Anonyme Spurensicherung für Opfer von sexueller Gewalt

Der Social Clip macht Mut, sich nach sexueller Gewalt an ein Krankenhaus zu wenden, um eine anonyme Spurensicherung vornehmen zu lassen. Foto: Privat
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Die Arbeitsgruppe Frauen und Gesundheit in Gelsenkirchen hat den Social Clip zur Anonymen Spurensicherung (ASS) nach sexueller Gewalt in Auftrag gegeben, da sie erkannte, dass die jüngere Generation überwiegend digitale Kommunikationsmittel verwendet.

Durch die Form der Darstellung wird eine Möglichkeit für Frauen allen Alters geschaffen, sich dem Thema zu nähern. Dieses digitale Format kann einer Tabuisierung des Themas entgegenwirken, indem die jungen Frauen sich im privaten Raum über die Möglichkeit der anonymen Spurensicherung informieren können. Den Social Clip ansehen kann man auf folgenden Seiten: https://www.youtube.com/watch?v=71PqqbS6RVE oder https://vimeo.com/241710124.
Verschiedene Studien in Deutschland weisen in ihren Untersuchungen mit unterschiedlichen Zahlen eine hohe Dunkelziffer von nicht angezeigten Sexualdelikten nach. Nur 8 Prozent der Frauen, die Gewalt erlebt haben, haben diese angezeigt. Es ist zu vermuten, dass das Dunkelfeld weitaus größer ist. Hinweise auf die Schwierigkeiten der strafrechtlichen Verfolgung geben auch aktuell gesellschaftliche Prozesse wie die "#me to"-Debatte, die aus solch einem Dunkelfeld entstanden ist.

Hilfe vor Ort und darüber hinaus

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist ein bundesweites Beratungsangebot und erreichbar unter Telefon 08000/116 016. Es gewährleistet eine Erstversorgung innerhalb Deutschlands an 365 Tagen rund um die Uhr. Man erhält Unterstützung und Vermittlung zu regionalen Beratungsstellen.
Vor Ort in Gelsenkirchen können Bürgerinnen durch die Frauenberatungs- und Kontaktstelle Gelsenkirchen unterstützt werden. Sie ist erreichbar unter Telefon 207713. Weitere Infos zu ASS und örtlichen Anlaufstellen gibt es auch auf www.frauenberatung-ge.de

Warum der Filmso wichtig ist

Erlebte sexuelle Gewalt bedeutet für jede Frau immer eine massive Verletzung ihrer persönlichen Integrität, die zu einer Traumatisierung führen kann. Viele Frauen befinden sich nach der Tat in einem psychischen Schock-Zustand, der mehrere Tage andauern kann.
Es gibt aber kein typisches Verhalten nach der Tat, die Reaktionen sind so unterschiedlich wie die Persönlichkeit der Frauen selbst. Frauen sind häufig desorientiert und versuchen die Kontrolle über ihr Leben wiederzuerlangen. Meistens treten widerstreitende Gefühle von Ekel, Angst, Verzweiflung, Hass, Trauer und Ohnmacht auf. Häufig befinden sich die Frauen in einen Zustand der Sprachlosigkeit, sie wollen das erlebte verdrängen und funktionieren. Bei einer Vergewaltigung handelt es sich um eine aggressiv motivierte Gewalttat.
Da sich viele Frauen in einem Ausnahmezustand befinden, sich aufgrund der starken Ängste nicht an alle Einzelheiten erinnern können, kein Vertrauen mehr zu anderen Menschen selbst aufbauen können oder Angst vor weiteren Übergriffen eines Nahtäters haben, fällt eine Anzeige oft auch aus empfundener Scham sehr schwer.
Hinzu kommt dann, dass es keine Zeugen für die Tat gibt und die Glaubwürdigkeit der Frauen in Frage gestellt wird, denn die Erinnerungslücken erschweren das Ermittlungsverfahren. Den Weg zu wählen, die anonyme Spurensicherung in Anspruch zu nehmen, Beweise zu sichern und gegebenenfalls den Täter erst anzuzeigen, wenn die Frauen sich dafür stabil genug fühlen, ist das Anliegen der ASS.
Bei der anonymen Spurensicherung handelt es sich um eine anzeigeunabhängige Beweissicherung. Dies beinhaltet eine medizinische Versorgung von Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, und eine Spurensicherung, ohne dass eine vorherige oder gleichzeitige Anzeige bei der Polizei erstattet werden muss.
Die anonyme Spurensicherung soll eine direkte Anzeigeerstattung nicht ersetzten, hierbei handelt es sich vielmehr um eine Erweiterung. Mit dieser Erweiterung besteht nun die Möglichkeit sich nach einer Vergewaltigung an ein Krankenhaus zu wenden und die Spuren anonym sichern zu lassen. Diese werden dann kodiert und für zehn Jahre in der Rechtsmedizin aufbewahrt.
Damit wird gewährleistet, dass Hilfe in Anspruch genommen werden kann, ohne zu Schritten genötigt zu werden, die noch nicht bewältigt werden können und in einer psychischen Ausnahmesituation nicht überblickt werden können. Innerhalb dieser zehn Jahre besteht die Möglichkeit zu jedem Zeitpunkt eine Anzeige zu erstatten.
Der Social Clip zur anonymen Spurensicherung nach sexueller Gewalt wurde durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. 

Die Arbeitsgruppe Frauen und Gesundheit

 2001 gründete sich die Arbeitsgruppe „Frauen und Gesundheit“ aus der kommunalen Gesundheitskonferenz.
Diese Arbeitsgemeinschaft beschäftigt sich mit allen Themen rund um den Bereich „Frauen und Gesundheit“, sie informiert und stößt Ideen an.
Es handelt sich hier um ein effektives Fachforum, in dem sich Fachfrauen unterschiedlicher Anbindung und Profession vernetzt haben.
Im Fokus steht die angemessene Würdigung der Belange von Mädchen und Frauen und eine differenzierte, handlungseffiziente Sichtweise auf die Bedürfnisse, Haltungen und Sichtweisen von Männern und Frauen. Hintergrund

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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