Auf die biblische Auferstehung kann und muss sich der Betrachter schon selbst einlassen, wenn er "Die Liegende" von Günther Hülswitt sieht. Der Raum in dem die Holzarbeit ab dem morgigen Sonntag zu sehen ist, lässt dies durchaus zu: In der Evangelischen Kirche am Markt stellt der Pfalzdorfer Künstler seine Werke unter dem Titel "Corpora" aus. Eingeladen hat ihn der Arbeitskreis Kunst und Kirche.
VON FRANZ GEIB
Dass sich das Gocher Gotteshaus gerne als Kunstraum präsentiert und dies nicht nur von den Gemeindemitgliedern begrüßt wird, ist hinlänglich bekannt, denn die aktuelle Ausstellung, die nach dem Gottesdienst um 11.30 Uhr eröffnet wird, ist bereits die fünfte ihrer Art. "Der Kirchenraum ist genial, sehr hell mit viel Lichteinfall, hier können sich die Arbeiten wunderbar entfalten", zeigt sich Günther Hülswitt vom Ort der Werkschau begeistert.
Und auch Pfarrerin Rahel Schaller ist neugierig darauf, zu erfahren, wie Gottesdienstbesucher und andere Gäste ihre Kirche sehen: "Der Kirchraum verändert sich, jeder Besucher bekommt einen anderen Blick in das Gotteshaus." Dennoch passe die Ausstellung "Corpora" zu einer Kirche wie sie glaubt: "Eine christliche Gemeinde wird ja auch gern als Körper bezeichnet. Diese Anknüpfungspunkte werden auch Teil meiner Predigt sein."
Bis 24. Juni für jeden Besucher geöffnet
Bis zum 24. Juni ist die Ausstellung jeweils samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 11.30 bis 12.30 Uhr und ansonsten nach Absprache geöffnet. Zu sehen bekommen die Besucher zunächst abstrakt wirkende winklige Arbeiten aus Holz, die sich bei genauerem Hinsehen als Körper deuten lassen. Möglich wird dies dadurch, dass alle Arbeiten additiv sind, perfekt verzapfte Gelenke verbinden jeweils die einzelnen Holzsegmente.
Die Verbindung aus Federzapfen oder Holzdübel ist für Hülswitt ein wichtiges Stilelement, zum Teil ist diese rot oder schwarz gefärbt. Die Skulpturen fertigt Hülswitt aus altem, nicht mehr gebrauchtem Holz vom Niederrhein, welches zum Teil noch den Krieg miterlebt hat und darum mitunter mit Granatsplittern versetzt ist. Die Geschichte des Baumes, sei es Ahorn, Pappel, Eiche oder Kastanie, bleibt darum in den Skulpturen gewollt sichtbar.
Durch ihre Verbindung wirken die starren Holzteile insgesamt wieder lebendig, die Skulpturen wandeln stets zwischen Bildhaftigkeit und Abstraktion, scheinen so ständig
aktiv zu sein. Diese Figürlichkeit schafft wiederum den Bezug zur Leichtigkeit der durchaus schweren Arbeiten wie "Die Liegende", die in ihrer Ruhe trotzdem in Bewegung scheint, oder wie es Hülswitt ausdrückt: "Wer liegt, steht auch auf."
Autor:Franz Geib aus Goch |
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