Hausbesetzung in Frohnhausen

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Schon wieder ist ein Gebäude im Essener Westen besetzt worden!
Der "Rat der RÄ.P.U.B.L.I.K. - Räume für Politik Ungewissheit Bedingungslose Liebe Ideologiekritik und Kunst" hat das Krupp-Gelände auf dem Hügel an der Frohnhauser Straße 95 in Essen seit heute Morgen, 8 Uhr, "in Besitz genommen", heißt es dazu von der Kampagne AFFE, die mit der Öffentlickeitsarbeit betraut wurde.

Die Besetzung der Bärendelle imSommer 2013 ist gerade ein Jahr vorbei, schon gibt es wieder Aufruhr in Frohnhausen.
Vor Ort hat die Polizei bereits Stellung bezogen. "Wir gehen von 15 bis 20 Personen aus", berichtete Pressesprecher Peter Elke von der Polizei unserem Reporter vor Ort. Diese Gruppe soll sich gewaltsam Zutritt verschafft haben. Die Polizei hat das Gelände abgesperrt.

Polizisten mit Flüssigkeiten bespritzt!

"Beim Näherkommen wurden Polizisten von den Besetzern mit Flüssigkeiten bespritzt", so Elke. Ob es sich dabei um Urin handelt wird vermutet, ist aber bis dato noch nicht bestätigt.

Symbole der Antifa

Außerdem wurden Symbole der Antifa (antifachistische Aktion) gesichtet. Die Besetzer sind vermummt. Von außen sieht man viele Plakate mit der Aufschrift "BESETZT", ebenfalls ist zu lesen: "Wir nehmen, was uns gehört" und "Freiraumspektakulum".

Plakate zeigen: "Wir nehmen, was uns gehört"

Das baufällige Gebäude gehört ThyssenKrupp. Pressesprecherin Heike Neumeister von ThyssenKrupp ist ebenfalls vor Ort. Sie erzählt: "Das Gebäude steht mehrere Jahre leer. Es ist baufällig." Im Moment sei nicht klar, was mit der Immobilie passieren soll. Kontakt seitens von ThyssenKrupp würde mit den Besetzern gerne hergestellt werden, allerdings nur unter der Bedingung, dass sich die Besetzer unvermummt zeigen.

Besetzer sind vermummt und haben Symbole der Antifa aufgehängt

Eine von den Besetzern anberaumte Pressekonferenz, die um 11 Uhr stattfinden sollte, fand nicht statt, was alle Beteiligten vor Ort sehr merkwürdig finden.
Inzwischen sind auch mehrere Mannschaftswagen der Polizei vor Ort eingetroffen.

Einberaumte Pressekonferenz fand nicht statt

Die Initiative Bärendelle, die damals für die Besetzung von der ehemaligen Hauptschule Bärendelle verantwortlich zeichnete, ist solidarisch, hat aber mit der Aktion selber nichts zu tun.
Gegen 12.50 Uhr wurde auf dem Dach des besetzten Gebäudes eine rote Fahne geschwenkt.

Auch die Initiative Bärendelle begrüßt die Forderung einer angemessenen Nutzung des Gebäudes. "Wenn die Besetzung die Nacht durch andauert, dann halten auch wir die Stellung in Form einer Mahnwache", betont Udo Seibert von der Initiative Bärendelle. Sie wollen definitiv bis zum Schluß dabei bleiben. Inzwischen hat die Initiative schon einen Pavillon aufgebaut und ein Stromaggregat angeschlossen. Dort läuft jetzt Musik.

Initiative Bärendelle ist für eine Neunutzung des Gebäudes

Laut Seibert haben die Besetzer nicht den einzigen regelkonformen Weg benutzt. Sie hätten einfach durch ein Tor hinter der Baustelle gehen können. Die wenigen Personen, die der Initiative Bärendelle bekannt sind und ebenfalls zu den Besetzern zählen, sind telefonisch nicht mehr zu erreichen. Es läuft nur eine Mailbox.

Die Initiative bleibt bis zum Schluß vor Ort

Des Weiteren zeigt sich die Initiative Bärendelle sehr skeptisch gegenüber den Vermutungen, dass es sich bei der Flüssigkeit um Urin handele. "Es war bestimmt nur Wasser aus einer Trinkflasche."

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BESETZUNG BEENDET

Hier noch ein aktuelles Update, die neueste Info der Polizei:

Nach der Besetzung eines Hauses im Westviertel folgten die jungen Leute am frühen Abend der Aufforderung der Polizei, das Gebäude zu verlassen.

Gegen Mittag nahmen Beamte eine Frau und einen Mann in Gewahrsam, nachdem sie das Gebäude verlassen und nach der Feststellung ihrer Personalien den anschließenden Platzverweis nicht befolgt hatten. Ihre minderjährige weibliche Begleitung entließen die Polizisten in die Obhut von Erziehungsberechtigten.

Im Laufe des Tages sammelten sich etwa 50 Sympathisanten vor Ort und meldeten eine Spontandemonstration an.

Nach mehrmaligen Aufforderungen der Polizei verließen fünf Frauen und vier Männer das Gelände gegen 19:30 Uhr. Die Beamten stellten die Personalien der mutmaßlichen Straftäter fest und überprüften dieselben. Ein Teil von ihnen war bereits polizeibekannt.

Gegen 20:20 Uhr verließen auch die letzten vier Männer das Gebäude, nachdem sie sich längere Zeit vermummt auf dem Dach aufgehalten hatten.

