Ein Tresor voller Schätze

Selber anpacken ist immer noch am besten: Gerrit (10) beim Befüllen seiner Wanne.
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Wer sich eine Grippe eingefangen hat, wählt entweder den harten Weg, viel trinken, schwitzen und Ruhe oder quält sich in die nächstgelegene Apotheke. Dort gilt es die Symptome zu erläutern und sich vom Apotheker das beste Mittelchen aushändigen zu lassen.
Aber wie kommt eigentlich die Arznei in die Apotheke und wer sorgt dafür, dass es immer reichlich Nachschub gibt und dass man nie zu lange auf sein Medikament warten muss?
Um diesem Rätsel auf den Grund zu gehen hat die Nordwestdeutsche Apothekergenossenschaft (NOWEDA) zusammen mit dem Ferienspatz eine umfassende Betriebsbesichtigung veranstaltet. Hierbei sollte den Kindern und ihren Eltern erklärt werden, wie das Medikament seinen Weg in die Apotheke schafft.
Für Erwachsene gibt es betriebliche Besichtigungen schon seit geraumer Zeit, für Kinder erst seit ein paar Jahren. Und weil sehr viel Mühe in eine kindgerechte Aufbereitung der Thematik fließt, haben die Kleinen Spass an der Sache und die Aktion im Ferienspatz ist stets gut angenommen.
Die Begrüßung erfolgte durch den Betriebsleiter Volker Schwarzer. Im Anschluss wurde die Gruppe in zwei Teams eingeteilt, wobei die Erwachsenen eine normale Führung bekamen und den Kindern jeweils ein Mitarbeiter zur Seite gestellt wurde, der sie individuell durch das Werk führte und alle Fragen versuchte zu beantworten.

Knapp 108.000 Artikel lagern bei NOWEDA

„Das Unternehmen wurde 1939 gegründet und hat seinen Hauptsitz nach wie vor hier in Essen“, erläutert Astrid Küpper vom Betrieb die Eckdaten. „Insgesamt gibt es 17 Niederlassungen, davon sind zwei in der Schweiz und eine in Luxemburg. Es handelt sich also um ein internationales Unternehmen.“
Bei den Telefonistinnen angekommen, fällt ein reges Treiben auf. In dieser Abteilung sind vor allem Frauen am Werk, welche, in Früh- und Spätdienst unterteilt, die Aufträge der einzelnen Apotheken aufnehmen und diese ins Lager weiterleiten. Pro Tag gehen etwa 5.000 Anrufe ein und auch einen Notdienst gibt es am Wochenende.
Ist der Auftrag eingegangen erfolgt eine Etage tiefer, bei einem nicht zu überhörbaren Lärmpegel, der zweite Schritt. Die hier Beschäftigten sind dafür verantwortlich, dass jede Apotheke genau mit den Produkten beliefert wird, die sie bestellt hat. „Jeder Auftrag wird zunächst ausgedruckt. Dieses Blatt Papier wird anschließend in eine blaue Wanne gelegt. Zusammen wandern sie auf ein Fließband, das die Wannen dann mit einer Geschwindigkeit von 3,6 km/h, also mit durchschnittlich einem Meter/Sekunde, durch das Lager schickt. Um einen Wannenstau zu vermeiden, werden diese gezielt zu den Standorten geschickt, wo die geforderten Arzneien gelagert sind“, so Küpper. Denn es würde zu viel Zeit kosten jede Wanne die fünf Kilometer lange Förderstrecke abfahren zu lassen. An den Zwischenstationen angekommen, befüllen entweder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Wannen oder aber eine Maschine wirft gezielt die Medikamente hinein.
Mit dieser Information kann man sich in etwa vorstellen, welches Ausmaß das Lager besitzen muss: Darin befinden sich etwa 1.500 Palettenstellplätze und zwischen 170.000 und 190.000 Packungen verlassen es tagtäglich. Bei den durchschnittlich 9.000 Aufträgen pro Tag ist das nicht verwunderlich. „Dabei umfasst unser Sortiment alles, was es in Apotheken zu kaufen gibt und Krankenhausartikel, da wir auch Krankenhäuser beliefern. Unser Lager verlassen Medikamente, Kosmetikartikel, Gehhilfen,Toilettenpapier, Schädlingsbekämpfungsartikel oder Tierarzneien. Auch lagern wir Grundstoffe für Tee- oder Deodorantmischungen, die in der Apotheke für jeden Kunden individuell zusammengestellt werden“, meint Küpper weiter. Auch gekühlte Ware und Medikamente, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen, finden von hier aus seinen Weg zum Endkunden.

Kinder dürfen ihre eigene Wanne befüllen

Dass auch jede Bestellung sicher ihren Weg zu ihrem Zielort findet, ist ein großer Stab an Mitarbeitern nötig. Dabei spielt es keine Rolle, wie viel Gegenstände eine Apotheke bestellt hat: Handelt es sich nur um einen Gegenstand, wird dieser auch einzeln geliefert. In der Regel werden die Apotheken ein bis vier Mal am Tag beliefert. Die Stoßzeiten sind normalerweise zwischen
12-13 Uhr, in der auf einen Schlag mehr als 1.300 Aufträge in den Wannen landen können.
Noch eine Sache, die für einen schnellen und reibungslosen Prozessablauf sorgt, wird den Kindern gezeigt. Hierbei handelt es sich um den sogenannten Schnelldreher, besagte Maschine, welche vollautomatisch Medikamente wie Aspirin, Prospan oder Mucosolvan in die Wannen befördert. Das spart Zeit und Arbeitskraft.
Nachdem die Kinder nun den Weg einer Wanne vom Erstellen eines Auftrags bis zur
fertigen Auslieferung verfolgt haben, dürfen sie sich selbst daran versuchen. Jedem wird eine goldene Wanne zugeteilt und die Kleinen müssen in der jeweiligen Abteilung die geforderten Produkte finden. Was sie jetzt noch nicht wissen ist, dass sie den Inhalt ihrer Wanne, Bonbons, Zahnbürste und ein Kuscheltier, mit nach Hause nehmen dürfen.
Nach etwa zwei Stunden ist die Besichtigung um und alle Teilnehmer treffen sich bei Frühstück und Erfrischungen im großen Konferenzsaal wieder.
„Ich fand die Besichtigung richtig toll“, erklärt Gerrit (10). „Das beste war das Kommissionieren mit dem Lesegerät und das lange Fließband mit den vielen Rollen. Und, dass wir so viele Geschenke bekommen haben. Das ist sonst nirgendwo so. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei.“
Bleibt zu hoffen, dass diese Betriebsbesichtigung weiter im Programm bleibt und so noch viele Kinder dem Rätsel wie die Arznei in die Apotheke kommt auf die Spur kommen können.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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