Spätberufener Musicalstar „Rocky“ Christian Funk entdeckte seine Liebe zum Genre durch den Tanz der Vampire

Der Highheel-Stuhl gehört zur Ausstattung des Kleinen Hauses des MiR für die Rocky Horror Show. Darauf fühlt sich Christian Funk alias Rocky natürlich sehr wohl. Foto: Gerd Kaemper
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  • Der Highheel-Stuhl gehört zur Ausstattung des Kleinen Hauses des MiR für die Rocky Horror Show. Darauf fühlt sich Christian Funk alias Rocky natürlich sehr wohl. Foto: Gerd Kaemper
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In Gelsenkirchen ist der Musical-Darsteller Christian Funk in der leicht bekleideten Rolle des gold-glitzernden Geschöpfes „Rocky“ in der Richard O‘ BriansRocky Horror Show zu bewundern. Doch der junge Sänger switcht parallel dazu auch gern einmal in andere Rollen und das an Theatern in der ganzen Republik.

Dankbar für die sehr gute Auslastung

Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, gerade für ein junges Talent, ist Christian Funk klar und er ist demMusiktheater im Revier sehr dankbar, für den Freiraum, den es ihm in seinem Schaffen über das MiR hinaus lässt. Zumal er weiß, dass es Kommilitonen aus seiner Studentenzeit gibt, die während er mehrere Engagement gleichzeitig bewältigt, seit einem halben Jahr keines mehr mehr hatten.

Bariton, Tenor in Kombi mit Broadway oder was?

Gehandelt wird der 25-Jährige als Bariton, Tenor, sowie Broadway-Bariton und Tenor. Da drängt sich die Frage auf: Wie geht das? Christian Funk hat die Antwort: „Neumodisch nennt man meine Stimmlage auch Baritenor, ganz klassisch wäre es ein Bariton, aber als Rocky singe ich eine Tenor-Partie. Der Zusatz „Broadway“ steht für die Stilistik im Musical und hier gibt es wiederum die unterschiedlichen Ausprägungen. Während bei „My Fair Lady“ oder „Kiss me Kate“ der Gesang eher klassisch klingt, erscheint er in modernen Musicals wie „Natürlich Blond“ eher poppig. Die Stilistik ist einfach brustiger.“

Von der Musik zum Musicalgesang

Funk fühlt sich ein wenig als Spätberufener in Sachen Musical. Er hat bereits sehr früh angefangen, sich für Musik zu interessieren und hatte bereits mit sechs Jahren Klavierunterricht, später kam die Querflöte dazu, die er auch in der Schulband spielte. Er sah sich eher im Instrumentalistenzirkel, jedenfalls wenn er nicht gerade Sport trieb. „Ich habe in meiner Jugend sehr viel Sport betrieben. Dazu zählten Segeln, Reiten und Tennisspielen. Das Segeln habe ich meiner Mutter abgeschaut, das Tennisspielen meinem Vater“, lacht der Sänger.
Und in seiner Rolle als Rocky kommen ihm seine sportlichen Ambitionen zu gute, denn hier muss er schließlich mit „Body“ und Muskeln glänzen, um seinem Schöpfer Frank N. Furter auch zu gefallen und nicht als zersägte Leiche zu enden wie sein Vorgänger Eddi.

Der "Tanz der Vampire" veränderte Christian Funks Leben

Dem Musical „Tanz der Vampire“ gelang es dann den jungen Mann für das Genre zu begeistern. Kein Wunder, dass die Rolle des Graf von Krolock für ihn die absolute Traumrolle ist. „Es war mein erstes Musical und es entstand sofort eine emotionale Verbundenheit und eine Ergriffenheit von der Musik. Darüber wurde mein Interesse für das Musical geweckt, aber auch meine Vorliebe für Drama-Musicals. Ich bin noch zu jung für die Partie des Grafen von Krolock, aber stimmlich und von meiner persönlichen Vorliebe her, wäre das ein Traum. Aus ähnlichen Beweggründen ist meine zweite Traumrolle die des Tod in Elisabeth. Ich glaube diese beiden Rollen hätte ich am Ende meiner Karriere gern einmal gespielt, sonst wäre ich traurig“, verrät der junge Sänger mit einem verschmitzten Lächeln.
Um seinem Traum einen Schritt näher zu kommen, machte er sich mit 19 von seiner Heimat im hohen Norden bei Kiel auf den Weg nach Berlin zur Universität der Künste Berlin und studierte das Fach Musical/Show. Im Juli 2014 schloss er sein Studium als Diplom-Musicaldarsteller mit Auszeichnung ab und bereits zu diesem Zeitpunkt stand er auf diversen Bühnen in Deutschland.

