Breitenreiter: „Bei Egozentrikern werden wir konsequent handeln“

André Breitenreiter wurde am 15. Juni 2015 als neuer Trainer des FC Schalke 04 vorgestellt. | Foto: Gerd Kaemper
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André Breitenreiter wurde am Montag offiziell als neuer Schalke-Trainer vorgestellt. Eine Platzierung als Ziel für die neue Saison gab der vom SC Paderborn verpflichtete Übungsleiter nicht aus. Wer Breitenreiter im Trainer-Team unterstützen wird, steht noch nicht fest.

Zwischen 500.000 Euro und 1 Million Euro musste der S04 angeblich an den Bundesliga-Absteiger Paderborn überweisen, um Breitenreiter aus seinem laufenden Vertrag bei den Ostwestfalen herauskaufen zu können. „Auf Schalke“ unterschrieb der in Langenhagen (Hannover) geborene 41-Jährige einen Vertrag über zwei Jahre bis zum 30. Juni 2017. Aktuell ist Breitenreiter die einzige Trainer-Verpflichtung des S04. Es gilt aber als sicher, dass Breitenreiter seinen Co-Trainer Volkan Bulut, Athletik-Trainer Tobias Stock sowie Torwart-Trainer Simon Henzler mit zum S04 bringen will.

Tobias Stock soll den zur Hertha BSC abgewanderten Henrik Kuchno ersetzen

„Wegen des Trainer-Teams gab es mit Horst Heldt auch schon Gespräche. Ich bin natürlich sehr daran interessiert, Kollegen mitzubringen, mit denen ich in den letzten Jahren Abläufe automatisiert habe. Dennoch gibt es dazu noch keine abschließende Meinung und diese Entscheidungen werden wir auch gemeinsam treffen“, sagte Breitenreiter. Horst Heldt schob hinterher: „Man muss dabei beachten, dass in Paderborn auch die anderen Trainer unter Vertrag stehen. Aus Respekt gegenüber Paderborn werden wir dazu also noch nichts sagen und müssen erst mit dem Klub Gespräche führen und abschließen, ehe wir etwas veröffentlichen.“ Zumindest die Verpflichtung von Athletik-Trainer Tobias Stock würde viel Sinn ergeben, da Schalkes bisheriger Konditions- und Reha-Trainer Henrik Kuchno seinen bis 2017 laufenden Vertrag aufgelöst hat und zu seinem vorherigen Verein Hertha BSC zurückgekehrt ist. Beim S04 steht Sven Hübscher, der seit Jahren schon Co-Trainer ist, nach wie vor als Co-Trainer zur Verfügung. Ob er es bleibt, hängt von weiteren Personalien ab, die Breitenreiter mit Heldt vereinbart.

Breitenreiter über 2001: „Wir haben mehr mit Schalke als über unseren Abstieg getrauert“

Die Vereinbarung mit dem Schalke-Manager, bei den Königsblauen zu unterschreiben, lief problemlos und schnell innerhalb von nur vier Tagen ab. „Ich bin überglücklich und stolz, einen Verein wie Schalke trainieren zu dürfen. Es ist eine große Herausforderung, klar. Aber auch eine große Chance für mich. Vielleicht auch für den Klub“, sagte Breitenreiter ehrlich. „Eine Platzierung für die nächste Saison werde ich nicht ausgeben. Wir wollen wieder zu einer Einheit werden, die Fans und das Umfeld mitnehmen und den Fußball zeigen, den sich jeder hier auf Schalke wünscht.“ Breitenreiter weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, mit „viel Herz und Leidenschaft“ Fußball beim S04 zu spielen. 2001, als der S04 im letzten Heimspiel im Parkstadion und beim tragischen Kampf um die Deutsche Meisterschaft die Spielvereinigung Unterhaching empfing, gewann man zwar 5:3. „Aber wir haben 2:0 geführt“, erinnert sich Breitenreiter noch sehr gut. „Ich habe damals das 1:0 geschossen. Da wurde es totenstill. Dann fiel das 2:0 für uns, da war die Stimmung im Minusbereich. Und obwohl wir hinterher mit 3:5 verloren haben und dadurch abgestiegen sind, haben wir fast mehr mit Schalke getrauert. Was sich in den Kabinengängen abgespielt hat, war unglaublich traurig.“

