Am 1. Mai wird wieder der traditionelle Holzkohlenmeiler in Haltern entzündet

Zum 28. Mal veranstaltet der Regionalverband Ruhr (RVR) dieses seltene Schauspiel rund um das alte Handwerk in Haltern-Flaesheim.
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Flaesheim. "Gut Brand" heißt es ganz traditionell wieder am 1. Mai in der Haard bei Haltern. Dann entzündet Köhler Hubertus Birkelbach um 13 Uhr den Holzkohlenmeiler. Für etwa drei Wochen kokelt der temporäre Ofen, bis er geöffnet und die Kohle entnommen wird.

Zum 28. Mal veranstaltet der Regionalverband Ruhr (RVR) dieses seltene Schauspiel rund um das alte Handwerk in Haltern-Flaesheim. Dazu schichtet der Köhler einen Meiler auf, in dem Holz unter Ausschluss von Sauerstoff langsam "verkohlt". Die so entstandene Holzkohle hat einen sehr hohen Kohlenstoffgehalt und hervorragende Brenneigenschaften. Sie wird am 29. Mai am Hof Punsmann, Im Höltken 9, 46286 Dorsten verkauft (so lange der Vorrat reicht). Rund um den Meiler hat der RVR wieder ein umfangreiches Programm organisiert. So erfahren Besucher am 1. Mai Interessantes über Greifvögel oder die Seilerei des Heimatvereins Wulfen. Außerdem auf dem Terminplan stehen Waldjugendspiele (9. Mai), eine Baumpflanzaktion für Hochzeitspaare im Herzogstal (7. Mai), eine Parforcejagd (13. Mai) und die Zaubershow "Die Welt der Magie" (14. Mai). Infos und Termine finden Sie hier!

Die Köhlerei –ein uraltes Waldgewerbe

Ihre erste Blüte erlebte sie zu Beginn der Eisenzeit, zwischen 1100 und 500 v. Chr. Mit Verwendung der Holzkohle erreichte man Hitzegrade, die das Erschmelzen von Eisenerz zu Eisen erst ermöglichte. Der Weg zur Herstellung von leistungsfähigeren und dauerhafteren Werkzeugen war eröffnet. Die neue Technik führte die Menschen mit Riesenschritten in eine neue Zeit. Die hohe kulturelle und
wirtschaftliche Bedeutung der Holzkohle dauerte noch lange fort. Anfang des 19. Jahrhunderts schrieb Georg Ludwig Hartig in seinem »Lehrbuch für Förster und die es werden wollen«: »Erst durch die Kohle wurde es möglich, mit kleiner Masse Brennmaterial einen hohen Grad zusammengedrängter Hitze hervorzubringen«. Allein im ehemaligen Fürstentum Siegen wurden jährlich 35 000 Klafter Holz zu Kohle gebrannt, um mit ihr »alle Hütten und Hämmer in lebhaftem Gang zu erhalten«. Die Holzkohle spielte in dieser Zeit der vorindustriellen Fertigung eine überragende Rolle und ihrer Herstellung kam hoher Rang zu: »Unter allen technologischen Beschäftigungen, die im Walde vorfallen, ist die Köhlerey oder die Kohlenbrennerey bey weytem die wichtigste«. Steinkohle und Koks ließen die Holzkohle und mit ihr die Köhlerei zunehmend in den Hintergrund treten.
Aus Holz wird Holzkohle Entscheidend für das Brennen von Holzkohle ist es, nur soviel Sauerstoff auf das glühende Holz einwirken zu lassen, wie es der
Verkohlungsprozess erfordert. Dies geschieht durch die Steuerung der Luftzufuhr in den brennenden Meiler. In der im Meiler gewonnenen Holzkohle bleibt so bis zu 90% Kohlenstoff erhalten. Anders bei dem Holz, das man an der Luft durchglühen lässt. Hier verwandelt sich der Kohlenstoff durch die Verbindung mit Sauerstoff zu Kohlendioxid – die hitzeerzeugenden Stoffe verflüchtigen sich bei dieser Art des Brennens und gehen verloren.

Der Standort des Holzkohlenmeilers

Als Lieferant des notwendigen Holzes war der Wald der ideale Standort des Holzkohlenmeilers. Es wurde ein Ort gewählt, der Windschutz bot und Wasser in genügender Menge, denn nach dem Abbrennen des Meilers musste die noch heiße Holzkohle abgelöscht werden. Auch kam es vor, dass zuviel Sauerstoff in den Meiler geriet (etwa durch schadhafte Stellen im Erddach) – dann musste der Köhler
ebenfalls unter Einsatz von Wasser löschen. Genau wie damals lebt auch der Köhler in der Haard während des Verkohlungsprozesses – etwa drei Wochen lang – am Kohlplatz, um den Meiler Tag und Nacht beobachten und gegebenenfalls steuern zu können.

Die Arbeit des Köhlers

- Mit Hacke und Schaufel ebnet der Köhler die runde Meilerstätte oder »Kohlgrube« ein
- Im Zentrum der »Kohlgrube« wird aus Stangen ein Schacht mit einem Durchmesser von ca. 30 cm angelegt (Quandelschacht)
- Aufschichten des Kohlholzes um den Quandelschacht herum
- Bedecken des Kohlholzes mit Laub (Rauhdach)
- Abdichten des Meilers mit aufgeworfener Erde, der Stübbe (Erddach)
- Einfüllen glühender Holzkohle in den Quandelschacht.

Das Feuer frisst sich nun in die Tiefe. In den Quandelschacht wird ständig Brennmaterial nachgefüllt. Das Holz im Meiler beginnt zu glühen. Durch Löcher, die der Köhler in das Erddach stößt, reguliert er die Luftzufuhr und lenkt die Glut im Meilerinneren ab- und seitwärts. An Farbe und Geruch des Rauches erkennt der Köhler das Fortschreiten des Verkohlungsprozesses. Wenn der Rauch sich himmelblau färbt, sind die Kohlen gar. Jetzt muss das Feuer gelöscht werden. Der Köhler verschließt dazu die Löcher im Erddach, um das Feuer zu ersticken. Es dauert einige Tage, bis die Kohle so weit abgekühlt ist, dass man den Meiler öffnen und die Holzkohle entnehmen und abpacken kann.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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