Das Studium verlangt dem Absolventen einiges ab

„Es handelt sich dabei um einen sehr verschulten Studiengang. Und da nur 12 Studenten einen Jahrgang bilden, ist er auch sehr hart. Es gibt einen festen Stundenplan wie in der Schule, nur dass hier Tanz, Gesang und Schauspiel, aber auch Theatergeschichte und Theaterwissenschaften auf dem Programm stehen. Die Fächer werden einzeln und in der Gruppe unterrichtet und das erste Studienjahr ist ein Probejahr. Wenn sich dann keine Entwicklung bei dem Studierenden abzeichnet, dann kann er seine Sachen packen“, schildert der diplomierte Musicaldarsteller. Zum Unterricht gehörte auch das Bühnenfechten und die Rolle des heißblütigen d’Artagnan würde Funk sofort annehmen, wenn man sie ihm offerierte.

Schauspiel und Tanz sind nett, ihnen fehlt aber die Musik

Für Funk macht die Verbindung aus den Sparten den Reiz des Musicals aus: „Jede Sparte einzeln kommt an ihre Grenzen. Ich sehe auch gern ein Schauspiel oder Sprechtheater und ebenso ein Ballett oder einen Tanzabend, aber dabei kommt immer irgendwann der Punkt an dem ich denke, jetzt wäre Musik schön. Das gesprochene Wort kommt an eine emotionale Grenze, die die Musik überschreitet.“
Bis sich am 10. Juli zum letzten Mal der Vorhang für die Rocky Horror Show im Musiktheater im Revier hebt, konnte das Musical hier bereits 30 mal erlebt werden. Allerdings steht dabei nicht immer Christian Funk als Rocky auf der Bühne, sondern auch Arvid Assarsson. „Dafür, dass ich immer abwechselnd mit Arvid auf der Bühne stehen kann, um meinen anderen Verpflichtungen nachzukommen, bin ich dem Musiktheater im Revier sehr dankbar. Das ist ein großes Entgegenkommen des Hauses.“
Und wenn er nicht in Gelsenkirchen auf der Bühne steht, dann findet man Christian Funk in Lübeck, wo er in der West Side Story zu sehen ist oder aber auf seiner Solotour „Christian Funk präsentiert: Die Musical-Gala“. Die Tour startet am heutigen Samstag, 9. April, in Sachsen.
Und darum wundert es nicht, wenn der 25-Jährige lachend erklärt, dass er viel Zeit in Zügen der Deutschen Bahn verbringt. Wenn er sich zurück erinnert, war es wohl im August 2015, dass er zum letzten Mal fünf Tage am Stück in seiner Wohnung in Berlin verbracht hat. Aber er sagt auch: „Ich genieße es, dass ich viele Orte sehe und viel unterwegs bin. So lerne ich viel von Deutschland kennen. Sonst würde ich vermutlich nie nach Oberhausen, wo ich im Geist der Weihnacht gespielt habe, oder nach Gelsenkirchen kommen.“

Im Fitness-Studio gestählt für die Rolle des Rocky

Und ab und an sind auch seine Eltern in einer der vielen Shows, die ihr Sohn spielt. Dabei macht es der Mutter aber wohl auch nichts aus, den Sohnemann als leicht bekleideten Rocky zu erleben. Für Christian Funk ist das kein Problem, auch wenn er dafür ordentlich im Fitness-Studio trainieren musste. „Da gibt es schon eine gewisse Hemmschwelle, aber ich kannte ja die Rolle und wusste was auf mich zu kommt. Natürlich stehe ich lieber etwas mehr bekleidet auf der Bühne, aber durch die komplette Goldbemalung habe ich das Gefühl nicht ganz so nackt zu sein. Und wenn ich dann schon mal in der Umkleide denke, es wäre besser gewesen gestern eine Laufeinheit mehr im Studio einzulegen, dann ist das vergessen, sobald ich auf der Bühne stehe. Dann vergesse ich auch den Bauch einzuziehen“, lacht der Sänger und man fragt sich nur noch: welchen Bauch?

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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