Schacht-Geschichte: REVAG und Lebenswerter Wohnen erforschen die Geschichte Ellinghorsts

Auf Schatzsuche im Stadtarchiv: Zwischen alten Zeitungsartikeln und Dokumenten berichten Walter Hüßhoff und Bettina Normann über die geplante Buchveröffentlichung über den Stadtteil Ellinghorst.
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„Es ist wichtig, dass die Jugend aus der Geschichte lernt“, beginnt Walter Hüßhoff. „Und auch wenn man es nicht gleich glauben will: Die Jugend hört gerne zu, wenn jemand etwas zu erzählen weiß.“

Dass Walter Hüßhoff viel zu erzählen hat, ist in Gladbeck kein Geheimnis. Mit dem REVAG-Geschichtsverein engagiert er sich seit Jahren dafür, die historische Entwicklung der Stadtgeschichte Gladbecks nachzuvollziehen und zu dokumentieren. Gemeinsam mit dem Verein Lebenswerter Wohnen Luftschaft schlägt REVAG jetzt ein bislang wenig beachtetes Kapitel Gladbecks auf: Ellinghorst. Auch Bettina Normann, zweite Vorsitzende von Lebenswerter Wohnen Luftschacht, wundert sich darüber, dass der Stadtteil bislang kaum Gegenstand historischer Forschung war. „Ellinghorst ist nämlich der älteste urkundlich erwähnte Teil Gladbecks,“ berichtet sie.

Das Gräberfeld von Gladbeck

Als im Juli 1936 in der neuen Arbeiterkolonie an der Maria-Theresien-Straße ein Kanal ausgeschachtet werden sollte, stießen die Arbeiter schon nach wenigen Zentimetern auf menschliche Knochen und Tonscherben. Der Grund: Schon in der späten Bronzezeit bestatteten Menschen hier ihre Verstorbenen, und zwar in Urnen. Schließlich fanden Forscher mehr als 200 der Tongefäße, die dem Zeitraum zwischen 1300 und 800 v.u.Z. zuzuordnen sind. Die ersten Ellinghorster Bauernschaften der jüngeren Geschichte werden etwa auf das Jahr 1150 n.u.Z. datiert, erst später wurde der Rest des heutigen Stadtgebiets besiedelt. „Ellinghorst ist auch der größte Stadtteil Gladbecks, da das gesamte Waldgebiet Wittringen inklusive Schlossanlage dazuzuzählen sind“, weiß Bettina Norman. „In einem Buch wollen wir nun in Kooperation mit dem REVAG-Geschichtskreis Lokalgeschichte Ellinghorsts darstellen.“

Unter anderem soll sich der Band mit der aufkommenden Industrialisierung in den sechziger Jahren befassen: Die Barbara-Werke beispielsweise stellten als direkter Vorgänger von Rockwool bereits Steine her, die als Dämmmaterial verwendet wurden. Doch auch weitere international agierende Unternehmen ließen sich, so geht aus den Nachforschungen Hüßhoffs und Normanns hervor, in Ellinghorst nieder. Auch soll der Anfang der mittlerweile abgerissenen Barackensiedlung Aufmerksamkeit geschenkt werden, die während beider Weltkriege als Lager für russische Kriegsgefangene diente. „Auf dem Gelände hab‘ ich damals noch meine Kindheit verbracht“, erinnert sich Heinrich Neumann vom REVAG-Geschichtsverein. „Allein, Fotos davon habe ich keine.“

Der Wetterschacht

Auch an Bildern über den jetzt zugeschütteten Luftschacht 5, der Zechen in Gladbeck und Bottrop miteinander verband, fehlt es. Diesem Schacht soll im Buch ebenfalls besondere Bedeutung zukommen, war er doch mehrere Kilometer lang und diente den Bergleuten auch als Arbeitsweg in die umliegenden Zechen. Ganze Straßenzüge in Ellinghorst liegen heute über dem ehemaligen „Loch“, über das unterschiedliche Schächte „bewettert“ wurden. In Kooperation mit dem Stadtarchiv unter Leitung von Katrin Bürgel ist auch ein historisches Hinweisschild geplant, das über die Vergangenheit des Ortes aufklären soll. „Abgesehen von einer Fotografie ist alles Notwendige für das Schild vorhanden“, erklärt Katrin Bürgel.

Das mangelnde Bildmaterial stellt die Akteure um Normann und Hüßhoff vor ein Problem, bei dessen Lösung sie auf Unterstützung aus der Bevölkerung hoffen. Hüßhoff: „Unsere Hoffnung ist, dass es diese Bilder von früher noch in irgendwelchen staubigen Fotoalben gibt. Jetzt gilt es, die Gladbecker zu erreichen. Mit jedem Bild und jedem Zeitungsartikel, der uns zur Verfügung gestellt wird, steigt die Zahl derer, die letztlich am Buch mitgearbeitet haben werden.“ Auch seien Interviews mit Senioren geplant, die sich gut an das damalige Ellinghorst erinnern. Für das nächste Jahr sind darüber hinaus Bergbau-Wanderungen und Spielenachmittage vorgesehen, die besonders Kinder und Jugendliche dabei helfen sollen, sich mit der Geschichte ihrer Heimatstadt vertraut zu machen.

Für Interviewanfragen, Hinweise auf Bildmaterial und weitere Anregungen sind Bettina Normann (Tel. 375929) und Walter Hüßhoff (Tel. 62207) gern erreichbar.

Auf Schatzsuche im Stadtarchiv: Zwischen alten Zeitungsartikeln und Dokumenten berichten Walter Hüßhoff und Bettina Normann über die geplante Buchveröffentlichung über den Stadtteil Ellinghorst.
Auch Heinrich Neumann (l.)  vom REVAG-Geschichtsverein beteiligt sich an der Recherche im Stadtarchiv. Dem gebürtigen Ellinghorster ist besonders die ehemalige Barackensiedlung ein Anliegen.
Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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