Über Seelen, Violinen und anderes Teufelswerk

Auf die tänzerische Interpretation des athletischen Joseph Bunn als Teufel, hier mit Aidan Gibson zu sehen, kann das Publikum sich sicherlich freuen. | Foto: Sebastienne Galtier
  • Auf die tänzerische Interpretation des athletischen Joseph Bunn als Teufel, hier mit Aidan Gibson zu sehen, kann das Publikum sich sicherlich freuen.
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Die letzte Premiere der Saison ist gleich eine doppelte: „Die Geschichte vom Soldaten / Orpheus“ am Sonntag, 23. Juni, 18 Uhr im Großen Haus des MiR verspricht einmal mehr Ballett auf Weltklasse-Niveau.

Die Geschichte von Orpheus, der in die Unterwelt hinabsteigt, um seine große Liebe Eurydike wieder zu sich in die Welt der Lebenden zu holen, ist altbekannt. Das alte russische Märchen, das ebenfalls getanzt wird an diese Abend, vielleicht weniger: Im Tausch gegen seinen einzigen Besitz, eine Geige, verspricht der Teufel einem Soldaten ein Leben im Luxus. Doch der Preis des Reichtums ist der Verzicht auf persönliches Glück. Verzweifelt versucht der Soldat, den Pakt mit dem Teufel zu lösen.

Ein Abend voller Gegensätze

Beim Pressegespräch mit den Choreographen und Mitwirkenden kristallisiert sich heraus, dass es ein Abend voller Gegensätze, musikalisch wie tänzerisch, wird. Nicht zuletzt, weil jedes Stück von einem anderen Choreographen inszeniert wird.

Verbunden werden die beiden Ballettstücke durch die grandiose Musik Strawinskys, die sich gegensätzlicher als in diesen beiden thematisch zusammenhängenden Stücken wohl nicht zeigen könnte: „Orpheus“ wird von einem 25-köpfigen Orchester begleitet, „Die Geschichte vom Soldaten“ gerade einmal von sieben Musikern.

Leicht zugänglicher Stoff

„Strawinsky hat definite, archetypische Charaktere geschaffen“, unterstreicht „Orpheus“-Choreographin Kathy Marston die Allgemeingültigkeit und Übertragbarkeit der Stücke in die heutige Zeit. Beide Stücke seien „sehr menschlich“. „Orpheus“ wird in einer Art Unterwelt auf Erden stattfinden, einer Welt nach einer nicht genau definierten Katastrophe. Der Todesengel und seine Soldaten sind doppeldeutige Charaktere; gut und böse zugleich, aggressiv und trotzdem Friedensbewahrer.

„Eigentlich ist Orpheus‘ Reise sein eigener Weg, mit dem Tod seiner Eurydike fertig zu werden“, erklärt Marston. In ihrer Inszenierung ist auch die Person der Eurydike gespalten, was weitere Interpretationen des alten Stoffes zulässt: Kusha Alexi tanzt den Körper, Bridget Breiner die Seele der Verstorbenen.

Rebellisches Ballett

Jiri Bubenícek wollte „Die Geschichte vom Soldaten“ schon länger inszenieren und freut sich nun auf diese Gelegenheit: „Der Geschichte unterliegt ein starker Subtext, der einen über die Fundamente unserer Gesellschaft nachdenken lässt“, erklärt der Choreograph seine Faszination mit dem Stück.

Eine weitere Besonderheit des „Soldaten“ ist auch, dass er von Strawinsky in drei Teilen konzipiert wurde: Musik, Tanz und Erzählung. So spricht Schauspieler Sebastian Schwab die drei Rollen des Sprechers, des Teufels und des Soldaten.

Tanzende Geschichtenerzähler zu sein ist allen Mitwirkenden wichtig: sie gehören damit einer neuen Avantgarde des Balletts an, die nicht nur aufwändige Schrittkombinationen zeigen möchte, sondern mit ihrer Kunst zum Nachdenken anregen will; ein Ballett, das abstrakt und politisch zugleich ist.

Tickets gibt es hier

Wer diesen außergewöhnlichen Ballettabend erleben möchte, kann Karten zum Preis von 10,50 bis 44 Euro an der Theaterkasse des Musiktheater im Revier, Tel. 0209/ 40 97 200, oder online erstehen. Weitere Vorstellungen finden am Sonntag, 30. Juni, und Freitag, 5. Juli statt.

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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