Warum Kühe "Bäume" kacken

Ein ungewöhnlicher Autor, Manfred Theisen, zu Besuch in der Herder-Schule. Warum die Kinder von ihm fasziniert sind und kein Schul-Ende finden... Fotos: Gohl
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Brillanter Unterrichts-Brüller: Autor Manfred Theisen – schlau machender Magnet!

Schule ist Mist?! Langweilig? Was? Die Herder-Grundschüler erleben einen Wach-Traum. Meister der Superlative: Autor Manfred Theisen. „Ich bin selbst Eltern von vier Kindern.“ Er erzählt superspannend, mit wechselnder Mimik, trifft den Nerv der Schüler, zieht sie ins Geschehen ein. Und – die möchten nicht von ihm lassen. Mehr!!! Aber der bekannte Schriftsteller fällt nicht einfach vom Baum. Hereinspaziert!

Kristallklar zieht sein jüngstes Buch „Der gläserne Aram“. Denn Aram ist ein Wunderkind. Klüger als alle. Als er eines Morgens erwacht, glaubt er aus Glas zu sein, zerbrechlich und noch klüger. Er steigt in einen Wäschekorb, läuft so und mit Hosenträgern zur Schule. Seine Mitschüler hänseln ihn. Doch da ist Anahit, die ganz anders ist…

Auch anders als viele Autoren ist Theisen. Warum? Sein authentisches Wissen. Für seine Romane recherchiert der junggebliebene 54-Jährige stets vor Ort, egal ob in Israel, dem Libanon, Äthiopien oder in Deutschland. Er erhielt Auszeichnungen, Stipendien; forschte zwei Jahre für das deutsche Innenministerium in der Sowjetunion und leitete die Redaktion einer Kölner Tageszeitung. „Ich entließ mich selbst“.

Also diesen Klassekerl Theisen schnappten sich Rektorin Elsbeth Peters samt Team für einen besonderen Tag: Wie ein ungewöhnliches Buch entsteht. Die Rektorin erfreut:„Der Förderverein stellte den Kontakt zu Theisen her; schenkte uns sozusagen einen Vormittag mit dem Autor. Jede Woche haben wir eine feste Schreibzeit, in der alle Kinder Text produzieren. Danach wird darüber gesprochen. Von daher ist es natürlich spannend, vom richtigen Autor zu erfahren, wie er an Bücher rangeht, wie die entstehen.“

Montagmorgen. Theisen düste von Köln nach Essen, steht in der Herder-Turnhalle, schließlich wollen ihn alle Schüler hautnah erleben beim Vorlesen seines Buchs „Der gläserne Aram“. Geplant ist - Schüler malen dazu Bilder, schreiben Geschichten, lesen ihre Texte vor; diskutieren darüber. Das zeichnet den Schriftsteller aus: Er spult nicht stur sein Programm ab, sondern springt wie ein Floh auf Stichwörter drauf, elektrisiert die Kiddies mit seinen Erzählungen.

So den zehnjährigen Tim. „Super interessant, vieles wusste ich nicht. Warum es in Frankreich riesige Mohnfelder gibt. Weil früher die Soldaten Mohnblüten an ihre Uniform gesteckt bekamen. Als sie im Krieg gefallen sind, fielen die Mohnblüten runter. Der Samen säte sich aus…Oder dass Tiere Süßes mögen. Also ein Apfel fällt vom Baum. Die Kuh denkt: O, Süßes…mag ich. Frisst ihn, kackt die Kerne aus, Bäume wachsen…“
Tja, weshalbTheisen gerade die poetische Geschichte „Aram“ vorschlägt? „Weil die neuen Vertriebsmöglichkeiten es heute auch Verlagen aus kleinen und ärmeren Ländern ermöglichen, Bücher beispielsweise in Deutsch zu veröffentlichen. Ich habe diese Geschichte dem Verleger geschenkt, da er in Armenien neben den Märchen versucht, endlich Kinder- und Jugendbücher nach vorn zu bringen, was nicht üblich ist.“
Hintergrund: „Ich bin vor einem Jahr vom Arbeitskreis Jugendliteratur e.V. (german IBBY section) nach Armenien geschickt worden, um dort Autoren für die Arbeit an Kinder- und Jugendgeschichten zu begeistern…“

Tja, wenn nicht Theisen das schafft – wer sonst? In der Turnhalle lauschen massig Schüler, was Theisen über Licht erzählt. Auf dem Beamer: Nutellazwiebelleberwurstbutterbrotatem! Darunter: Dr. Bauklo steht vorne an der Tafel und redet über Licht. Er sagt: Licht ist auch Energie? Was glaubt ihr? Was ist am heißesten?
Und haste nicht gesehen, Stichwort genügt von Theisen, Kinderfinger schnellen hoch: „Glühfaden in der Glühlampe! Glühendes Stück Eisen! Lagerfeuer! Sonnenoberfläche…“ Wie eine Spinne zieht er mächtig alle in sein Netz. Wie beim Bah-Brüller beim Kuh-Kacken.

Die Schüler haben keine Scheu. Halten ihre Zeichnungen stolz hoch zur Geschichte „Aram“ wie Maximilian (7) mit Leonard (8). Amy Lee (6) liest vor allen Mitschülern ihren Text vor. Julian (10) hofft, dass die Pause kurz ist, „weil der Autor so nett ist.“

Beifall von Lehrerin Susanne Hallwachs-Kammertöns: „Der Tag und die Angebote sind sehr schön, Kind gerecht. Der Autor ist sehr sympathisch und authentisch; er geht mit den Kindern lieb und nett um.“

Und Theisen? Er fordert alle Schüler auf, ihre Zeichnungen auf den Boden dicht an dicht zu legen. „Warum 6000 Kilometer fliegen, damit der Verleger das sieht.“ Zückt sein Handy, mailt die Prachtstücke nach Armenien. Lobt: „Ihr seid super!“
Ebenfalls super, toller Theisen.

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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