Gedenkstättenfahrt nach Israel hinterließ bleibende Eindrücke bei Gladbecker Jugendlichen

Die Gladbecker Reisegruppe an der „Grünen Linie“ im Westjordanland. | Foto: Privat
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  • Die Gladbecker Reisegruppe an der „Grünen Linie“ im Westjordanland.
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Georg Liebich-Eisele, bei vielen Gladbeckern für seine jährlich stattfindenden Gedenkstättenfahrten nach Berlin bekannt, hat in diesem Jahr zum zweiten Mal ehrenamtlich im Namen der Arbeiterwohlfahrt eine Fahrt für Jugendliche nach Israel organisiert. An dieser Gedenkstättenfahrt, die in der Zeit vom 6. bis zum 14. Juli stattgefunden hat, haben insgesamt 22 Jugendliche (Studenten und Schüler) im Alter zwischen 18 und 26 Jahren teilgenommen.

Gefördert wurde diese Maßnahme vom Landesjugendamt, der Deichmann und der Springer-Stiftung. Die Israelfahrt wurde mit allen Programmpunkten von den Jugendlichen in Wort und Bild dokumentiert.
Im Vordergrund dieses Projektes standen die Auseinandersetzungen mit der Shoah, dem Judentum sowie der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation in Israel.

Bei einem Vortreffen im Jüdischen Museum in Dorsten, wurden die Jugendlichen von der freien Mitarbeiterin des Museums, Maren Großbröhmer, über die Gründung des Staates Israel informiert. Außerdem gab es einen kleinen Einblick in das Judentum sowie der aktuellen politischen Situation in Israel. Hier standen die möglichen und notwendigen Maßnahmen im Vordergrund der Diskussion, welche förderlich für eine friedliche Koexistenz zwischen Israelis und Palästinensern notwendig sein könnten.
Mit einer gewissen Anspannung, aber auch großer Vorfreude , ist die Gruppe dann am 6. Juli nach Israel geflogen. Von Tel Aviv ging es mit dem Bus nach Jerusalem, wo sie die nächsten fünf Tage verbracht hat. Mit Erstaunen stellten sie fest, dass trotz des Raketenbeschusses der Hamas aus dem Gaza, in Jerusalem das öffentliche Leben ruhig und unaufgeregt stattfand.
Trotzdem waren die Jugendlichen bei ihrem ersten Programmpunkt ein wenig nervös, da sie mit ihrer Reiseleiterin, Nora Strunz, ins West-Jordanland nach Bethlehem gefahren sind. Aber auch in Bethlehem war alles ruhig und entspannt, so dass sie in einer freundlichen Atmosphäre, die vermutete Geburtsstätte von Jesus Christus, in der von Kaiser Konstantin erbauten Geburtskirche, besuchen konnten. Anschließend ging es weiter nach Beit Sahur, wo der Überlieferung nach, die Engel den Hirten die Geburt Jesu verkündet haben. Einen besonderen Eindruck bei den Jugendlichen hinterließ das arabische Essen im Restaurant „The Tent“, verbunden mit einem herrlichen Blick auf Bethlehem und den Hirtenfeldern.
Am nächsten Tag fand eine ganztägige interreligiöse Stadtführung in Yerushalaim-”Ort des Friedens”-statt. Auch in der Stadt der Religionen war die Reisegruppe zu Beginn ein bißchen angespannt, da die Tour an diesem Tag in Ost-Jerusalem startete. Die freundlichen palästinensischen Händler begrüßten die Gladbecker mit einem herzlichen „Guten Tag“, nachdem sie sie als Touristen aus Deutschland ausgemacht hatten. So konnte dieser beindruckende Tag für die Gruppe auf dem Ölberg beginnen, der für das Juden,-und Christentum sowie dem Islam eine bedeutende Rolle einnimmt. Vorbei an der „Gräberwüste”, die ältesten Gräber sind aus der Zeit Jesu, und einem kleinen Spaziergang am Garten Gethsemane, ist die Gruppe dann entlang der alten Stadtmauer, welche aus der Zeit von König Herodes stammt, den Zionsberg bei 40 Grad im Schatten herauf gestiegen. Durch das Zionstor haben sie dann die Altstadt von Jerusalem betreten, wo dann anschließend ein ausführlicher Rundgang durch das restaurierte jüdische Viertel folgte.

