Friede, Freude, Eierkuchen?

Zahlreiche Hagener legten am vergangenen Mittwoch mehr Wert auf Informationen zur Flüchtlingsthematik als auf Fußballergebnisse.
  • Zahlreiche Hagener legten am vergangenen Mittwoch mehr Wert auf Informationen zur Flüchtlingsthematik als auf Fußballergebnisse.
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Zweite Infoveranstaltung zur Flüchtlingsunterkunft brachte wenig Neues

Im Mittelpunkt sollten die Bürger und ihre Fragen stehen, versprach Beate Hauck am vergangenen Mittwoch auf der zweiten Informationsveranstaltung zum Thema Flüchtlingsunterkunft in Halden. Dennoch waren am Ende nicht alle Fragen gefragt und viele Haldener gingen unzufrieden nach Hause.

Zu Beginn der Veranstaltung in der bis auf den letzten Platz besetzten Friedenskirche entschuldigte sich Oberbürgermeister Erik O. Schulz dafür, dass beim letzten Mal einige Bürger wieder nach Hause geschickt werden mussten, weil der Platz im Veranstaltungsraum einfach nicht reichte.

Danach versorgten die Fachleute auf dem Podium, unter anderem Thorsten Meyer (Bezirksregierung), Gerd Kaupenjohann (Polizei), Uwe Böhm, (Staatsschutz), Ansgar Hester (kath. Pfarrer), Karin Koers (ev. Pfarrerin), Reinhard Goldbach und Klaus Gierke (Stadtverwaltung Fachbereich Jugend und Soziales) und Jasmine Upton (DRK) die Anwesenden mit Zahlen und Fakten und erzählten von ihren ausschließlich positiven Erfahrungen im Umgang mit den Flüchtlingen.

So gibt es in Hagen vier Notunterkünfte für die Erstaufnahme, zu denen auch die Wilhelm-Busch-Schule zählt. Hier sind derzeit 62 Asylbewerber untergebracht. Neben den bekannten Flüchtlingszahlen in der Stadt, war für die anschließenden Fragen die Aussage wichtig, dass die Aufnahmekapazität der Notaufnahmeeinrichtungen noch 200 Gäste zulasse. Danach müssten sich die Verantwortlichen nach neuen Objekten umschauen. Den Irrtum, dass die Busch-Schule wegen der Flüchtlinge leer gezogen worden war, stellte OB Schulz richtig. Die Förderschule sei wegen der besseren Unterrichtsbedingungen und der kürzeren Wege für die Schüler in die Pestalozzischule nach Hohenlimburg umgezogen.

Angesichts der Prognose, dass täglich mit 20 neuen Gästen zu rechnen sei und demzufolge die Aufnahmekapazität in zehn Tagen ausgeschöpft sein werde, wollte Eva Fischer, eine Bürgerin, wissen, welche anderen Unterbringungsmöglichkeiten die Stadt noch habe. Sie konnte dahingehend beruhigt werden, dass auf keinen Fall damit begonnen werde, Schulen oder andere öffentliche Gebäude „freizuziehen.“

Dass mit der Ankunft der Gäste keine signifikante Steigerung der Kriminalitätsrate zu verzeichnen sei, dafür verbürgte sich Gerd Kaupenjohann und was rechtsextreme Strömungen oder eine Bedrohung durch Salafisten betrifft, beruhigte Uwe Böhm die Anwesenden mit der Aussage: „Es gibt keine rechtsradikale Szene in Hagen.“ Allerdings gäbe es explizit in den sozialen Netzwerken Äußerungen zur Flüchtlingsthematik, die sich zumindest in der gesetzlichen Grauzone bewegten und vom Staatsschutz beobachtet würden.

Wie man sich verhalten solle, wenn man höre, dass sich jemand eine brennende Notunterkunft wünscht, wollte einer der Anwesenden wissen. In diesem Falle sollte unbedingt die Polizei benachrichtigt werden, war die Antwort.

Die Befürchtungen, dass mit den Flüchtlingen ansteckende Krankenheiten ins Land kämen, die hier kaum noch oder gar nicht auftreten, versuchte Klaus Gierke zu entkräften: Die Gäste würden von Ärzten untersucht inklusive geröntgt, um TBC ausschließen zu können. Das sei der Mindeststandard der gesundheitlichen Betreuung.

Für den Presbyter Reinhold Knips war der Tenor der Veranstaltung, dass man sich wegen der Flüchtlinge keine Sorgen machen müsste. Er sah das differenzierter. „Es ist nicht alles gut. Es gibt zwei Seiten einer Medaille.“ Er höre oft den Satz : „Wir wollen das Gesindel hier nicht haben. Was macht ihr in der Kirche denn da?“ Und weil er keine Antworten habe, um den Zorn zu besänftigen, weil auch aus der Politik keine vernünftigen Antworten kämen, habe er Angst, nachts mit seinem Hund spazieren zu gehen. Wer wisse schon, ob da nicht irgendwo jemand im Dunkeln stehe.

Für zwei Besucher, die die Veranstaltung vor dem Ende verließen, stand fest: "Das hätte man sich heute sparen können. Was Neues war hier nicht zu erfahren."

Autor:

Silvia Dammer aus Hagen

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