Tanz-Performance auf Consol: Wir sind - also gehen wir

Das Gehen in seinen vielen unterschiedlichen Facetten, mal schnell und dann wieder langsam, mal vorwärts und mal rückwärts, mit Ziel oder ohne, in Gedanken oder nicht. Die Performance möchte zeigen, wie vielfältig das Gehen ist, das wir jeden Tag absolvieren und welchen Einfluss es auch auf unsere Gedanken hat.Fotos: Gerd Kaemper
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  • Das Gehen in seinen vielen unterschiedlichen Facetten, mal schnell und dann wieder langsam, mal vorwärts und mal rückwärts, mit Ziel oder ohne, in Gedanken oder nicht. Die Performance möchte zeigen, wie vielfältig das Gehen ist, das wir jeden Tag absolvieren und welchen Einfluss es auch auf unsere Gedanken hat.Fotos: Gerd Kaemper
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Unter dem Motto „Ge(h)dankenvorgänge“ feiert die Volxbühne am Consol Theater am heutigen Samstag, 24. Februar, um 19 Uhr die Premiere einer Performance, bei der es um das Gehen im Kopf und Denken mit den Beinen geht.

Gehen - tun wir doch alle, ist wohl das erste was einem dazu einfällt, doch spätestens wenn die Regisseurin Barbara Cleff und die Darstellerinnen Doris Himmelreich und Helga Ottowel-Bojes von dem Projekt berichten, ist schnell klar, dass es mit dem Gehen sehr viel mehr auf sich hat, als wir gemeinhin glauben.
Wie Georg Kentrup, Dramaturg am Consol Theater, schildert, ist diese Performance eins von sechs kleinen Projekten zusätzlich zu den gewohnten Synovia-Veranstaltungen im Haus, die in den Spielzeiten 16/17 und 17/18 auf dem Programm stehen. „Das ermöglicht die Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Künstlern, sorgt für neue Herausforderungen und neue Teams“, erklärt Kentrup.
Die Vorbereitungen für „Ge(h)dankenvorgänge“ laufen seit Frühjahr 2017 und dabei entpuppte sich das so banal erscheinende Thema als wahre Mammutaufgabe, wie Kentrup schildert. Alle Beteiligten tauchten regelrecht ein in die Recherche und sammelten Musikstücke, sichteten Videos und führten Interviews zum „Gehen“.
Im Rheinelbepark erprobten die Teilnehmer das Gehen auf dem Waldboden, das sich mit einem Mal anders anfühlte als das Gehen auf der Straße. Auf hellen Tüchern sammelten sie ihre Fußabdrücke und schafften sich damit einen Startfundus für die Performance.
Im Herbst sind vielleicht dem einen oder anderen Gelsenkirchener in einem Schuhhaus auf der Bahnhofstraße, im Kunstmuseum in Buer oder auch im Schloss Horst die „Gehenden“ begegnet, denn sie wollten mit ihren Ideen in einen Austausch mit der Öffentlichkeit gehen und daraus wiederum Impulse für ihr Projekt gewinnen.
„Es war mir ein Anliegen, die Choreographie mit dem urbanen Raum zu verbinden“, schildert die Regisseurin, die aus dem Tanzbereich kommt, aber durch die Verbindung von Choreographie und Tanz sehr offen für viele künstlerische Themen ist.
„Die Arbeit mit den Älteren hierbei ist hoch interessant. Dabei geht es aber nicht darum zu spielen, wie Profis es tun würden, sondern darum zu zeigen, wie der ältere Körper wirkt und zu was er fähig ist. Herausgekommen ist eine Schnittstelle zwischen dem Gehen, Tanz und einer Performance“, so macht Barbara Cleff neugierig auf das Projekt.
Doris Himmelreich ist seit Jahren mit der Regisseurin bekannt und nun mit von der Partie bei diesem Projekt: „Ich bin dorthin geschleift worden, ich wollte erst gar nicht. Aber jetzt muss ich sagen, dass es sich gut anfühlt. Denn als älterer Mensch hat man ein Leben in Bewegung hinter sich und kann das auch zum Ausdruck bringen. Nun werden wir von Barbara geformt und geführt, aber es geht nicht um eingespielte Bewegungen.“
Barbara Cleff geht es nicht darum, das Alter in den Vordergrund zu stellen, sondern darum zu zeigen, welche Auswirkungen das Alter auf den Menschen und sein Wirken hat. „Wir tun es alles und ständig. Manche können nicht mehr, andere müssen und weil sie müssen, tun sie es. Es geht um das Gehen im großen Kontext. Dabei sind Gehen und Gedanken schon persönlich, aber da jeder es macht, verbindet es auch wieder“, erläutert Cleff ihren Ansatz.
Darstellerin Helga Ottowel-Bojes erzählt: „Sobald ich das Gehen verinnerlicht hatte, war es nicht mehr rauszubekommen aus dem Kopf. Ich habe jetzt einen ganz neuen Blick auf das Gehen.“
Und sie fielen auf mit ihrem „Gehen“, wie Doris Himmelreich berichtet: „Die Passanten waren erst erstaunt, haben sich dann aber auf uns eingelassen. Völlig Unbekannte fühlten sich bei unserem Gehen in der Öffentlichkeit angesprochen und Kinder, denen wir im Schloss Horst begegneten, waren sofort mit dabei. Das bedeutete auch, dass das Gehen altersunabhängig ist.“ Dabei ist die ältere Dame auch durchaus ein alter Hase auf der Consol-Bühne, aber es war ihr erstes Mal, dass sie in der Öffentlichkeit auftrat, was sie aber im Nachhinein sehr begeisterte.
Ähnlich sieht es Helga Ottowel-Bojes, die mit leuchtenden Augen sagt: „Mit dem Alter wird man mutiger. Als jüngere Frau hätte ich das nie getan. Das ist so: Mit 20 schaut man in den Spiegel und kontrolliert, ob alles gut ist, mit 30 hat sich dieser Blick schon verändert. Mit 80 setzt man den lila Hut auf und es ist egal. Und darum frage ich mich heute: Warum setzen wir nicht schon eher den lila Hut auf?“

Am 24. Februar wird Premiere gefeiert

Am heutigen Samstag, 24. Februar, feiert „Ge(h)dankenvorgänge“ um 19 Uhr Premiere. Das Stück ist am morgigen Sonntag, 25. Februar, wiederum um 19 Uhr zu sehen und ebenso am Donnerstag, 31. Mai, zur Eröffnung des NRW-Seniorentheaterfestivals „Wildwest“ im Consol Theater an der Bismarckstraße 240.
Wie Barbara Cleff sagt, ist jede Show anders: „Die Szenen sind schon vorgegeben, aber sie bilden nur einen Rahmen, der Freiräume ermöglicht.“ Oder wie Helga Ottowel-Bojes schildert: „Die Entwicklung kam mit dem Stück. Gerade dachten wir, jetzt steht es, da hatte Barbara eine neue Idee.“
Auf dem Weg zum Theatersaal werden die Besucher auf einem Rundgang durch den Fundus, der im Rahmen der Vorbereitungen entstand, geleitet und können sich von der Idee zum Stück bis zum Bühnenspiel einstimmen lassen.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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