Schöner Text vom bekannten Zeichner Ralph Rute und so passend zur Adventszeit!

ACHTUNG: diesen Text bitte nicht lesen, wenn ihr eurer Feindbild nicht beschädigt haben möchtet, der Ansicht seid, dass man ja wohl mal noch seine Meinung sagen darf, das aber nicht für Personen der Öffentlichkeit mit großer Reichweite gilt oder ihr findet, dass ich einfach nur "Comiks machen und sonst meine Fresse halten" soll. Danke.

Eben war ich beim Bäcker.
Als ich ankam, standen zwei Personen vorm Eingang und mein erster Gedanke war "Oh, verdammt. Der hat wohl zu."
Nein. Im Laden waren direkt hinter der Tür etwa zehn weitere Personen, ziemlich dicht gedrängt. Mein zweiter Gedanke: "Ah, der Laden ist wohl überfüllt."
Auch falsch.
Die Leute im Geschäft hatten nicht einmal die Hälfte des Raums vorm Tresen ausgefüllt, weil sich alle hintereinander stellen wollten, statt die freie verfügbare Fläche zu nutzen. Vermutlich aus Angst, nicht in der Reihenfolge dran zu kommen, in der sie den Laden betreten hatten. Das Ergebnis: drei Leute stehen bei -2 Grad draußen in der Kälte, obwohl alle gemütlich im Warmen warten könnten. Dazu herrscht in dem Geschäft eine seltsam angespannte Stimmung und alle spüren, dass hier irgendwie irgendwas falsch läuft.

Ja, es ist das billigste und naheliegendste Gleichnis der Welt und ich finde einfach trotzdem unfassbar, wie perfekt sich dieser Augenblick auf die Situation im gesamten Land übertragen lässt.
Da stehen diese 10 weißen Männer mittleren Alters, in ihren dicken Winterjacken und haben Angst, nicht in der ihnen zustehenden Reihenfolge dran zu kommen, oder weniger zu bekommen als der andere. Und aus dieser Angst heraus achten sie nicht mehr drauf, wie es dem nächsten in der Schlange geht.
Dieses Land hat kein Problem mit "Überfremdung". Dieses Land hat ein Problem mit mangelnder Kommunikation, Freundlichkeit und Empathie!

Ich bin dann rein gegangen und habe gesagt: "Entschuldigung, wenn Sie weiter in den Raum hinein gehen, dann können alle drin stehen." Gemurmel, zwei Leute haben mich freundlich angelächelt und einer hat gelacht, weil die Aussage so völlig offensichtlich und die Situation total absurd war.

Es ist doch völlig klar: wenn wir selbst nicht versuchen, Dinge für andere besser zu machen, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn unser eigenes Leben ebenfalls kontinuierlich schlechter wird. Wenn wir keine Emotionen zeigen, dann dürfen wir uns nicht beschweren, wenn unseren Job irgendwann eine Maschine übernimmt. Wir haben jeden Tag in der Hand, freundlich zu sein, miteinander zu kommunizieren und aufeinander zu zu gehen, Dinge für uns alle besser zu machen. Es liegt nicht an "den anderen", es liegt an uns!

Wir sollten uns nicht mit der Frage beschäftigen, ob gerade tausende Leute nach Deutschland kommen, deren einziges Ziel es ist, vor uns in der Reihe zu stehen, uns alles weg zu nehmen oder uns körperlichen Schaden zuzufügen. Dass das NICHT stimmt ist Fakt, sonst sähe es in diesem Land schon ganz anders aus. Und dass bei tausend Menschen auch ein Verbrecher dabei ist, ist leider logisch. Kriminelle und Arschlöcher gibt es in jeder Gesellschaft - das wird sich nicht vermeiden lassen. Wichtig ist, dass wir uns in die Situation anderer hinein versetzen, konstruktiv kommunizieren und aufeinander acht geben.

Übrigens: es sind dann alle dran gekommen, sogar in der richtigen Reihenfolge. Es genügte, einfach den nächsten anzuschauen und "Sie waren glaub ich vor mir dran" zu sagen. Zusätzlich dazu, dass man gemeinsam im Warmen steht, bekommt man dann sogar manchmal noch ein Lächeln geschenkt. Und das fühlt sich verdammt noch mal besser an und macht glücklicher als überall immer der erste sein zu können.

Ich wünsch euch einen schönen 2. Advent,
euer alter Atheist Ralph Ruthe

Autor:

Nicole Gruschinski aus Gladbeck

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