Bauchlandung für schwache Feuervögel

Sie hatten gehofft, sie seien schon etwas weiter. Phoenix Hagen unterlag den WALTER Tigers Tübingen nach schwacher Vorstellung in eigener Halle mit 78:95 (47:40). 3.145 Zuschauer in der ausverkauften Enervie-Arena mussten mit ansehen, wie ihr Team keine Einstellung zum Spiel fand.

„Das ist vielleicht die wichtigste Qualität: Konstant und konzentriert zu bleiben, egal ob gegen ein Spitzenteam wie Oldenburg oder den Vorletzten aus Tübingen“, befand Trainer Ingo Freyer nach der Partie. Bis auf 44:27 enteilten die Gastgeber, als Dino Gregory auf Pass von Henry Dugat per Dunking punktete (16.). „Ab diesem Moment ging es bergab. Meine Spieler haben sich abgeklatscht, niemand ist mehr zurück gelaufen und wir haben einen Gang runtergeschaltet.“ Einen Gang, den die Hagener im weiteren Spielverlauf nicht wiederfinden sollten.

Dabei war auch im ersten Viertel (24:25) längst nicht alles gut. Phoenix kam ganz schwer in ein Spiel auf schwachem Niveau. Die Tübinger nahmen die Gelegenheit zu freien Dreiern, die ihnen die Hagener ließen, dankend an. Gegen die nach zuletzt fünf Niederlagen verunsichert wirkenden Tigers ließen die Feuervögel alles vermissen, was sie noch eine Woche zuvor gegen Oldenburg so ausgezeichnet hatte. Konzentration, Energie und Intensität waren diesmal im unteren Bereich angesiedelt.

Als die Hagener giftiger wurden, zeigte ihr Spiel sofort Wirkung. Richtig rund lief es offensiv immer noch nicht, aber defensiv hatte Hagen jetzt seine „tollen fünf Minuten“. Aus dem Rebound uns aus Ballgewinnen nahmen die Gastgeber Tempo auf und enteilten den Tigers mit Siebenmeilenstiefeln. Nach einem 20:2-Lauf folgte ein Bruch im Spiel, wie ihn selbst die emotionalen Hagener bislang nur selten erlebt haben. „Schon vor der Pause haben wir den Rhythmus komplett verloren“, so Ingo Freyer. Tübingen zog sich an Branislav Ratkovica und Anatoly Kashirov aus dem Sumpf. Das Duo nahm die Hagener Einladung zum Scoren dankend an und brachte sein Team bis zum Wechsel auf 40:47 heran.

Ein Dreier von Nikita Khartchenkov zum 50:40 gleich nach Widerbeginn brachte nicht die gewünschte Ruhe. Das Spiel war jetzt sehr unansehnlich. Die Hagener Wurfquote sank immer weiter in den Keller – selbst Freiwürfe waren keine leichten Punkte -, die Ballverluste nahmen zu und auch der Rebound-Vorteil aus der ersten Hälfte kehrte sich nach und nach ins Gegenteil um. Dabei vermittelten die Tigers nicht unbedingt den Eindruck, als ob sie aus der schwachen Vorstellung von Phoenix Kapital schlagen könnte. Die Gastgeber führten nach 30 Minuten mit 59:57.

Besonders auffällig: Die Hagener liefern nun ihre Systeme nicht mehr durch. Phoenix verzettelte sich immer mehr in Einzelaktionen. „Da hat uns ein Leader gefehlt“, findet Ingo Freyer. Mit dem Führungswechsel, den Alex Harris per Dreier zum 61:64 sicherstellte (33.), kam das Selbstvertrauen zurück zu den Tigers. Phoenix war im Schlussviertel nun komplett von der Rolle. Offensiv gelangen in den ersten sieben Minuten ganze vier Punkte. Angeführt von Ratkovica, der seine freien Würfe aus allen Distanzen nur traumwandlerisch ausnutzte und auf stolze 31 Punkte kam, schossen sich die Tübinger nun den Frust von der Seele.

Feiern durften die Gäste am Ende doppelt: Es gab nicht nur einen klaren 95.78-Ausswärtssieg, sondern auch das Comeback von Nationalspieler Johannes Lischka. Sechs Wochen nach einer Tumor-Operation am Kopf spielte Lischka drei Minuten – auch sehr zur Freude der Hagener Fans, die den Power Forward bei seiner Rückkehr herzlich willkommen hießen.

Trainerstimmen:

Ingo Freyer: „Wir hatten heute eine große Chance, uns als Team zu entwickeln und den nächsten Schritt zu gehen. Für einen Sieg hätte wir aber auf unser Spiel fokussiert sein müssen. Das braucht 40 Minuten Konzentration. Wir haben nach dem 17-Punkte-Vorsprung einen Gang rausgenommen. Die Körpersprache war schlecht, wir haben den Gegner dann nach zuletzt fünf Niederlagen nicht ernst genug genommen. Trotz der Pausenführung haben wir das Spiel schon vor der Halbzeit aus der Hand gegeben. Wenn ein Ratkovica, der sonst kein Scorer ist, 31 Punkte erzielt, müssen wir etwas falsch gemacht haben. Wir haben ihn und sein Team zurück ins Spiel geholt. Und wir haben uns heute insgesamt nicht in den Kampf gestürzt, wie wir es schon oft zuvor geschafft haben. Dafür braucht man dauerhaft viel Qualität, die wir heute nicht hatten.“

Autor:

Stephan Faber aus Iserlohn

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