Lange Gesichter nach Italien-Wahl

„Zwei Clowns haben die Wahl in Italien gewonnen“, gab Peer Steinbrück als Kommentar nach der Wahl in Italien von sich. Italiens Staatspräsiden, Giorgio Napolitano, sagte daraufhin ein seit längerer Zeit geplantes Treffen mit dem SPD-Kanzlerkandidaten aus Verärgerung ab.

Ein Land begeht kollektiven Selbstmord, sollte man meinen. Dabei ist nicht davon auszugehen, dass ein Drittel der italienischen Bevölkerung so naiv ist und Berlusconi seine Märchen glaubte. Versprechungen ohne Ende und dabei Hohn und Spott für all jene, die sich um ein einheitliches Europa bemühten. Nein, man hat sich schlicht für Italien und gegen die Brüsseler Oberlehrer entschieden. Dagegen entschieden, das wunderschöne Land „Bella Italia“ in die Hand von Bevormundung zu geben.

Und wenn elementar nichts an die Belehrungsprozesse aus Brüssel ändert, dann wird sich Ähnliches auch in anderen Ländern der EG wiederholen. Der Unmut gegen die Lehrmeister des Europaparlamentes wächst stetig. Der Trend jedenfalls geht dorthin, dass sich die ersten Bürger wehren. Sich wehren gegen Bevormundung und unsinnige Richtlinien, die sich hin bis zur Biegung der Gurken erstrecken.

Auch das Brüsseler Spardiktat ist für südländische Menschen nur bis zu einem gewissen Grad zu ertragen. Man lebt jetzt und hier, insbesondere die lebensfreudigen Italiener.

Man sollte endlich begreifen, dass südländische Charaktere und nördliche Disziplin nur bedingt zusammen passen.

Ein Berlusconi hätte in den nördlichen Bereichen des Kontinentes niemals seine Machenschaften ausüben können, ohne größten Ärger zu bekommen. Und schon gar nicht wäre es möglich gewesen, dass sich so eine zwielichtige Gestalt hier derart etablieren könnte! Auch die organisierte Kriminalität südlicher Breiten passte einfach nicht in die etwas geordneteren, nördlichen, hinein, was nicht heißen soll, dass wir hier bezüglich Kriminalität kultivierter wären.

Eigentlich sollte man meinen, dass die Mehrzahl der Italiener aus der Vergangenheit gelernt hat. Dass sie das gemeinsame Europa bevorzugen, das ihnen Wohlstand und Perspektive beschert, sofern sie sich an elementare Vorgaben aus Brüssel halten. Monti hatte den Kurs eingeschlagen, der ihnen zwar erstmal Einschnitte bescherte, auf langer Sicht jedoch Stabilität und Sicherheit in Aussicht stellt.

Doch nichts da! Die Italiener entschieden sich für „Bella Italia“ mit allen seinen Nachteilen, die ihnen nun blühen könnten. Dass Berlusconi nun fast ein Drittel der Stimmen bekam zeigt knallhart die Politikverdrossenheit des Volkes auf, das lieber den Märchen eines Politclowns glaubt, als dass sie den „seriösen Politikern“ zutraut, ihr Land in bessere Gewässer zu führen. Auch ihnen wird misstraut und nicht abgenommen, dass sie auch aufrichtigere Absichten haben, als sich die eigenen die Taschen zu füllen.

Dass Peer Steinbrück in seiner ehrlichen und direkten Art von sich gab, dass in Italien zwei Clowns die Wahl gewonnen hätten, ist zwar ein ziemlich hartes Urteil und dazu angetan, dass so mancher Politiker dort die Nase rümpft.

Doch wo er Recht hat, hat er Recht!!

Zumal sich einer von ihnen, Beppo Grillo, beruflich als Komiker tätig ist, während der andere, Silvio Berlusconi, in seinem zurückliegenden Verhalten nicht weniger auffällig war. Insofern war der Vergleich Steinbrücks nicht nur berechtigt, sondern allzu logisch.

Warum soll man nicht aussprechen dürfen, was alle denken...? Auch, wenn politische Gegner dies als Steilvorlage nutzen und dies als diplomatisch ungehobelt abtun, ist mir ein Mann, der sagt, was er denkt, hundertmal lieber, als ein Schönwetter-Heuchler!!

Foto: Wikipedia, gemeinfrei

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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