Rasmus Baumann im Interview

Klassik und Moderne finden bei Rasmus Baumann ihren Platz im Programm. | Foto: Pedro Malinowski
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  • Klassik und Moderne finden bei Rasmus Baumann ihren Platz im Programm.
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Wer ist der Mann, der nun den Takt bei der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW) vorgibt? Der Stadtspiegel sprach exklusiv mit Rasmus Baumann, designiertem generalmusikdirektor der NPW, über ihn und seine Pläne für die Neue Philharmonie Westfalen.

Stadtspiegel: Herr Baumann, Sie haben einiges umstrukturiert im Spielplan der NPW.
Rasmus Baumann:
„Das stimmt, unsere Sinfoniekonzerte finden jetzt konzentriert in Gelsenkirchen am Montag statt, in Recklinghausen am Dienstag, genauso wie die „Klassik_Dialoge“ in der Matthäuskirche in Buer. Außerdem haben wir eine neue Sonntagskonzertreihe installiert, in welcher (in dieser Spielzeit) Werke Joseph Haydns in den Dialog treten mit Stücken von Komponisten der letzten vier Jahrhunderte. Außerdem haben wir eine Kammermusikreihe im Hans-Sachs-Haus (HSH) aus der Taufe gehoben.“

Im Fokus: Gesprächskonzerte

Gesprächskonzerte sind Ihnen ein großes Anliegen, wie es z.B. im Mai 2015 erstmalig kommen wird?
„Definitiv, ja. Ich habe schon häufig Gesprächskonzerte am Klavier gegeben. Viele Menschen sind danach auf mich zugekommen und waren begeistert, dass sie die Musik ganz anders erleben und einen Zugang dazu finden konnten.“

Sie sprechen viel von „wir“ wenn Sie über das neue Programm reden - Warum?
„Es ist mir wichtig, dass die Musiker hinter dem stehen, was sie tun. Daher habe ich den Musikern das Programm lange vor der offiziellen Veröffentlichung vorgestellt, damit sie nicht erst aus der Presse erfahren, was wir spielen und warum. Bei der Kammerkonzertreihe im HSH beispielsweise haben die Ensembles ihre Programme selbst erstellt. Ich stand nur beratend zur Seite und gab Impulse oder Vorschläge.“

Altbekannte Formate wiederaufgenommen

Wie schwierig waren diese Veränderungen?
„Ich habe viele Gespräche mit den Trägern und Veranstaltern geführt. Im Hinblick auf das Mehrangebot, das wir durch die strukturellen Veränderungen anbieten können, begrüßen sie die Veränderungen und unterstützen uns sehr. Das erleichtert die Sache ungemein. Außerdem konnten wir so überall auch den wichtigen Bereich der Kinder- und Jugendarbeit entscheidend ausbauen.“

Nicht alles ist neu, auch altbekannte Formate wie ‚MiR goes...‘ werden wiederaufgenommen, richtig?
„Ja, denn diese Konzerte geben unserer Arbeit einfach einen ganz anderen Vibe und machen Spaß. In Gelsenkirchen kennen die Besucher dieses Format bereits und sind begeistert. Alles, was wir tun, tun wir für das Publikum, deswegen werden wir natürlich auch weiterhin so beliebte Formate spielen. In der kommenden Spielzeit sogar vier Mal am MiR. Für die Besucher in Recklinghausen wird das eine ganz neue Erfahrung. Ich bin sicher, dass die Konzerte auch dort angenommen werden.“

Top-Stars und Newcomer der Klassik-Szene

Auch die Sinfoniekonzerte der nächsten Spielzeit können sich sehen lassen...
„Auf jeden Fall, wir sind sehr stolz darauf, so viele Top-Stars der Szene für unsere Konzerte gewonnen zu haben. Doch es kommen auch sehr talentierte Nachwuchskünstler – z.B. Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs, was aus der Reihe eine interessante Mischung macht.“