Breitenreiter: „Die Jungs müssen nicht in der Freizeit gemeinsam schwimmen gehen“

Darüber hinaus erlebte Breitenreiter nicht nur am 16. Mai diesen Jahres, woran es beim S04 haperte. „Wir haben zweimal gegen Schalke gespielt. Zwar mit anderen Möglichkeiten, aber wir haben die Schwachstellen sehr gut analysiert. Die sind deckungsgleich mit denen, die Horst Heldt und Schalke in der Vergangenheit gesehen haben. Schließlich wurden wir bei unserer 0:1-Niederlage vor ein paar Wochen nach dem Abpfiff mit Standing Ovations verabschiedet. Die Ansätze kennen wir also. So ist sicherlich jedem bewusst, dass das defensive Umschalten nicht wie vorgestellt funktioniert hat. Das haben wir selber sehr gut ausgenutzt, auch wenn wir kein Tor geschossen haben. Ansonsten kommte es auf Kleinigkeiten wie Engagement und Leidenschaft an. Deswegen spreche ich nicht von großen Zielen. Wenn uns das alles gelingt, dann ist das schon ein Erfolg. Wir haben schon klasse Spieler. Aber die Basis ist, eine Einheit zu finden. Auf und auch neben dem Platz. Die Jungs müssen nicht gemeinsam in der Freizeit schwimmen gehen. Aber man muss einander respektieren und sich auf jeden verlassen können. Wenn das alles klappt, dann haben wir auch Erfolg. Aber auch nur dann.“

Breitenreiter: „Ich will den nächsten Schritt in meiner Karriere machen“

Wie Breitenreiter diese Einheit formen und dann auch Fußball spielen will, ist schon längst in seinem Kopf verankert. „Als Mensch und Trainer haben wir in den letzten viereinhalb Jahren eine Philosophie entwickelt, wie wir spielen lassen wollen. Wir wollen eine hohe Mentalität entwickeln, einen klaren Plan für das Spiel mitgeben, den mit viel Herz und Leidenschaft füllen, sehr viel Motivation und Ehrgeiz zeigen und ich will Erfolg haben und den nächsten Schritt in meiner Karriere gehen. Ich bin aber auch ein Teamplayer, ich will erfolgreich arbeiten.“ Keine Floskel, wenn man sich im Umfeld von Breitenreiter umhört, der tatsächlich als jemand gilt, der jeden Einzelnen im Kader und aus dem Umfeld mitreißen kann. Dabei stellt Breitenreiter unmissverständlich klar: „Der Teamgedanke steht im Vordergrund. Wir wissen um die individuelle Qualität. Aber wir spielen nur erfolgreichen Fußball, wenn wir alle in ein Boot holen. Spieler, Trainer, Verantwortliche, Fans, Umfeld, einfach alle.“ Wer nicht mitzieht, wird laut des 41-Jährigen ein Problem kriegen. „Ich muss jetzt erst einmal die einzelnen Charakter kennenlernen und herausfinden, warum es zuletzt nicht mehr so geklappt hat. Fakt ist: Die Sache steht im Vordergrund. Egos müssen hinten an gestellt werden. Da haben wir in der Vergangenheit sehr konsequent gehandelt. Wir stellen nach dem Leistungsprinzip auf und haben nie gescheut harte Entscheidungen zu treffen. Immer im Sinne des Erfolges.“

An eigener Motivation wird es Breitenreiter nicht mangeln. „Die Qualität ist jetzt schon da. Zudem gibt es großes Potential bei den jungen Spielern, bei denen aber immer noch Luft nach oben ist. Wir haben in den vergangenen Jahren schon nachgewiesen, wenn auch auf anderem Niveau, dass wir Spieler weiterentwickeln können. Darauf habe ich richtig Bock.“

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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