Essen-Frohnhausen. Es geht um vieles. Um Rettung von Kindern! Um über 10.070,49 Kilometer zu überwinden. Zu Fuß…

Sehr ernst, sehr eindringlich sind die Worte von Andrea Kemmer. Leise, doch Punkt genau treffend, im staccato-Takt: „Ihr funkelt! Ihr leuchtet! Ihr seid wie ein Funke Gottes. Ihr bringt Licht für die Kinder auf den Philippinen! Ihr gebt ein Gebet weiter, in dem Ihr um das tägliche Brot bittet. Die Kinder auf den Philippinen müssen sich nur von Reis ernähren. Zu einseitig. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und das Brot dazu…Ihr sorgt dafür, dass Kinder auf den Philippinen satt werden!“

I wo, ängstlich sind die 15 Sternsinger-Kinder nicht. Geradezu heiß darauf, durch Essener Straßen gleich zu Fuß zu ziehen mit ihren erwachsenen Begleitern, teilweise als Kamele gekleidet– um Spenden zu sammeln für die gefährdeten Kinder, Jugendlichen, schwangeren Frauen. Doch vorher noch eine Überraschung. Die Gemeindereferentin holt einen Korb mit Sternen. Verteilt die… „Ihr dürft sie jetzt öffnen.“

„Ich wünsche Dir Glück, Zufriedenheit und Hoffnung“, liest die acht-jährige Anna. Andrea Ernst, das Kamel, strahlt. Auf ihrem Zettel steht: Ich wünsche Dir, dass Dein Körper und Deine Seele immer satt werden und nie leiden müssen. „Das finde ich sehr schön. Darüber bin ich sehr gerührt.“ Auch Kamel Bianka Messina strahlt. In ihrem Stern steht: Ich wünsche Dir, dass Du gesund bleibst. „Das hoffe ich auch. Und kommt bitte alle gesund wieder zurück zur Kirche“, ruft sie. Kemmer fragt Begleiter Benedikt Meise: „Was steht bei Dir?“ „Ich habe eine Niete!“ „Wir wünschen Dir nur gute Freunde!“

Es ist soweit. Die Sternsinger haben ihre hohe Zeit. Die neun-jährige Natascha als Balthasar strahlt über das ganze hübsche Gesicht. Doch draußen regnet es. „Macht doch nichts. Ich möchte, dass es den Kindern auf den Philippinen sehr schnell besser geht. Dass sie genug Nahrung haben. Sternsinger bin ich jetzt zum zweiten Mal. Das macht echt viel Spaß. Ich wünsche mir, dass viel Geld zusammenkommt.“

Schwups, weg sind sie – samt Begleiter, Kamele. Gehen von Tür zu Tür. „Wir können auch alle Leute besuchen, die sich bei uns angemeldet haben“, bestätigt Andrea Kemmer. Sie ist immer mit viel Liebe, Herz, Leidenschaft dabei. Ein Wermutstropfen schmälert die Freude. Denn es ist nicht zu übersehen: Die Sternsinger werden weniger. Weshalb? „Das ist unsere Welt. Die verändert sich ganz stark. In allen Bereichen. Doch es gibt immer noch Kinder, die sind von der Sternsinger-Aktion stark überzeugt. Das ist super. Auch viele Gruppenleiter, die zum Teil selber als Kind mitgegangen sind. Die machen jetzt mit, weil sie diese Aktion einfach lieb haben. Ich bin jedes Mal erstaunt, dass in Frohnhausen so viel gespendet wird.“

Tja, warm ums Herz wird es trotz des Dauerregens den Markthändlern, als dann die St. Antonius-Sternsinger den Frohnhauser Markt erreichten. „Endlich. Wir haben schon auf Euch gewartet.“ „Ich finde, die Sternsingerkinder gehören einfach zum Jahreswechsel dazu. Das ist Tradition. Ein MUSS hier“, freut sich Andreas Koch, Vorsitzender Marktgewerbe. „Neun Aufkleber habe ich schon an meinem Verkaufswagen.“ Geldbörsen werden gezückt…

Mittags Kleiderwechsel. Klartext: Die Gewänder werden kurzerhand im Gemeinderaum an Heizungen getrocknet. Dann Umziehen. Danach Auszug: Denn trotz Nieselregen laufen die kleinen Sternsinger anschließend weiter für ihre große Rettungs-Aktion.

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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