Rossinis "L'Italiana in Algeri" am MiR

Echte, ausrangierte Passagierflugzeug-Teile schmücken nun die Bühne des Musiktheaters. | Foto: Pedro Malinowski / MiR
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  • Echte, ausrangierte Passagierflugzeug-Teile schmücken nun die Bühne des Musiktheaters.
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Das Publikum wird bei der Premiere von Rossinis „L‘Italiana in Algeri“ am Samstag, 28. September, sicherlich nicht schlecht staunen, wenn sich die Vorhänge im Großen Haus des Musiktheater im Revier öffnen und ein Flugzeugwrack im Regenwald zum Vorschein kommt.

Die Handlung ist zwar recht vielschichtig, aber schnell erklärt: „Der Italiener Lindoro ist verschollen, seine Freundin Isabella ist nach ihm auf der Suche. Mit im Gepäck hat sie ihren treuen Begleiter Taddeo, die Beziehung zwischen den beiden ist nicht genau definiert. Der dritte Mann in dieser Vierecksgeschichte um die schöne Italienerin ist Mustafà, Stammesführer der Regenwaldbewohner, der die temperamentvolle Italienerin Isabella gerne zur Frau hätte“, fasst Regisseur David Herrmann die Handlung der turbulenten Oper zusammen.

Ab in den Urwald - statt den Orient

Obwohl der von Rossini gewählte Spielort und Titel der Oper auf das orientalische Algier hinweisen, hat sich das Team rund um Herrmann dazu entschlossen, dass der Orient in einer solchen Typen-Oper, die viel mit Klischees und Stereotypen arbeitet, politisch zu heiß wäre. Stattdessen konzertierte man sich auf die von Rossini angedachte Metapher des Konträren: „Auch Rossini verwandte das Orientalische nur als Folie in seinem Stück, um ganz andere Thematiken herauszuarbeiten“, weiß Herrmann.

Und welche Thematik könnte besser im Zentrum einer komischen Oper stehen als die Liebe? „Es ist definitiv auch ein Stück über Frauen und Männer“, bestätigt Anna Melcher, Dramaturgie. Auch Schamanismus (die gesamte Crew des Flugzeugs ist vom Dschungelfieber befallen) und Improvisation spielen eine große Rolle in „L‘Italiana in Algeri“.

Die Musik des jungen, temperamentvollen Rossini

Von der Musik können die Zuschauer vor allem eines erwarten: Temperament. Rossini schrieb diese Oper in rekordzeit im Alter von gerade einmal 21 Jahren. „Die Partitur ist sehr inspirierend, die Musik voller Spontanität und die tempi oft sehr schnell; was allerdings nicht unüblich ist für Rossini“, erklärt musikalischer Leiter Valtteri Rauhalammi. Trotzdem werden jene Elemente, die man in der damaligen zeit als orientalisch empfand, weiterhin in der Musik zu hören sein; sogar ein echtes orientalisches Schlagzeuginstrument, die türkische Panda, wird zu hören sein. „Obwohl die Charaktere absolute Typen sind, verleiht ihnen die Musik Dreidimensionalität“, begeistert sich Melcher für die Vertonung der Geschichte.

Atemberaubendes Bühnenbild

Das Spektakulärste an dieser Inszenierung bleibt jedoch das Bühnenbild. „Alleine hätten wir das finanziell nicht stemmen können“, gibt Melcher zu und Bühnenbildner Rifail Ajdarpasic erklärt, dass das Bühnenbild in einer Werkstatt in Nancy entstanden ist. „Durch die Kooperation mit der Opéra national de Lorraine und der Opéra Théâtre de Metz konnten wir ein hervorragendes Bühnenbild bauen“, schwärmt Ajdarpasic und verrät, dass viele Teil aus echten Passagierflugzeugen stammen: „In London gibt es eine Art Trödelmarkt für ausrangierte Passagierflugzeugteile, dort waren wir unter anderem einkaufen.“ Eine weitere Außergewöhnlichkeit: echter Bambus aus Indonesien, der viele Monate im Vorraus bestellt werden musste, damit er die richtige Größe hat. „Die Blätter sind allerdings künstlich“, verrät der Bühnenbildner.

Hier gibt's Karten!

Wer sich dieses spektakuläre Highlight der aktuellen Spielzeit nicht entgehen lassen will, solle sich schnell Karten sichern, denn die Oper wird nur ganze zehn Mal aufgeführt am MiR. Karten zwischen 11 und 41 Euro können an der Theaterkasse erworben werden, Tel. 40 97 200 oder unter www.musiktheater-im-revier.de.

Echte, ausrangierte Passagierflugzeug-Teile schmücken nun die Bühne des Musiktheaters. | Foto: Pedro Malinowski / MiR
Eine Konstruktion aus Bambus, Wrackteilen und Handarbeit: die Kulisse für Rossinis "L'Italiana in Algeri" am Musiktheater im Revier. | Foto: Pedro Malinowski / MiR
Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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