Bundestagswahl 2017: So reagieren die Parteien in Gladbeck

Erleichterung bei Michael Gerdes (rote Krawatte): Trotz des desaströsen Bundesergebnisses der SPD kann er wieder in den Bundestag einziehen.
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  • Erleichterung bei Michael Gerdes (rote Krawatte): Trotz des desaströsen Bundesergebnisses der SPD kann er wieder in den Bundestag einziehen.
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Die Bundestagswahl ist entschieden - und sorgte bei den Parteien ganz unterschiedliche Gefühle: Ernüchterung bei den großen Parteien, Freude bei FDP und AfD am Wahlabend.

von Peter Braczko

● SPD (in Gladbeck 33,63%, 2013: 43,6% / -9,97% *):
Auch Gladbeck ist schockiert, fassungslos betrachteten die Partei-Aktiven am Sonntagabend die erste Hochrechnung – das Endergebnis sah dann nicht besser aus. Michael Gerdes, der dritte Bottroper MdB nach Mertens und Grasedieck, der den Wahlkreis direkt holte, kann zum dritten Mal für vier Jahre nach Berlin fahren, aber gut sieht anders aus: Zehn Prozentpunkte Verlust bei den Zweitstimmen! Auch das Gesamtergebnis der SPD hinterließ bei ihm wenig Freude: Dazu fand er nur harte Worte und brachte es auf den Punkt: Desaster!“

MdL Michael Hübner legte im Ratssaal gleich los mit dem Satz: „Wir sind `raus!“ Er meinte: „Raus aus der großen Koalition – das, was wir tun können, ist im Interesse der Bürger in die Opposition gehen!“ Bürgermeister Ulrich Roland sieht das ähnlich: Die Opposition ist gut für die Partei, aber schlecht für das Land. Roland weiter: „Die Veränderung in der deutschen Gesellschaft erlebt eine Durchmischung in einer nie gekannten Internationalität!“

● CDU (25,95%, 2013: 30,6% / -4,65%):
Teilweise gut gelaunt feierten die CDU-Mitglieder in der Geschäftstelle am Kirchplatz. „Angela Merkel wird wieder Kanzlerin – und das zählt“, so eine Wahlhelferin. Dietmar Drosdzol als CDU-Parteichef hatte am Sonntagabend starke Bedenken, ob es Sven Volmering wieder schafft, immerhin hatte er sich stark im Wahlkreis engagiert, vor allem auch im Bereich der Planung für die Autobahn A52.

Der Wahlabend erwies sich aber für den CDU-Bundestagskandidaten Sven Volmering als „Zitterpartie“, am Montagmorgen dann die Bestätigung: Die CDU-Landesliste zieht nur bis Platz zehn, Volmering steht aber auf Platz 21, der Einzug der AfD mit mehr als 85 Abgeordneten bewirkt, dass Volmering vielleicht wieder seine alte Arbeitsstelle im Bocholter Mariengymnasium antreten kann. Im Berliner Bundestag ist er nicht mehr vertreten.

Drosdzols CDU-Parteikollege Peter Rademacher zur Wahl: „Wir müssen in Zukunft konservativer werden, aber dabei keinesfalls innovationsfeindlich. Auf die Sorgen der Bürger vor Überfremdung sollten wir vernünftige Antworten finden!“ Ein härteres Auftreten gegenüber der Türkei hält er ebenfalls für richtig.

● Grüne (4,27%, 2013: 4,9% / -0,63%):
Die Gladbecker Grünen-Chefin Simone Steffens sieht das geplante Jamaica-Bündnis mit CDU/CSU, FDP und ihrer Partei kritisch: „Gerade mit der CSU haben wir wenig Gemeinsamkeiten!“ Immerhin freute sie sich über die Zunahme der Bundespartei von 1,5%.

● FDP (9,31%, 2013: 3,3% / +6,01%):
Michael Tack von der FDP zeigte sich erfreut, dass "nach vier Jahren Pause die FDP wieder dabei ist, wer hätte das damals gedacht?" "Gegenüber dem Landtagsergebnis konnten wir sogar zulegen", aber entsetzt ist er als FDP-Mitglied über das AfD-Ergebnis: "Mehr Neonazis als Liberale? Das ist nicht gut!"

● AfD (14,69%, 2013: 4,4% / +10,29%):
Die AfD feierte am Sonntagabend mit Aktiven aus dem Kreis Recklinghausen in Gladbeck. Die Rechtskonservativen holten mit fast 15 Prozent in Gladbeck noch mehr Stimmen im Vergleich zur Landtagswahl. Marco Gräber, bereits bei der letzten Wahl für den Landtag AfD-Direktkandidat, hatte mit weniger Stimmen gerechnet. In Zukunft arbeitet er als Assistent im Büro des frisch gewählten Gelsenkirchener AfD-Bundestagmitglieds Jörg Schneider. Marcus Schützek (ebenfalls Afd) zur Wahl: An den Infoständen erhielten wir viel positive Resonanz, „denn dort, wo Multi-Kulti gelebt wird, beispielsweise in Butendorf und Brauck, holten wir gute Ergebnisse - das Konzept geht nicht so auf, wie es sich die SPD schön redet!“

● Linke (6,84%, 2013: 6,7% / +0,14%):
Die LINKE kandidierte mit dem Nachwuchspolitiker David Sperl für den Bundestag. Bei den Erststimmen lag er besser, als FDP und GRÜNE. Für ihn ein gutes Ergebnis, aber vor allem das Abschneiden der AfD beunruhigte die Mitglieder während der Wahlparty im Parteibüro auf der Lambertistraße: „Da werden wir uns gezielt aktivieren!“ 

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* Quellen:
Bundestagswahlergebnisse 2017
Bundestagswahlergebnisse 2013

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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