Die Coppelianer wollen Gelsenkirchen erobern

Die Schweißerbrille gehört auch zur Ausstattung dazu. Foto: Kurt Gritzan
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Jetzt fragt sich der geneigte Leser: Was sind Coppelianer? Und was eine Steampunk-Oper? Die einfachste Antwort lautet: Besuchen Sie ab Samstag, 14. November, das MiR und Sie können live dabei sein bei „Klein Zaches, genannt Zinnober“.

Coppelius - wie die Herren sich sehen

Aber wie so oft im Leben, gibt es auch die etwas ausschweifendere Antwort und um diese zu erfahren, sollten Sie sich die Zeit nehmen und weiter lesen.
Zunächst einmal die Coppelianer. Coppelius ist eine der Hauptfiguren in E. T. A. Hoffmans Roman ‚Der Sandmann‘. Die Band erklärt dazu, dass Hoffmann eine ihrer Sankastenbekanntschaften war und weil die Musiker dem kleinen Ernst Theodor dabei gern einmal Sand in die Augen gestreut haben, inspirierten sie ihn zu seiner späteren Ezählung.
Bandmitglied Graf Lindorf hierzu: „Dass der ‚Sandmann‘ uns derart verfolgen würde, war nicht zu ahnen, es ist indes nicht so, dass wir Ernst Theodor deshalb verflucht hätten.“

Eine Band mit schräger Geschichte

Bereits jetzt errät der Leser, dass Coppelius keine Allerweltsband ist. Denn die fünf Herren und ihr Butler verstehen sich allesamt als Abgesandte des 19. Jahrhunderts. Anlässlich des Blind Date-Festivals, bei dem die Band zum ersten Mal in Gelsenkirchen ihr Können unter Beweis stellen konnte, schilderte Le Comte Caspar: „Die Mitglieder von Coppelius begegneten sich das erste Mal am 30. September des Jahres 1791 bei der Uraufführung von Mozarts „Zauberflöte“ in Schikaneders Theater in Wien. Der Zufall wollte es, dass man der Aufführung in derselben Loge beiwohnte.“
Nun wird sich der Leser wundern und ich verrate einmal, der Interviewer war nicht minder verwundert. Doch die fünf Herren von Coppelius und ihren treuen Butler Bastille gibt es nur als Kunstfigur mit Gehrock und Zylinder. Wer genau sich hinter der Maskerade verbirgt ist das große Geheimnis der Musiker, die auch keine Fotos ohne Maske und Gewand dulden.

Die Spezies der Coppelianer

Und hier kommen wir zu den Coppelianern, die mehr sind als die Mitglieder der Band, wie man im Sommer beim Blind Date Festival erleben durfte. Denn dort gaben sich die Fans ein Stell-Dich-Ein mit Schnürmieder, Frack, Zylinder.... und Schweißerbrillen.
Denn es handelt sich um ein Lebensgefühl, das hier zum Ausdruck gebracht wird, in dem sich die Musiker und ihre Fans erinnern an die gute alte Zeit der Dampfmaschinen, ohne Öl, Plastik oder Elektrizität. Le Comte Caspar weiß aus gut eingeweihten Fan-Kreisen, dass „für sie das Konzert schon zu Hause beginnt, wenn sie beginnen sich dafür zurecht zu machen.“

Technik zur Freude des Menschen, nicht um den Menschen zu bestimmen

„Uns ist es wichtig, Technik zu erschaffen, die den Menschen Freude bereitet und nicht das Leben bestimmt“, erklärt Max Copella. „Heute ist die Musik doch nur noch fürchterliches Gitarrengeschrammel“, kritisiert Le Comte Caspar. Darum sind Coppelius auch mit klassischen Instrumenten wie Klarinetten, Cello, Kontrabaß und Schlagzeug unterwegs. Was dabei heraus kommt ist dann eben Steampunk.
Lassen wir einmal Coppelius zu Wort kommen: „Auch Beethoven ist in diesem Zusammenhang unbedingt zu erwähnen. Die Tatsache, dass der Zeitpunkt seines Ertaubens circa mit dem Jahr 1800 angegeben wird, scheint dabei kein Zufall zu sein.“ Max Coppella fügt an: „Unglücklicherweise verbot Ludwigs Arzt ihm eines Tages kurzer Hand, unseren Konzerten beizuwohnen.“

MiR-Intendant Schulz freut sich schon

Spätestens jetzt dürfte der Leser erraten können, was hinter der Steampunk-Oper steckt. Die Idee eine solche am MiR zu spielen, stammt von Generalintendant Michael Schulz, für den diese Produktion einer der Höhepunkte in seiner Intendanz darstellt. Le Comte Caspar bringt es auf den Punkt: „Das MiR hat Musiker gesucht, die eine solche Oper unterstützen können und Coppelius hat die Oper gesucht.“

Die welterste Steampunk-Oper

Geboten wird bei der Uraufführung der weltersten Steampunk-Oper die Rock-Musik von Coppelius, „erweitert durch das klangliche Dazu des Orchesters“ (Zitat Le Comte Caspar), eben die Neue Philharmonie Westfalen und unter Einbeziehung des MiR-Ensembles sowie des Schauspielers Rüdiger Frank.
Die Komposition stammt aus der Feder von „Coppelius“ und dem zweiten Kapellmeister des Gelsenkirchener Opernhauses Thomas Rimes, der dann auch die musikalische Leitung übernimmt. Dabei werden die Songs so geschrieben, dass „alle zur Verfügung stehenden Instrumente zum Einsatz kommen, Ich habe mich in die Hörner verliebt, Oh, mein Gott!“, erklärte Le Comte Caspar. Die Inszenierung wird der Frankfurter Regisseur Sebastian Schwab gestalten.
Das Projekt mit dem Titel „Klein Zaches, genannt Zinnober“ basiert auf der gleichnamigen Erzählung von E.T.A. Hoffmann, einem der Lieblingsautoren von Coppelius, wie gesagt, man kennt sich aus dem Sandkasten.

Bald neue Ehrenbürger der Stadt Gelsenkirchen?

Inzwischen sind „Coppelius“ eingetroffen und proben für die Uraufführung am 14. November. „Wir sind zwei Monate in Gelsenkirchen und eigentlich könnten wir uns alle gegenseitig zu Ehrenbürgern dieser Stadt erklären“, unkte Le Comte Caspar, der sich sicher ist, dass die adeligen Herren Oberbürgermeister Frank Baranowski von der Notwendigkeit überzeugen können.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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