Jugendliche hinterlassen Wünsche an der Klagemauer

Tempelplatz, Al Aqusamoschee und Felsendom standen ebenfalls auf dem Programm. An der Klagemauer steckten die Jugendlichen kleine Zettel mit persönlichen Wünschen in die Ritzen der Westmauer. Schlusspunkt war der Besuch der Grabeskirche, mit den Stationen 11-14 des Kreuzweges. Durch die informative Stadtführung mit Nora Strunz, wurden die wichtigsten religiösen Stätten für das Juden,- und Christentum sowie für den Islam besprochen. Außerdem wurden die Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede zwischen den drei Religionen beleuchtet.
Im Hotel wieder angekommen, wurden sie durch den Alarm der Sirenen zum ersten Mal daran erinnert, dass im Heiligen Land ein massiver Konflikt zwischen der Hamas und Israel stattfindet. Gemeinsam wurde in der Gruppe, diese für alle neue und bedrohliche Situation, besprochen.

Alarm der Sirenen erinnert an Konflikt

Besorgte Eltern und Freunde, die über die Medien in Deutschland über die „Vorgänge“ in Israel Bescheid wussten, wurden von den Jugendlichen über den jeweiligen aktuellen „Zustand“ vor Ort informiert. So ganz konnte man in Deutschland nicht glauben, dass für die Gladbecker keine akute Gefahr besteht, und sie weiterhin ihre Programmpunkte gestalten konnten.
Am nächsten Tag wurde die historische Ausstellung der Gedenkstätte Yad Vashem, die für die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden errichtet worden ist, besucht. Hier stand im Vordergrund die Frage, wie die israelische Gesellschaft mit dem Thema Holocaust umgeht und wie sich dieser Umgang in der Ausstellung widerspiegelt.
Nach dem Rundgang in der Ausstellung fand ein Treffen und Gespräch mit dem Zeitzeugen Saul Oren statt, der den Jugendlichen seine persönliche Geschichte von der Deportation nach Auschwitz erzählte. Auch am darauf folgenden Tag wurde die Gedenkstätte Yad Vashem (hebr. = Denkmal und Name) besucht .
Der Besuch der Gedenkstätte, insbesondere das Gespräch mit Saul Oren und den vielen Informationen zur Ermordung der jüdischen Kinder, hinterließ bei den Jugendlichen ein intensives Gefühl von Traurigkeit und Wut.
Die restlichen Tage verbrachte die Gruppe dann in Tel-Aviv, wo sie ein schönes Hotel direkt am Mittelmeer bezog. Auch in Tel-Aviv haben sie dann schnell die Erfahrung gemacht, dass der Konflikt zwischen der Hamas und Israel weiter eskaliert. Regelmäßige Warnungen vor Raketenangriffen begleiteten die Gruppe in den folgenden Tagen. Eine Situation, die für alle schnell zu einer Routineaktion wurde. Nach der Warnung und dem Aufsuchen von Schutzräumen, war nach 5 Minuten wieder alles vorbei, so dass sie, verbunden mit dem Gefühl sich in einer unwirklichen Situation zu befinden, die letzten Tage in Tel Aviv verbrachten.

Stadtführungen in Jaffa und Tel Aviv

Stadtführungen in Jaffa und Tel Aviv standen in den nächsten Tagen auf dem Programm. Hier wurden die Jugendlichen von einer kompetenten Reiseleiterin über geschichtliche und aktuelle Ereignisse informiert. So wurde u.a. das Haus Meir Dizengovs besucht, wo David Ben Gurion 1948 die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel verkündigte. Anschließend wurde der Rabin Platz besucht, wo am 4. November 1995 der israelische Ministerpräsident von einem jüdischen Extremisten ermordet wurde.
Nora Strunz informierte die Jugendlichen auch über die sozialen Proteste, die im Juli 2011 in Israel stattfanden. Junge Menschen wollten mit ihren Protesten vor allem auf die sozialen Wohnungsnot, geringe Löhne etc.) aufmerksam machen.
Am Tag der Abreise fand mit den Jugendlichen noch eine gemeinsame Auswertung der Fahrt statt. „Die Teilnehmer waren sich alle einig, dass die gemeinsame Zeit in Israel eine intensive Erfahrung war,“ erzählt Georg Liebich-Eisele. „Sie würden noch einige Zeit brauchen, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Viele Wahrheiten hätten sie in Israel erfahren, jedoch würden sie noch viele Wahrheiten benötigen, um das Land und ihre Menschen noch besser verstehen zu können.“
Eine Wiederholung der Fahrt ist für das nächste Jahr schon vorgesehen.

Autor:

Christian Gensheimer aus Essen-Nord

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