110 Jahre „Horster Bayern“

In diesem Jahr wird der Verein 110 Jahre alt – für die Horster Bayern ein besonderes Ereignis, auch wenn die Zahl kein besonderes Jubiläum darstellt,  sind sie stolz und  glücklich, dass sie immer noch ein aktiver Verein sind. Foto: Gerd Kaemper
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  • In diesem Jahr wird der Verein 110 Jahre alt – für die Horster Bayern ein besonderes Ereignis, auch wenn die Zahl kein besonderes Jubiläum darstellt, sind sie stolz und glücklich, dass sie immer noch ein aktiver Verein sind. Foto: Gerd Kaemper
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Der 12. Mai 2017 ist für den Gebirgstrachten-Erhaltungsverein (G.T.E.V.) Bayrisch-Zell Horst-Emscher ein besonderer Tag, denn die „Horster Bayern“ wurden an diesem Tag 110 Jahre alt und sind immer noch sehr aktiv. Der Geburtstag wurde erstmals seit vielen Jahren ausschließlich unter den Mitgliedern gefeiert.

Die Geschichte des Vereins liest sich wie die Geschichte der Industrialisierung der Stadt Gelsenkirchen

Um die Jahrhundertwende des letzten Jahrhunderts waren viele Menschen aus allen Gegenden Deutschlands ins Ruhrgebiet gekommen, wo sie von den Zechen und Werken angeworben worden waren – so auch aus Bayern und Österreich. Zunächst waren es fast nur junge Männer, die sich hier eine neue Heimat schaffen wollten, doch wie viele andere Fremdarbeiter wurden sie von der hiesigen Bevölkerung argwöhnisch betrachtet. Nach und nach holten sie ihre Familien zu sich, doch auch diese waren zunächst wenig willkommen.
Um nicht zu vereinsamen, aber auch um sich gegenseitig zu unterstützen, gründeten die Bayern Trachtenvereine und trugen zum Zeichen der Zusammengehörigkeit ihre alten Trachten, die sie aus der Heimat mitgebracht hatten. Bei den Zusammenkünften sprachen sie ihren Heimatdialekt, sangen ihre alten Lieder, musizierten wie daheim und natürlich tanzten sie auch ihre traditionellen Tänze.
Der Verein wurde am 12. Mai 1907 von einigen jungen Männern gegründet, die aus dem Bereich um Bayrischzell stammten – deshalb gaben sie dem Verein den Namen ihres Heimatortes Bayrisch-Zell und trugen die Miesbacher Trachten wie in ihrer Heimat. Im Ruhrgebiet gründeten sich immer mehr Trachtenvereine der Bayern – allein in Horst gab es vier Vereine, die sich gegenseitig besuchten, miteinander tanzten, musizierten…. und so war schnell die Idee geboren, sich durch den Verbund der einzelnen Vereine zu verstärken und wie in der Heimat auch gemeinsame Feste zu feiern, dort Wettbewerbe für Tanz, Tracht und Gesang auszurichten und so das Gemeinschaftsgefühl noch zu verstärken.
Und da Gelsenkirchen – und hier besonders Horst – eine Hochburg der Bayern war, wurde 1914 der Emschertaler Gau in Horstermark gegründet – und die Horster Bayern waren Gründungsmitglied. Der Verein wuchs und gedieh, obwohl der 1. Weltkrieg zunächst ein Einschnitt war und viele Verluste von Trachtlern nach sich zog. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es über 200 Mitglieder – und dabei wurden Frauen noch nicht als Mitglied mitgezählt.
Der 2. Weltkrieg brachte dann das Vereinsleben zum Erliegen, denn einige Jahre durften keine Versammlungen oder Feste ausgerichtet werden. Alte oder invalide Trachtler hielten gleichwohl den Verein zusammen, aber nach dem Krieg mussten viele Verluste beklagt werden – viele junge Männer kamen nicht mehr zurück, andere zogen wieder in ihre bayrische Heimat. Als Ende der 40er Jahre Vereine wieder aktiv werden durften, hatte der Verein nur noch einige ganz alte und einige sehr junge Männer (im Krieg noch Kinder), die sich darum kümmerten, dass das Vereinsleben wieder aktiv werden konnte. Die Alten hatten das Wissen und die Jungen die Kraft und Zuversicht und so war der Verein schon bald wieder mit einer aktiven Trachtengruppe im und außerhalb des Gaues auf Festen und Feiern anwesend und eine feste Größe in der Trachtenfamilie.
Da im Krieg die Vereinsfahne zerstört wurde, legten die Mitglieder zusammen und weihten 1951 die 2. Vereinsfahne im Rahmen eines großen Festes in Horst. Und damit ging es weiter bergauf: In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg bis zum heutigen Tag war und ist Bayrisch-Zell führend in der Trachtenschau, bei Historischen Tänzen und vor allem im Preisplatteln – sowohl in der Gruppe als auch bei Einzelwettbewerben. Und dank einer guten Jugendarbeit hat der Verein immer wieder neue Talente gefunden, die den guten Ruf weitertrugen.
Auch die Musik ist bei den Horster Bayern gut beheimatet – noch heute spielen etliche Buam auf ihren Ziachen (steyrischen Harmonikas) und unterstützen die Gruppe bei ihren Tänzen. Die Mitglieder treffen sich monatlich zu Versammlungen und Proben und besuchen die Feste der anderen Vereine in ganz Nordrhein-Westfalen.
Auch in Horst – seiner neuen Heimat – hat der Verein sich oft und gern präsentiert – so hat er zuletzt noch sein 100-jähriges Bestehen im Rahmen der Feiern zum Stadtteiljubiläum begangen - eine Feier, an die die Horster sich bestimmt noch erinnern werden. Und so sind die Bayrisch Zeller zu den „Horster Bayern“ geworden, die hier zuhause sind, aber ihre Wurzeln in Bayern oder Österreich haben.
In diesem Jahr wird der Verein 110 Jahre alt – für die Horster Bayern ein besonderes Ereignis, auch wenn die Zahl kein besonderes Jubiläum darstellt, sind sie stolz und glücklich, dass sie immer noch ein aktiver Verein sind.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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