Interview mit Schalkes Busfahrer Lars Laser

Lars Laser (l.) mit Raphael Wiesweg vom Stadtspiegel.
2Bilder
  • Lars Laser (l.) mit Raphael Wiesweg vom Stadtspiegel.
  • hochgeladen von Raphael Wiesweg

"Ich hoffe nie mit Punkten nach Hause zu kommen!" Lars Laser (38) ist gelernter KFZ-Mechaniker und hat in seiner achtjährigen Bundeswehrzeit alle Führerscheine gemacht, die man nur machen kann. Er fährt seit zehn Jahren für die Königsblauen und ist seit 2010 fest angestellt und fährt die Fußballprofis überall hin. Ob es nur nach Dortmund oder bis nach Piräus geht: Lars Laser fährt die Profis von A nach B, was ihm auch am meisten Spaß bereitet. Im Interview verrät Lars Laser, der tatsächlich so heißt, welchen Gegner er sich für die Mannschaft wünscht - damit er endlich da mal hinfahren kann.

Stadtspiegel: Herr Laser, waren Sie schon immer Busfahrer?
Lars Laser: „Nein, ich bin gelernter KFZ-Mechaniker und war auch acht Jahre beim Bund. Aber da habe ich alle Führerscheine gemacht und darf vom Moped bis zum Panzer auf Ketten alles fahren.“

Seit wann fahren Sie die Profis quer durch Europa?
„In der Winterpause 2001/02 habe ich angefangen, Jugendmannschaften und die Amateure zu fahren. Ab der Winterpause 2002/03 die Profis, so dass es sich in wenigen Wochen zum zehnten Mal jährt.“

Sie kommen selbst bei Heimspielen zum Einsatz, richtig?
„Ja. Wir fahren immer, egal ob daheim oder auswärts, um 18 Uhr am Vorabend des Spiels in ein Hotel - auch bei Heimspielen.“

Und dann geht es auch immer in das selbe Hotel?
„(schmunzelt) Das werde ich natürlich nicht verraten,sonst ist unser Hotel von vielen Fans sofort belagert. Aber das Hotel liegt immer im Umkreis von 40 Kilometern des Stadions, so dass man innerhalb von 30 bis 45 Minuten die Spielstätte erreichen kann.“

Wann beginnt für Sie die Vorbereitung auf ein Samstagsspiel?

„Wenn wir jetzt nur von der Vorbereitung für den Bus sprechen, dann ab Donnerstagmittag. Da wird der Bus um 12 Uhr mit den Taschen von den Spielern und allem möglichen an Materialien vollgepackt. Alles, was wir für ein letztes Training vor Ort brauchen, damit nichts fehlt. Das ist auch der Hauptgrund, warum ich beispielsweise auch dahin fahre, wo die Mannschaft selbst ein oder paar Tage später hinterher fliegt. Das viele Gepäck lässt sich schließlich nur sehr schlecht tragen.“

„Ich bin für die Musik verantwortlich. Aber unglaublich, dass Gerald Asamoah damals nie für uns aufgelegt hat. “

Wer entscheidet darüber, ob Sie tatsächlich mit dem Bus vorfahren sollen oder ob die Mannschaft einen Bus vor Ort von einem anderen Unternehmen nutzt?
„Das letzte Wort haben immer Horst Heldt und Gerhard Zuber, Heldts „rechte Hand“.“

Sie sind seit 2010 beim S04 fest angestellt. Sie werden aber nicht jeden Tag als Busfahrer gebraucht. Was machen Sie dann in der Zwischenzeit?
„Ich bin auch Zeugwart und bin mit Enrico Heil dafür zuständig, dass die Kleidung der Spieler stets sauber ist. So bin ich jeden Tag bestens beschäftigt.“

Was war Ihre längste Fahrt in den zehn Jahren mit den Profis?
„Ein Trainigslager im türkischen Belek. Da waren wir zu Zweit dreieinhalb Tage unterwegs.“

Gab es auch schon einmal einen Vorfall, den Sie nie vergessen werden?
„Ja, das war nach einem Freundschaftsspiel in Oldenburg, wo gegnerische Fans Steine auf den Bus geworfen haben. Zum Glück ist nur das erste Fenster kaputt gegangen. Wären beide durchgewesen, hätte ich nicht weiterfahren dürfen.“

Sie lenken nicht einfach „nur“ einen Bus, sondern sind auch für andere Dinge im Bus verantwortlich.
„Wir haben auch eine kleine Küche hier im Bus. Zwar bereite ich nichts ganz frisch vor oder bediene die Spieler. Aber ich bin für die Einkäufe zuständig und muss gucken, dass immer von allem genügend da ist. Wir haben immer drei Menüs im Angebot: Fisch mit Gemüse, Nudeln mit Geschnetzeltem und Reis mit Geschnetzeltem.“

Sind Sie mit dem Bus schon einmal in ein Drive-In für die Spieler gefahren?
„Ja. Einmal haben wir von einem Hotel Essen mitbekommen, das einfach grauenhaft geschmeckt hat. Nach Absprache mit dem Trainer, habe ich auf einer Raststätte dann schon einmal angehalten und die Spieler durften sich ein Burger-Menü holen.“

Wie viele Fahrten haben Sie bisher in den zehn Jahren verpasst?
„Zwei. Einmal lag ich mit einer Grippe flach und einmal wurde ich Vater eines Jungen.“

Gibt es noch ein Land oder ein Ort, wo Sie unbedingt mal hinfahren möchten?
„Ich will unbedingt mal nach Irland wegen der Landschaft. Aber auch St. Petersburg ist sicherlich interessant. Für mich ist es ein Highlight, einfach nur von A nach B zu fahren.“

Informationen zur Person und zum Bus:

- Der 38-Jährige Lars Laser ist verheiratet und hat drei Kinder, das älteste ist fünf Jahre alt und spielt seit kurzem Fußball - aber nicht beim S04!
- Normalerweise läuft im Bus immer die aktuelle Top 100. Laser selbst hört privat gerne Heavy Metal und spielt in einer Band auch Schlagzeug.
- Der aktuelle Bus bietet 30 Plätze, hat vier Bildschirme und ist bislang 125.000 Kilometer gefahren.
- 2013 bekommen Laser und Schalke einen neuen Mannschaftsbus.

Lars Laser (l.) mit Raphael Wiesweg vom Stadtspiegel.
„Was im Bus passiert, bleibt im Bus“, so Lars Laser (r.). Der Busfahrer vom S04 bekommt „alles mit, was Stevens mit Spielern noch kurz vor dem Spiel bespricht. Ich kann mir ja schlecht mit meinen Händen die Ohren zuhalten.“ Stevens sitzt schräg rechts hinter Laser und immer alleine - fast immer.
Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.