Grüne im Kreis Kleve: Diskussion mit Ralf Fücks über die Grenzen des Wachstums

Bruno Jöbkes (l.), Sprecher der Grünen im Kreis Kleve, moderierte die Veranstaltung
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Ein lebhaftes Echo und viel Nachdenklichkeit gab es bei einer Veranstaltung der Klever Kreisgrünen in der Buchhandlung Völker und Janßen in Goch.
Unbegrenztes Wachstum oder Null-Wachstum? Ralf Fücks, Leiter der grünen Heinrich-Böll-Stiftung, entwickelt in seinem neuen Buch eine neue Perspektive .

Eine ökologische Moderne, die den Fortschritt neu definiert

Angesichts der fortschreitenden Zunahme der Weltbevölkerung (Verdopplung bis zur Mitte dieses Jahrhunderts) mit steigenden Bedürfnissen bei gleichzeitig ökologischen Grenzen für Klima, Boden Wasser und begrenzten Rohstoffen ist eine neue Sicht auf unsere Produktionsprozesse nötig und erfolgversprechend. Die ökologische Moderne steht für die Entkoppelung des Wachstums vom Ressourcenverbrauch und gleichzeitig für eine neue wirtschaftliche Prosperität.

Ökonomie ohne Wachstum?

In der Entscheidung zwischen unbegrenztem Wachstum und Nullwachstum sieht
Fücks nur einen Ausweg: Die Entwicklung von qualitativem, oder wie er sagt, intelligentem Wachstum. Fücks sieht die Gefahr, dass eine Gesellschaft ohne Wachstum unweigerlich in Verteilungskämpfe geraten würde, da in einer schrumpfenden Ökonomie kein Wachstum des Sozialstaates möglich ist.
Und moralisch hätten wir Europäer kein Recht, aufstrebenden Völkern in anderen Kontinenten ihren hart erkämpften neuen Wohlstand zu verwehren,

Für die Umsetzung seines Ziels eines Intelligenten Wachstums spinnt Fücks ein weites Netz an Ideen, um die wachsenden Bedürfnisse in der immer globaler werdenden Welt befriedigen können. Basis sind für ihn technische Innovationen, die endliche Rohstoffe ersetzen und erneuerbare Energien nutzen. Grundlegend ist für ihn aber auch eine Effizienzrevolution, wie sie etwa Ernst-Ulrich von Weizsäcker in seinem Buch "Faktor Vier" beschrieben hat.

Best-Practice-Beispiele

Zur Verdeutlichung seiner Ideen schildert Fücks eine Fülle von Beispielen und best-practice-Fällen. Er verweist auf die Verwendung ungenutzter Ressourcen, auf die Nutzung von Algen, auf das Raffinieren von Disteln für chemische Grundstoffe und Schmierstoffe, um vom Öl abzukommen.

Bereits jetzt ist es weltweit ein zentrales Anliegen, fosssile Energiequellen und seltene mineralische Rohstoffen durch funktionelle Chemikalien auf Naturstoffbasis zu ersetzen.

Ergänzt werden müssen technische Innovationen durch politische Steuerungsmechanismen. Das könnten sein:
• klare Vorgaben für die Recyclingfähigkeit von Produkten,
• ein ordnungspolitische Rahmen für die Ressourcensteuerung,
• eine Verstetigung der Ökobesteuerung zur Senkung des Verbrauchs von
Rohstoffen bei gleichzeitiger Entlastung des Bürgers bei der Lohn- und
Einkommenssteuer.

Es geht also um eine Wirtschaftspolitik mit klaren ökologischen Leitlinien. Erst wenn Preise die ökologischen und gesamtgesellschaftlichen Kosten widerspiegeln, so Fücks, kann die Wende gelingen und die Weichen für die Zukunft gestellt werden.

Bruno Jöbkes vom Kreisverband Kleve der Grünen, der die Diskussion leitete, betonte: „Für diese Produktionswende brauchen wir einen erweiterten Green New Deal. Dafür muss Begeisterung und ein optimistischer Blick auf die Zukunft geweckt werden!“ Deutschland sollte seine starke Rolle in Europa nutzen, die Chancen einer zukunftsfähigen Entwicklung zu nutzen und eine Vorreiterolle einnehmen.

Autor:

Thomas Velten aus Kleve

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