Der große Krieg 1914-1918

Arbeiterinnen der Hüttenwerke Oberhausen schuffteten in der Waffenschmiede für den Großen Krieg. | Foto: Foto: ISG
  • Arbeiterinnen der Hüttenwerke Oberhausen schuffteten in der Waffenschmiede für den Großen Krieg.
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Im August 2014 jährt sich zum 100. Male der Beginn des Ersten Weltkriegs, der als „Urkatastrophe“ die weitere Entwicklung des 20. Jahrhunderts prägen sollte.

Was der Krieg im Revier bewirkte

Auch für das Ruhrgebiet markierte dieser „Große Krieg“ eine Zäsur. Zwar fanden die Kämpfe weit weg von Gelsenkirchen, in Nordfrankreich, Flandern, Galizien oder in den Alpen statt, aber ihre Auswirkungen waren auch in der Region beiderseits von Emscher und Kanal zu spüren: Der Krieg veränderte die lokalen Gesellschaften in Gelsenkirchen und Buer, in Horst und Rotthausen grundlegend.
Eine Vortragsreihe des Instituts für Stadtgeschichte setzt sich zwischen August und Oktober 2014 mit verschiedenen Aspekten des Ersten Weltkriegs auseinander. Dafür konnten ausgewiesene Expertinnen und Experten gewonnen werden, die über die Bedeutung von Feldpostbriefen, über Kriegsgefangene in Westfalen, die Rolle sogenannter „Kriegswahrzeichen“ in der Propaganda, das Ruhrgebiet als „Rüstungsschmiede“ des Reiches, den deutschen Überfall auf Belgien sowie die oftmals vergessene Kriegsteilnahme des Osmanischen Reichs referieren.
Die Veranstaltungen finden jeweils im Konferenzraum 8 im 1. Obergeschoss (Flur vor Pavillon 7) des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen statt.

Kriegsgefangene in Westfalen

Fotografien, Berichte und Selbstbilder von 1914 bis 1918 stellt am Donnerstag,
4. September, um 19 Uhr Dr. Sabine Kittel vor unter dem Motto „Kriegsgefangene in Westfalen“ vor.
Kriegsgefangenschaft wurde im Ersten Weltkrieg zum Massenphänomen. Etwa 2,4 Millionen Männer aus 13 Nationen gerieten allein in deutsche Kriegsgefangenschaft. Hunderttausende von ihnen waren in westfälischen Lagern untergebracht. Der Vortrag befasst sich mit Ansprüchen und Realitäten der Behandlung von Kriegsgefangenen im Verlauf des Krieges, mit Lebensbedingungen, Arbeitseinsatz, Überlebenschancen.
Dabei stehen neben Selbstdarstellungen von Kriegsgefangenen vor allem Fotografien und Zeichnungen, insbesondere aus dem Lager Haus Spital bei Münster, im Mittelpunkt, die quellenkritisch befragt werden.

Die Konstruktion der Heimatfront

Kriegswahrzeichen im Ruhrgebiet beleuchtet am Donnerstag, 18. September, um 19Uhr Alfred Hintz unter dem Thema „Die Konstruktion der Heimatfront“.
Im Ersten Weltkrieg erreichte die Kriegspropaganda eine neue Dimension. Sie richtete sich nicht zuletzt an die „Heimatfront“, die von der Notwendigkeit immer neuer Opfer überzeugt und zum „Durchhalten“ gebracht werden sollte.
Diese hölzernen Symbolfiguren wurden ab 1915 in deutschen Städten errichtet, so beispielsweise auch „Das Schwert von Gelsenkirchen“. Gegen eine Spende beschlug die Bevölkerung während eines Festaktes die Wahrzeichen mit Nägeln. Dabei wurde der „Geist von 1914“ feierlich beschworen und so die Grundlage für die mentale Mobilisierung und Konstruktion der „Heimatfront“ gelegt.

Waffenschmiede für den Großen Krieg

Dass die Kriegswirtschaft im Ruhrgebiet für jede Menge Arbeit sorgte ist kein Geheimnis. Mehr dazu erfährt man am Donnerstag, 2. Oktober, um 19 Uhr unter dem Titel „Waffenschmiede für den Großen Krieg“ von Prof. Dr. Werner Plumpe.
Die schon bald nach Beginn des Ersten Weltkrieges einsetzenden ökonomischen Schwierigkeiten des Deutschen Reiches und die unterschätzten Herausforderungen des Weltkrieges veranlassten die staatlichen Behörden, die Organisation der Kriegswirtschaft stärker selbst zu steuern. Die Region an Ruhr und Emscher erlangte dabei größte Bedeutung als „Waffenschmiede“ des Reiches.
Ein System von Kriegsämtern, Staats- und Gemeindebehörden, staatlich beauftragten und beaufsichtigten Kriegsgesellschaften und anderen Instanzen steuerte Bevorratung, Bewirtschaftung und Organisation der Produktion. Innerhalb der regulierten Kriegswirtschaft bekamen auch Arbeitnehmer und Gewerkschaften größeren Einfluss.

„Pardon wird nicht gegeben“

Dr. Herbert Ruland referiert am Donnerstag, 16. Oktober, um 19 Uhr über den deutschen Überfall auf Belgien im Jahr 1914 .
Am 4. August 1914 rückte die deutsche Armee mit mehr als 30.000 Mann unter Bruch des Völkerrechts in das neutrale Belgien ein. Trotz nur vereinzelter Feindberührungen kam es schon bald zu Übergriffen auf die Zivilbevölkerung. Diese wüsten Ausschreitungen hielten bis Anfang September an und kosteten mehr als 6.000 völlig unschuldige Menschen das Leben.
Am bekanntesten sind die Vorkommnisse in Löwen, bei denen die weltberühmte Universitätsbibliothek ein Raub der Flammen wurde. Im Mittelpunkt des Vortrags steht das Leiden der Grenzbevölkerung.

Vom Imperium zum Nationalstaat

Das Osmanische Reich und der Erste Weltkrieg (1911-1923) sind das Thema von Prof. Dr. Markus Koller am Donnerstag, 30. Oktober, um 19 Uhr bei „Vom Imperium zum Nationalstaat“.
Aus der Perspektive des Osmanischen Reiches bedeuteten die Kriegsjahre zwischen 1914 und 1918 nur einen Ausschnitt aus einer Reihe militärischer Auseinandersetzungen, die sich von der Besetzung Libyens (1911) über die Balkankriege (1912/13) und bis schließlich zum „Befreiungskrieg“ (1919-1923) erstreckte.
Der Vortrag beleuchtet nicht nur die verschiedenen Konfliktfelder, sondern stellt auch die politischen Entwicklungen innerhalb des Reiches dar, das sich während des „osmanischen Ersten Weltkriegs“ endgültig vom Imperium zum Nationalstaat gewandelt hatte.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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