Wider die Raffgier

Appellierte an die Vernunft und an die Nächstenliebe: Heiner  Geißler war am Montag im Gocher Kastell zu Gast.
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  • hochgeladen von Annette Henseler

Wer am Montag Abend einen kämpferischen Heiner Geißler erwartet hatte, sah sich ein wenig enttäuscht. Auf der Bühne des Gocher Kastells saß ein nachdenklicher Autor, der mit eher leisen Tönen aktuelle, politische Themen aufgriff, Fragen stellte und zur Eigeninitiative ermunterte.

Auf Einladung der Gocher Kulturbühne und der Buchhandlung Völckers stellte Heiner Geißler seine Gedanken vor, die er in seinem Buch „Sapere aude“ festgehalten hatte.

„Früher war ich einmal Bundesminister für Familie“, stellte sich der Autor vor um sogleich den Titel seines Buches zu übersetzen. „Sapere aude ist ein Horaz-Zitat, das Kant übernahm und Überschrift der Aufklärung ist - es bedeutet: Wage zu denken.“ Selbständig, fügte Geißler wenig später hinzu, nachdem er die Hauptthese der Aufklärung, die Befreiung aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit, dargelegt hatte. Das bedeute, sich seines Verstandes ohne die Leitung eines anderen zu bedienen.

„Brauchen wir eine neue Aufklärung“, fragte Geißler, „Leben wir in aufgeklärten Zeiten? Erkennen wir komplexe Zusammenhänge? Gebrauchen wir unseren Verstand autonom? Alle diese Fragen muss ich mit ‚Nein‘ beantworten.“ Trotz der vielen Informationen, die allzeit im Internet bereit stünden, bleibe die Frage: „Wissen wir, was wir wissen müssen?“ Geißler blieb am Montag Abend ein Fragender: Nach Personen, die wussten, dass der Atommeiler Fukushima nicht sicher war bei Erdbeben oder Tsunami, das BP eine Ölplattform gegen geltendes Recht gebaut habe und das alles nur wegen des Profits, so Geißler.

Er griff die Frage nach Minderheiten auf, stellte fest, dass Frauen die größte, benachteiligte Minderheit weltweit seien. Natürlich waren auch die Machenschaften der Banken und Stuttgart 21 Thema. Geißler forderte die Beteiligung der Bürger an politischen Prozessen ein, formulierte die Abkehr von der herrschenden neoliberalen Marktwirtschaft hin zu einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft und setzte der Raffgier die Nächstenliebe entgegen. Nächstenliebe bedeute, dass ein jeder die Pflicht habe, denen zu helfen, die in Not sind.

Ein Abend, der Viele nachdenklich zurückließ.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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