Zeltstadt wächst - dann Oase + Nöggerath

Meterlange Stahlstäbe dienen zur Zeltbodenbefestigung. Fotos: Schattberg
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Antworten der Stadt. Akkordmaloche bei Eiseskälte für 400 Flüchtlinge auf Ex-Sportplatz!

Noch vor Tagen sah der frühere Fußballplatz, Hamburger Straße, mit Wasserlachen trostlos aus. Vorbei. Seit Frostbeginn legt Petrus einen glitzernden Eisschleier über die Riesenfläche. Es wird gebohrt, gehämmert. Weiße Zelte wachsen mit Hochdruck für 400 Flüchtlinge. Circa zehn Mitarbeiter der niederländische Firma Maessen Tenten schuften von 7.30 - 17, 18 Uhr, je nach Wetter. Millimetergenauigkeit ist Muss. Denn dicke Stahlstäbe werden über ein Meter tief im frostigen Boden gerammt; müssen halten – für sechs Riesenzelte…

Es eilt. Für ein Gespräch hat Andresen Rik kaum Zeit. Der Niederländer muss alles im Blick haben. Nun ist also die niederländische Firma dran, nachdem vor zwei Wochen Betonflächen gegossen wurden. Darauf kommen Holzböden, dann Zelte. „Vier für Asylanten, plus ein Zelt für die Betreuung, Verwaltung; ein Zelt für die Verpflegung.“ Weg ist Rik. Denn mit der Seilwinde muss nun Folie über die Dachkonstruktion gezogen werden.

Wir möchten Näheres zur Zeltstadt wissen. Wie packt die Stadt das Übel Nässe an? Kosten zum Zeltdorf? Wann ist Einzug der Flüchtlinge? Über Verteilungsgerechtigkeit...
Jeanette von Lanken, stellv. Pressesprecherin der Stadt: „Das Flüchtlingsdorf an der Hamburger Straße soll am 7. März an den Start gehen. Natürlich will die Stadt Essen die Flüchtlingsdörfer sukzessive abbauen – nicht zuletzt weil sie mit Abstand die unwirtschaftlichste Unterbringungslösung sind. Ein Platz in einem Zeltdorf kostet rd. 2000 Euro pro Person/ pro Monat. Darin enthalten sind Zeltmiete, Sanitärcontainer, Heizung, Reinigung, Sicherheit, Aufsicht, Vollverpflegung der Flüchtlinge mit drei Mahlzeiten am Tag etc., die technische Betreuung und die Betreuung der Flüchtlinge. Daraus ergibt sich je nach Größe der Einrichtung ein Tagespreis von 42-48 Euro pro Person/ pro Tag.

Damit Zeltdörfer abgebaut, Ersatzunterkünfte aufgebaut und zusätzlich noch Unterbringungsmöglichkeiten für neu ankommende Flüchtlinge geschaffen werden können, müssen aber neue Flächen zur Verfügung stehen auf denen dies realisiert werden kann. Die dafür notwendigen politischen Beschlüsse sollen in der kommenden Ratssitzung gefasst werden.

Die bereits beschlossenen Zeltunterkünfte müssen also wie geplant aufgebaut werden, da der Flüchtlingsstrom nicht abebbt und weiterhin täglich 35 neue Flüchtlinge untergebracht werden müssen. Nur so kann derzeit Obdachlosigkeit verhindert werden.

Der Standort Hamburger Straße befindet sich derzeit noch im Aufbau. Damit auf der Fläche kein Wasser steht, wird der Untergrund geschottert. Regenwasser kann versickern und soll zukünftig in den Borbecker Mühlenbach fließen. Die Wege auf dem Gelände werden asphaltiert. Die Befürchtung einiger Bürgerinnen und Bürger, dass der Bach bei starken Regenfällen angrenzende Grundstücke überfluten könnte, ist unbegründet. Das wurde auch von der Emschergenossenschaft bestätigt. Der Bach ist so beschaffen und groß genug, dass bei normalen und auch bei stärkeren Regenereignissen Wasser ohne Probleme abfließen kann. Auch die Fläche für das Flüchtlingsdorf wird daran nichts ändern. Das Flüchtlingsdorf selbst liegt auch außerhalb einer möglichen Überschwemmungsfläche, so dass hier auch keine Gefahr besteht.“

West Anzeiger: Das Bürgermurren mehrt sich über Verteilungsgerechtigkeit. Immer wieder Frohnhausen! Geplant sind nun Flüchtlingsflächen auf dem Ex-Oase-Gelände; ferner Nöggerathstraße. Wehren sich die Anwohner zu wenig? Müssten die mehr protestieren wie die Menschen an Landschaftsschutzgebieten, die auf Frischluftschneisen verweisen? Benötigt Frohnhausen wegen eh starker Bebauung kein Fitzchen Freiraum?
Jeanette von Lanken: „Die Debatte „Warum hier?“ wird derzeit im gesamten Stadtgebiet geführt. Es geht aber bei der Unterbringung von Flüchtlingen schon lange nicht mehr um die Frage das „Wo?“, sondern um das „Wie?“, denn die Stadt ist dazu verpflichtet, Flüchtlinge, die kommen, sofort aufzunehmen und unterzubringen. Dafür bedarf es Flächen und Standorte, die kurzfristig belegt werden können.“

Auch Klaus Persch, Bezirksbürgermeister, stellen wir Fragen zum Flüchtlingsdorf „Hamburger“; sowie zur Flüchtlings-Unterbringung auf der Oase-Fläche sowie Nöggerath 114 (ehemalige Hundewiese). „Vor der Erstbelegung an der Hamburger ist eine Besichtigung für Anwohner 2-3 Tage geplant; Einladung erfolgt zeitnah. Ebenso wie an der Hamburger Straße sitzt die BV III bei der Fläche Oase und Nöggerath nicht im Boot. Offiziell gibt es keine Informationen der Stadtverwaltung an uns. Eine entsprechende Ratsvorlage auch nicht. Sollte die BV bei der Flächenvorgabe übergangen werden, laut Gemeindeordnung hat die BV Anhörungsrecht, wäre das aus meiner Sicht Grund einer rechtlichen Prüfung.“

Jutta Pentoch, Ratsfrau, bestätigt zur Oase, „dass eine Ausschreibung für Bebauung bis zum 29.1.2016 läuft, seinerzeit vom Rat beschlossen. Sollte jetzt der Beschluss gefasst werden, dass das Gelände für Flüchtlings-Festbauten genutzt werden soll, muss der Ratsbeschluss außer Kraft gesetzt werden. So ist die Lage"
Achtung NEU: Die Ratsvorlage ist jetzt vom Oberbürgermeister unterschrieben.
"Die Entscheidung im Rat ist auf den 24.02. vertagt. Die BV wird sich am 11.02. in einer Sondersitzung mit dieser Ratsvorlage beschäftigen", bestätigt Klaus Persch.

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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