Alle 16 jungen Frauen und Männer (21 - 32) erwartet ein Strafverfahren.

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Über die Besetzung der Bärendelle finden Sie zahlreiche Berichte hier im Lokalkompass, zum Beispiel diesen.

Die Initative Bärendelle ist auch auf Facebook vertreten. Hier zu finden.

Und die Kampagne AFFE tummelt sich ebenfalls auf Facebook. Hier.

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Pressemeldung von der Kampagne AFFE zum Thema:

Rat der RÄ.P.U.B.L.I.K.
( Räume für Politik Ungewissheit Bedingungslose Liebe Ideologiekritik und Kunst )

Stellungnahme zur Inbesitznahme des Geländes auf dem Hügel
an der Frohnhauser Straße 95, Essen am 28.07.2014

„Wir wollten ein Gelände schaffen, das den Austausch von Wissen fördert.“
(Dr. Ekkehard Schulz, Vorsitzender der Thyssenkrupp AG)
Wir haben das auf dem Hügel gelegene Gelände, sowie die darauf befindlichen Gebäude, in Besitz genommen.
Wir haben dafür gute Gründe und können Versprechen, dass die Liegenschaften bei uns besser aufgehoben sind, als beim
bisherigen Besitzer, der Thyssenkrupp AG.

„Die RÄ.P.U.B.L.I.K. - Ein innenstadtnahes Gelände wird aus seinem Brombeerdornenschlaf geweckt.''
(Jacqueline Stauder, trend-barometer RUHR)

Wir bitten den vormaligen Eigentümer, um schnellstmögliche Schlüsselübergabe, sodass eine angemessene Nutzung des
Geländes möglich wird. Dazu zählt auch die Einrichtung einer regulären Versorgung mit Elektrizität, Wasser und sanitären Anlagen.
Nach jahrelangem Leerstand und notdürftiger, instandhaltender Bautätigkeit des bisherigen Besitzers möchten wir auf dem Gelände „Räume für Politik Ungewissheit Bedingungslose Liebe Ideologiekritik und Kunst“ (kurz:
RÄ.P.U.B.L.I.K.) errichten. Die auf dem Gelände vorhandenen Gebäude und Freiflächen bieten dafür die ideale Infrastruktur.

„Ein Geschenk der Krupp Stiftung an ALLE!''
(Prof. Dr. T. Klaus, Präsident der kunstpolitischen Gesellschaft)

Wir bitten die größte Einzelaktionärin von Thyssenkrupp, die Krupp Stiftung, uns zu unterstützen. In der Vergangenheit hat die Krupp Stiftung 55 Millionen Euro für den Neubau des Folkwang Museums zur Verfügung gestellt. Unsere sozial-künstlerischen Vorhaben dürften mit einem Bruchteil realisierbar sein. Ein Gruß geht zudem an die IG Metall, die sich bereits während der Besetzung der des ehem. DGB-Gebäudes in Essen 2010 solidarisch zeigte.

„Gentrifizierung: nein – Urbanisierung: ja“
(J. Stiepermann, blakultur.tv)

Wie aus dem Masterplan von ThyssenKrupp und der Stadt Essen ersichtlich (http://www.krupp-guertel.de), ist für die von uns übernommene Fläche vorerst keine Nutzung geplant. Auch ist aus dem Masterplan ersichtlich, dass eine
gemeinnützige, öffentliche, künstlerische oder soziale Nutzung an keiner Stelle des Masterplans angedacht ist. Zwar soll die „beispielhafte Aufwertungsgeschichte Altendorfs'' fortentwickelt werden, jedoch ist an keiner Stelle die Rede davon Flächen gemeinnützigen Initiativen für ihre Zwecke zu überlassen. Falls seitens Thyssen-Krupps, sowie der ebenfalls in Altendorf stark bautätigen, quasi-städtischen Allbau AG, ein Interesse daran bestehen sollte das Quartier auch zu einem Ort kritischer Auseinandersetzung, Zusammenarbeit, Solidarität und Lebensfreude zu machen, dann sollte Ihnen unsere Aktion gerade gelegen kommen.

„Es kommt selten so gut wie erhofft, aber auch selten so schlimm wie befürchtet.''
(Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvorsitzender Thyssenkrupp AG)

Ein kritischer Gruß geht in Richtung Kreativquartier City-Nord, dem wir einen gemeinnützigen Entwurf zur Seite stellen wollen.

Unsere Aktion orientiert sich am „Freiraum Manifest der Kampagne AFFE (Aktion für Freiräume in Essen)“, die wir bitten, für uns die weitere Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen.

„Als mögliche Vorbilder bzw. Nutzungsanregungen sei genannt: Die ehemalige Maschinenbaufabrik Kampnagel in Hamburg, in seit 1982 internationale und zeitgenössische darstellende Kunst präsentiert, seit 1993 firmierend unter
Kampnagel Internationale Kulturfabrik GmbH. Die Fabrikgebäude wurden sukzessive mit dem Erfolg der Veranstaltungen renoviert und sind vielseitig zu nutzen.“
Masterplan Krupp Gürtel, krupp-gürtel.de

„Jetzt kommt es darauf an, was wir und alle anderen daraus machen. Das wird spannend.“
(Adolphe Labonte, Arbeitsdirektor Thyssenkrupp AG)

Autor:

Silvia Decker aus Emmerich am Rhein

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