Kommentar: Rechte Pöbeleien in der Gladbecker Gebetsruf-Debatte

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Die Stadt Gladbeck erhielt in den letzten Tagen zahlreiche Mails und Anrufe aus ganz Europa. Die auf dem rechtspopulistischen Blog pi-news.net verbreitete Information über den kommenden Gebetsruf der DITIB-Gemeinde hatte - oh große Überraschung - allerlei fremdenfeindliche und unverhohlen rassistische Kommentatoren auf den Plan gerufen.

Von Vaterlandsverrat, der vielbespuckten Lügenpresse, sich eruptionsartig vermehrenden Invasoren und Hasstempeln ist da die Rede, und damit ist man noch nicht am unteren Ende der bodenlosen Hässlichkeiten angelangt, die manch selbsterklärter „Patriot und Volksdeutscher“ ins Internet erbrochen hat.

In einer Mail, die das Pressebüro der Stadt exemplarisch zur Einsicht freigegeben hat, entblödete sich ein anonymer Absender nicht einmal , "endlich Verbrennungsanlagen" zu fordern, "wo der ganze rotgrünlinke versiffte Dreck verbrannt werden kann." Dass es diese im dritten Reich selbstverständlich nicht gegeben habe, hätte der Absender nicht einmal erwähnen müssen, um deutlich zu machen, dass in manchen Gehirnen Deutschlands aller Aufklärung und Schulpflicht zum Trotz immer noch erschütternde Dummheit herrscht, gepaart mit offenem Hass.

Fremdenhass ist Alltag

Vor einigen Tagen entschied ich, zum Thema "Gebetsruf an der Wielandstraße" eine Umfrage in der Gladbecker Innenstadt zu machen. Hier zeigten sich auf der einen Seite Toleranz und Zuspruch. Bürgerinnen und Bürger bekundeten, dass sie ohnehin muslimische Familien als Freunde und somit Verständnis für ihren Wunsch nach einem Gebetsruf hätten. Ich habe mich schließlich trotzdem gegen die Veröffentlichung der Umfrage entschieden. Es zeigte sich nämlich, dass diejenigen, die eigentlich Kritik üben wollten, weder namentlich noch sonst irgendwie in einer Zeitung erwähnt werden wollten. Ihre Kritik verbargen sie außerdem zunächst hinter Floskeln. Einer älteren Dame konnte ich erst nach mehrmaligem Nachfragen folgenden bezeichnenden Satz entlocken: "Wenn es nach mir ginge, würde ich denen allen eine Briefmarke auf den Arsch kleben und dahin zurückschicken, wo sie hergekommen sind."

Sachliche Kritik erwünscht

Das ist meiner Meinung nach auf mehrere Weise bedenklich, zeigt es doch einerseits, dass latente Fremdenfeindlichkeit auch in Gladbeck zum Alltag gehört. Andererseits leisten solche Auswüchse auch denjenigen einen Bärendienst, die möglicherweise sachlich und respektvoll Kritik anzubringen haben: Mit Rassisten und Fremdenfeinden möchte sich schließlich niemand gern vergleichen lassen.

So weit, so erschreckend. Bevor aber wieder das Bild vom hässlichen Deutschen auch in den Köpfen unserer muslimischer Mitbürger weiter gären kann, erinnern Sie die Menschen daran, dass rassistische Brandstifter in der Minderheit sind. Bei der nächsten Gida-Demo, in den KiTas, Supermärkten, Kneipen und Klassenzimmern Gladbecks. Machen Sie Lärm für unsere freiheitlich demokratischen Werte!

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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