"Yes, I do it"

Welch eine Pracht...Der amerikanische  POP Art Weltkünstler James Rizzi entwarf für zwei Fenster in der Essener Altstadt Kreuzeskirche diese Juwelen. Fotos: VKJ
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  • Welch eine Pracht...Der amerikanische POP Art Weltkünstler James Rizzi entwarf für zwei Fenster in der Essener Altstadt Kreuzeskirche diese Juwelen. Fotos: VKJ
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Kreuzeskirche-Knaller kommt vom anderen Kontinent!

Pfarrer Steffen Hunder ist einmalig. Gäbe es noch einen zweiten Pfarrer von seinem Format, wäre keine Kirche Opfer von Abrissbirnen. Fakt, das „Dreigestirn“ - Hunder, Alt, Wiesemann - wiederbelebten die im Koma liegende Kreuzeskirche nach Umbau zur Kulturkirche. Hunder besorgt immer neuen „Stoff“. Jetzt gar aus Amerika. Eine Wahnsinnsgeschichte. „Klingt wie Aladin aus dem Wunderland“, wundert er sich. So ist’s passiert.

„Vor 15 Jahren war ich zum ersten Mal in New York. Beim Schlendern durch die Fifth Avenue wurde ich durch eine Galerie mit James Rizzi Bildern schier angezogen. Der Pop Art Künstler war für mich wie ein Rauscherlebnis. Seine Werke so fröhlich, lebendig, lebensfroh; bunte Züge, Häuser, Autos, Flugzeuge. Seine 3D-Malerei faszinierte mich.“

In Rizzi „verliebte“ sich Knall auf Fall der Pfarrer, sechsfacher Vater. „Zuhause hatte ich immer Rizzi vor Augen: Kirchenfenster mit Rizzi-Bildern.“

Das Glück liegt auf der Straße. Bei der Rückreise von einem Urlaub kam der Gottesmanager zufällig an der Glaskunstfirma Derix, Traunstein, vorbei. Wie ein Magnet wurde er reingezogen. Mit Juniorchefin Barbara Derix plauderte er über James Rizzi…“Ich fliege jetzt nach New York. Als Firma wollen wir uns im Glaskastenbereich erweitern, suchen einen Referenzkünstler, mit dem wir arbeiten können.“ Hunder elektrisiert: „Ich habe einen - James Rizzi!“ Er sprudelte von der Essener Kirche, vom Riesenbuch „Erhaltung oder Abriss der Kreuzeskirche“. „Alles dokumentiert. Ausgang bekannt. Kein Aus. Sondern Aufleben.
Jetzt war Barbara Derix angestochen. „Darf ich das Buch mit nach Amerika nehmen?“

Kontakt wurde mit Rizzi in New York aufgenommen. Er fand die Idee mit dem Kirchen-Fenster großartig. Neuland für den Pop Art Künstler. „Yes, I do it. Aber wie soll ich malen? Abstrakt oder…“ Hunder’s Antwort: „Geh mal in dich. Was die Bibel beim Lesen dir sagt - und du danach für die Kirche dann darstellen willst.“

Rausgekommen sind zwei wunderbare Rizzi-Entwürfe. Vor Jahren. „Ich hatte sie immer in der Schublade“, so Hunder. „Verwirklicht werden sie in zwei großen Kirchen-Seitenfenstern, fröhlich, leicht, als große Gucker.“ Dabei leuchtet sein Gesicht so prächtig wie der Künstler es sich gewünscht hätte: Bunt. Erleben kann Rizzi das Einweihungsfest und 120 Jahre-Feier Kreuzeskirche, 24. Januar, nicht. Der weltbekannte Künstler starb 2011. Herzinfarkt.

Ja, Visionäre und gleichzeitig Realisten, die wagen, Mut beweisen, sind auch Rainer Alt, Bauunternehmer und Eigentümer der Kreuzeskirche; er kaufte die marode Kreuzeskirche, zahlte 1 Euro. „Damit sie erhalten bleibt und wir sie behalten können“, erinnert Hunder. Und 1,4 Mio. Euro blechte Reinhard Wiesemann, Kreativ-Unternehmer, der bereit war, für den Innenbereich zu investieren. Mit ideeller und finanzieller Hilfe von Land und Gemeinde wurde die marode Kreuzeskirche zur Kulturkirche umgebaut.

Mit Vorzeige-Netzwerken. So wurde bereits jubiliert vor der Kirchen-Eröffnung, November, als das GOP-Varieté „Ein himmlisches Vergnügen“ unter dem Kreuzeskirch-Kruzifix die Zuschauer berauschte. Rainer Alt gesteht: Wir rechneten mit Gegenwehr mit unseren Ideen. Dass wir uns nicht nur Freunde machten, wenn wir unsere Kultur-Projekte in der Kirche durchsetzen. Doch alle finden es toll. Die Leute fühlen sich mitgenommen. So entsteht Neues.“

Wiesemann hörte oft das Argument: „Die Kirche konnte nicht anders. Das stimmt nicht. Wir machen keine Projekte aus Not. Das Mitmachen kommt aus dem Herzen.“ Hunder heizt nach: „Ich hoffe, dass wir gegen den Kölner Dom, gegen die Düsseldorfer Altstadt jetzt mit den Rizzi-Fenstern in der Kreuzeskirche, übrigens Kostenpunkt 170000 Euro, anstinken können.“

Angefixt ist schon VKJ-Vorstandsmitglied Sigrid Schönberger. Grund für den Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet e.V. „ein großes Kinder- und Jugendprojekt mit dem Titel „Begegnung mit James Rizzi“ zu initiieren. Mit im Boot für das Kunstspektakel sind Jugendliche aus Karnap, Kray, der Kantschule, Gustav-Heinemann-Gesamtschule. Gesagt, geplant und von der RWE AG mit 2000 Euro finanziert. Nach den Herbstferien geht es auf die Reise mit Rizzi-Maltechniken u. a. ins Rathaus, ab November in die Kreuzeskirche.

Infiziert wurde schnell von Schönberger Schirmherr NRW-JustizministerThomas Kutschaty. „Sie brauchte nur eine Minute, um mich zu begeistern. Ich bin dabei.“

VKJ-Geschäftsführer Oliver Kern: „Bildsprache ist der Schlüssel der Welt. Wir sind manchmal sprachlos. Die Sprache kommt über die Bilder, nicht umgekehrt.“

Ach ja, alle träumen schon davon, die Rizzi-Ausstellung bald nach Amerika zu bringen...

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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