Sie selbst haben eine für Dirigenten eher untypische Ausbildung in der Jazzmusik erhalten...
„Jazz hat mich schon während meines Studiums an der Folkwang Hochschule begeistert. Zum Glück wird dort die Interdisziplinarität gefördert und habe dort sofort Kontakt zum Jazz bekommen neben meinen Klassik-Stunden. So habe ich mir auch mein Studium finanziert: als Jazzmusiker und Organist. Zudem feierten die Schauspiel-, Musical- und Jazzstudenten einfach die besseren Partys...“ (lacht)

Seine Liebe galt immer der Musik

Wer ist Ihr Lieblingskomponist?
„Wo fange ich da an? Bach, auf jeden Fall, Mozart, Beethoven, Puccini, Mahler, Richard Strauss... und viele weitere. Ganz oft hängt es auch damit zusammen, mit wem ich mich gerade beschäftige.“

Wenn Sie nicht Dirigent geworden wären, welchen beruflichen Weg hätten Sie dann eingeschlagen?
„Nach dem Abitur habe ich mich auf einen Platz als Medizinstudent beworben, aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich mich immer für etwas mit Musik entschieden. Wenn ich eine unverwechselbare Stimme hätte, dann wäre ich vielleicht jemand wie Grönemeyer geworden...“

"Welche Freizeit?"

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
(lacht)„Welche Freizeit? Im Moment habe ich einen sehr vollen Terminkalender, ich gehe um 9 Uhr morgens aus dem Haus zu Proben, mittags geht es mit Besprechungen oder Sitzungen weiter und abends wird wieder geprobt oder ein Auftritt steht an. Vor 22 Uhr ist da kein Feierabend in Sicht. Danach sitze ich öfter zu Hause und studiere noch Partituren - Das hält mich nicht selten bis 2 Uhr nachts wach. Da bleibt leider wenig Freizeit. Wenn ich jedoch welche habe, verbringe ich diese mit meiner Familie; besonders mein 15 Monate alter Sohn hält mich und meine Frau ganz schön auf Trab. Früher bin ich gerne joggen gegangen und ins Kino - das habe ich ewig nicht mehr gemacht.“

Sie sind also großer Filmfan? Kommt daher die Leidenschaft für die ‚Mir goes Film‘-Reihe, die Sie initiiert haben?
„Ja: Ich bin ein großer Filmfan. Besonders den 13-Jährigen in mir freut es, dass gerade so viele Superhelden-Filme gedreht werden (ich stehe total auf X-Men), auch wenn ich leider nicht dazu komme, sie im Kino zu sehen. Das spiegelt sich natürlich auch in dem Format wider. Die Musik in Filmen wird viel zu oft unterschätzt; das sind zum Teil sehr anspruchsvolle Partituren und auf jeden Fall sehr emotionale Melodien, die einfach jeder kennt. Bei der Programmzusammenstellung kommt dann auch mein 13-jähriges Ich zum Zuge - der Abend soll schließlich jedem gefallen!“

"Star Wars" und "Tatort"

Auch das Deutsche Fernsehen hat Sie entdeckt: Sie spielen in einem Tatort mit!
„Das ist viel unaufregender, als man sich das vorstellt. Ich habe nur eine kleine Rolle als Dirigent. Der WDR ruft mich immer mal wieder an, wenn sie was Besonderes haben. Ich dirigiere seit Jahren das WDR-Rundfunkorchester, zum Beispiel beim Star Wars Flashmob in Köln, welcher 2 Millionen Klicks auf Youtube erreicht hat, oder auch im „Happy“-Video des WDR, welches bald veröffentlicht wird.

Programm 2014/15 bereits erhältlich!

Ab der Spielzeit 2014/15 kann man sich von dem „Mann für besondere Aufgaben“ überzeugen: Das Programm liegt an vielen öffentlichen Stellen aus!

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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